Ein bedeutender Wandteppich, der Szenen aus Friedrich Schillers Drama «Wilhelm Tell» darstellt, hat seine langjährige Heimat in der Primarschule Trüllikon verlassen. Das Kunstwerk, das über 70 Jahre lang die Eingangshalle der Schule schmückte, ist vorübergehend in einer Kunstgalerie in Winterthur ausgestellt. Es soll schliesslich in ein Museumsdepot überführt werden.
Wichtige Punkte
- Der Wandteppich zeigt Schlüsselszenen aus Schillers «Wilhelm Tell».
- Er hing über 70 Jahre in der Primarschule Trüllikon.
- Das Werk ist 4,1 Meter breit und 1,7 Meter hoch.
- Der Teppich ist derzeit in der Galerie Amsel Werk in Winterthur zu sehen.
- Die Endstation wird voraussichtlich das Depot des Schweizerischen Nationalmuseums sein.
Ein Kunstwerk mit langer Geschichte
Der Wandteppich visualisiert zwei zentrale Momente der Tell-Sage. Auf der linken Seite ist Walters Apfelschuss dargestellt, bei dem Wilhelm Tell den Apfel vom Kopf seines Sohnes schiesst. Grimmige Krieger beobachten die Szene. Rechts ist Tells waghalsige Flucht auf dem stürmischen Urnersee zu sehen, bei der er aus dem Boot springt und seine Verfolger in Angst versetzt.
Das Kunstwerk basiert auf Skizzen des Winterthurer Malers Robert Wehrlin (1903–1964), der in Paris lebte. Wehrlin hielt seine Vorstellung der dramatischen Apfelschussszene in mehreren Entwürfen fest. Diese dienten der Winterthurer Textilkünstlerin Annelies Amsler-Falch als Vorlage für die Umsetzung auf Leinen.
Faktencheck
- Künstlerische Zusammenarbeit: Maler Robert Wehrlin lieferte die Skizzen, Textilkünstlerin Annelies Amsler-Falch setzte sie um.
- Materialien: Amsler-Falch verwendete Nadel, Garn, Wolle und Seide für die detailreiche Ausführung.
- Dimensionen: Der Teppich misst beeindruckende 4,1 Meter in der Breite und 1,7 Meter in der Höhe.
Der Umzug nach Winterthur
Nach über sieben Jahrzehnten in Trüllikon wurde der Wandteppich nach Winterthur überführt. Nold Amsler, der Sohn der verstorbenen Annelies Amsler-Falch, fand eine temporäre Bleibe in der Galerie Amsel Werk. Diese Galerie, ebenfalls in Winterthur ansässig, bietet dem Kunstwerk eine würdige Zwischenstation, bevor es seinen endgültigen Platz finden soll.
Die Szenen auf dem Teppich wechseln zwischen Ernst und Komik. Sie spiegeln die Interpretation der Künstler wider. Die Darstellung von Wind und Wellen, die Gesslers Ritter in Todesangst versetzen, zeigt die dramatische Kraft des Werkes.
«Die Hommage ihres Sohnes hat die längst verstorbene Annelies Amsler mehr als verdient. Virtuos und detailkundig hatte sie mit Nadel, Garn, Wolle und Seide umgesetzt, was der befreundete Wehrlin mit Kreide und Pinsel einst imaginiert hatte.»
Die Bedeutung der Zusammenarbeit
Die Zusammenarbeit zwischen Robert Wehrlin und Annelies Amsler-Falch ist ein Beispiel für kreative Synergie. Wehrlins malerische Vision wurde durch Amsler-Falchs handwerkliches Können in ein textiles Meisterwerk verwandelt. Diese künstlerische Partnerschaft verlieh dem Wandteppich seine einzigartige Qualität und seinen historischen Wert.
Der Teppich ist nicht nur ein Kunstwerk, sondern auch ein Stück Schweizer Kulturgeschichte. Er bewahrt die Erinnerung an eine der bekanntesten Legenden des Landes. Seine Präsenz in einer Schule über Generationen hinweg unterstreicht seine pädagogische und kulturelle Relevanz.
Zukunft im Museumsdepot
Die letzte Station des Wandteppichs wird voraussichtlich das Depot des Schweizerischen Nationalmuseums sein. Dies sichert die langfristige Erhaltung des Werkes. Museale Depots bieten optimale Bedingungen für die Lagerung von Kunst und Kulturgütern. Dazu gehören kontrollierte Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Dies schützt den Teppich vor Alterung und Beschädigung.
Hintergrundinformationen
Das Schweizerische Nationalmuseum sammelt, bewahrt und vermittelt Zeugnisse der Schweizer Geschichte und Kultur. Seine Depots sind wichtige Orte für die Lagerung von Objekten, die nicht ständig ausgestellt werden können, aber von nationaler Bedeutung sind. Die Aufnahme des Tell-Wandteppichs in diese Sammlung unterstreicht seine kulturelle Relevanz.
Die Ausstellung in der Galerie Amsel Werk bietet der Öffentlichkeit eine seltene Gelegenheit, das Werk vor seiner Einlagerung zu sehen. Die Galerie befindet sich an der Stadthausstrasse 51 in Winterthur. Interessierte können die Ausstellung bis zum 20. Dezember besuchen. Eine Anmeldung ist unter mail@amselwerk.ch erforderlich.
Erhaltung für künftige Generationen
Die Entscheidung, den Teppich in ein Museumsdepot zu überführen, gewährleistet seine Erhaltung für zukünftige Generationen. Solche Werke sind oft empfindlich gegenüber Licht, Staub und Temperaturschwankungen. Eine fachgerechte Lagerung ist daher entscheidend für ihren Fortbestand. Dies ermöglicht es Forschern und Kuratoren, den Teppich bei Bedarf für Studien oder zukünftige Ausstellungen zugänglich zu machen.
Der Wandteppich ist ein Zeugnis der Schweizer Textilkunst und der Interpretation nationaler Mythen. Seine Reise von einer Primarschule zu einem nationalen Depot ist ein Beispiel für den verantwortungsvollen Umgang mit Kulturgütern. Dies sichert, dass Geschichten wie die von Wilhelm Tell auch in textiler Form weiterleben.
- Ausstellungsort: Galerie Amsel Werk, Stadthausstrasse 51, Winterthur.
- Ausstellungsdauer: Bis 20. Dezember.
- Anmeldung: Erforderlich per E-Mail an mail@amselwerk.ch.





