Seit 2022 unterstützt der ehemalige Feuerwehrmann Andreas Bärtschi aus Weisslingen die Einsatzkräfte in der Ukraine mit ausgemusterten Fahrzeugen und Hilfsgütern. Sein Projekt, das als private Initiative begann, hat sich zu einem etablierten Verein entwickelt, der regelmässig lebenswichtige Ausrüstung in das Kriegsgebiet liefert.
Kürzlich kehrte Bärtschi von seiner neunten Hilfsmission zurück, die vollständig durch Spenden finanziert wurde. Das Engagement des Weisslingers wurde zudem in einer sechsteiligen Dokumentarserie festgehalten, die das wachsende Interesse und die Unterstützung für seine Arbeit unterstreicht.
Das Wichtigste in Kürze
- Andreas Bärtschi gründete den Verein «Hilfe für die Ukraine 8484», um Einsatzfahrzeuge zu liefern.
- Die neunte Mission, bestehend aus sechs Fahrzeugen, wurde komplett durch Spenden in Höhe von 40'000 Franken finanziert.
- Eine sechsteilige Dokumentation von Tele Top begleitet die Arbeit des Vereins und wurde kürzlich in Weisslingen gezeigt.
- Die Initiative wird stark von der lokalen Gemeinschaft getragen, sowohl durch Spenden als auch durch freiwillige Fahrer.
Ein persönlicher Anstoss für humanitäre Hilfe
Die Geschichte des Vereins «Hilfe für die Ukraine 8484» beginnt kurz nach der russischen Invasion im Februar 2022. Andreas Bärtschi, ein Mann mit langjähriger Erfahrung bei der Feuerwehr, nahm eine geflüchtete Frau aus der Ukraine bei sich auf. Durch sie erfuhr er von den prekären Bedingungen, unter denen ihr Sohn als Feuerwehrmann im Kriegsgebiet arbeitete.
Die Berichte über den Mangel an grundlegender Ausrüstung und funktionierenden Fahrzeugen bewegten Bärtschi zum Handeln. Er nutzte sein Fachwissen und seine Kontakte, um die erste Lieferung zu organisieren. Zunächst kaufte er ausgemusterte Feuerwehrfahrzeuge und Geländewagen und finanzierte den Transport aus eigener Tasche.
Vom Einzelprojekt zum Verein
Was als Einzelaktion begann, wuchs schnell zu einer grösseren Bewegung. Um die Hilfe zu strukturieren und Spenden transparent verwalten zu können, gründete Bärtschi den Verein «Hilfe für die Ukraine 8484». Der Name bezieht sich auf die Postleitzahl seines Heimatortes Weisslingen. Heute besteht das Kernteam aus vier festen Mitgliedern, um schnelle und unbürokratische Entscheidungen treffen zu können.
Diese schnelle Entscheidungsfähigkeit ist entscheidend, da der Bedarf in der Ukraine dringend ist und sich die Lage vor Ort ständig ändert. Der Verein kann so flexibel auf Anfragen reagieren und die benötigte Hilfe effizient organisieren.
Neunte Mission erfolgreich abgeschlossen
Am 22. September kehrte Andreas Bärtschi von seiner neunten Hilfsmission zurück. Acht Tage lang war er mit seinem Team unterwegs, um sechs dringend benötigte Fahrzeuge in die Ukraine zu überführen. Die Lieferung umfasste unter anderem ein Löschfahrzeug und einen Rettungswagen, die nun im Einsatz sind.
Diese Mission markiert einen wichtigen Meilenstein für den Verein. Die Kosten von rund 40'000 Franken konnten erstmals vollständig durch Spendengelder gedeckt werden. Bärtschi betont, dass dies keine Selbstverständlichkeit sei. Besonders erfreulich ist die Unterstützung durch einen anonymen Spender, der zugesagt hat, jede eingehende Spende zu verdoppeln.
«Es ist unglaublich zu sehen, wie gross die Solidarität ist. Dass wir eine ganze Mission nur mit Spenden finanzieren konnten, zeigt, dass unsere Arbeit ankommt und geschätzt wird.»
Die wachsende Unterstützung ermöglicht es dem Verein, seine Hilfe kontinuierlich auszubauen und mehr Fahrzeuge und Material zu liefern. Jede Fahrt ist logistisch anspruchsvoll und erfordert eine sorgfältige Planung, um die Sicherheit des Teams und den erfolgreichen Transport der Güter zu gewährleisten.
Die Arbeit im Fokus einer Dokumentation
Das Engagement von Andreas Bärtschi und seinem Team blieb nicht unbemerkt. Ein Videojournalist von Tele Top wurde auf die Initiative aufmerksam und schlug vor, eine Dokumentarserie über die Hilfstransporte zu drehen. Das Ergebnis ist eine sechsteilige Serie, die authentische Einblicke in die anspruchsvolle Arbeit des Vereins gibt.
Die Dreharbeiten fanden während einer achttägigen Mission statt, bei der das Filmteam die Fahrer auf engstem Raum begleitete. «Wir hatten keine Zeit, eine Szene zweimal zu drehen», erklärt Bärtschi. «Wir waren auf einer echten Mission, daher konnten wir mit den Fahrzeugen nicht einfach umkehren.» Diese Bedingungen sorgten für absolut authentische Aufnahmen, die die Herausforderungen und die Realität der Fahrten ungeschminkt zeigen.
Breites Interesse in der Bevölkerung
Die Premiere der Dokumentation fand im Mai in einem Winterthurer Kino statt. Am 25. September wurde der Film auch in Bärtschis Heimatdorf Weisslingen gezeigt. Rund 180 Personen besuchten die Vorführung, bei der Spenden in Höhe von 6'500 Franken gesammelt wurden. Dies zeigt die starke Verankerung des Projekts in der lokalen Gemeinschaft.
Die Dokumentation dient nicht nur der Information, sondern hilft auch dabei, neue Unterstützer und Freiwillige zu gewinnen. Sie macht die Dringlichkeit der Hilfe sichtbar und zeigt, wie direkte Unterstützung vor Ort ankommt.
Freiwillige finden und Risiken abwägen
Die Suche nach freiwilligen Fahrern für die gefährlichen Missionen stellt eine besondere Herausforderung dar. Andreas Bärtschi nutzt dafür oft seinen WhatsApp-Status, den über 300 Personen regelmässig verfolgen. Auch in der Dorfbeiz spricht er potenzielle Helfer direkt an.
Die Bedenken der Familien
Oftmals ist die anfängliche Begeisterung gross. «Viele sagen spontan zu, dass sie mitkommen wollen», erzählt Bärtschi. Doch zu Hause stossen die Freiwilligen nicht immer auf Zustimmung. Die Sorge der Familien, insbesondere der Ehefrauen, ist gross. Die Vorstellung, einen Angehörigen in ein Kriegsgebiet reisen zu lassen, ist für viele nur schwer zu ertragen.
Bärtschi hat dafür volles Verständnis. Er selbst habe jedoch keine Angst. Seine Erfahrung als Feuerwehrmann habe ihn gelehrt, mit Risiken umzugehen. «Wir hatten bei der Feuerwehr auch alle paar Jahre einen Toten auf der Strasse. Ein Restrisiko gibt es überall», erklärt er. Er ist sich bewusst, dass das Risiko in der Ukraine erhöht ist, fühlt sich aber durch gute Vorbereitung und ein grosses Netzwerk an Kontakten vor Ort sicher.
Dieses Netzwerk, das sich über das ganze Land erstreckt, ist im Notfall entscheidend. «Wenn etwas schiefläuft, genügt oft ein Anruf, und meine Kontakte setzen alles in Bewegung, um zu helfen», sagt Bärtschi. Dieses Sicherheitsnetz ist ein wichtiger Faktor, um die Missionen verantwortungsvoll durchführen zu können.




