Die Kunstausstellung Jungkunst in Winterthur, ein wichtiges Schaufenster für junge Schweizer Kunstschaffende, steht vor erheblichen finanziellen Herausforderungen. Kurz vor der Eröffnung wurde bekannt, dass der Hauptsponsor UBS seine Unterstützung drastisch reduziert hat. Dies wirft Fragen über die Zukunft des etablierten Kulturevents auf.
Die Kürzung trifft die Organisation in einer Zeit, in der auch andere Kulturinstitutionen in der Region um ihre Finanzierung bangen müssen. Die Jungkunst findet in diesem Jahr vom 23. bis 26. Oktober in der Halle 710 am Eulachpark statt und präsentiert Werke von 27 aufstrebenden Künstlerinnen und Künstlern.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Hauptsponsor UBS hat seinen Beitrag an die Jungkunst um zwei Drittel gekürzt, was 13’000 Franken oder 5 % des Gesamtbudgets entspricht.
- Die Veranstalter sehen die Zukunft des Events durch die Kürzungen und die unsichere öffentliche Förderung gefährdet.
- Rund 50 % der Einnahmen muss die Jungkunst selbst durch Eintritte, Kunstverkäufe und Gastronomie erwirtschaften.
- Das Problem der Sponsorenkürzungen betrifft auch andere Winterthurer Kultureinrichtungen wie die Kurzfilmtage.
Ein harter Schlag für die junge Kunstszene
Die Nachricht kam für die Organisatoren überraschend und zu einem kritischen Zeitpunkt. Der Hauptsponsor UBS, ein langjähriger Partner der Veranstaltung, hat seinen finanziellen Beitrag von bisher 20’000 Franken auf neu 7’000 Franken reduziert. Das ist eine Kürzung um 13’000 Franken, also fast zwei Drittel des ursprünglichen Betrags.
Lea Schepers, Mediensprecherin der Jungkunst, bestätigte auf Anfrage die angespannte Lage. Sie erklärte, dass dieser Ausfall die Stabilität des gesamten Events gefährden könnte. Obwohl die Kürzung «nur» fünf Prozent des Gesamtbudgets ausmacht, ist der symbolische und finanzielle Verlust erheblich für eine Organisation, die auf jeden Franken angewiesen ist.
Die Jungkunst ist nicht nur eine Ausstellung, sondern auch eine Plattform, die jungen Kunstschaffenden Sichtbarkeit und eine erste Verkaufsmöglichkeit bietet. Für viele der teilnehmenden Künstler, die zwischen 1991 und 2003 geboren wurden, ist dies ein entscheidender Schritt in ihrer Karriere.
Das fragile Finanzierungsmodell der Kultur
Die finanzielle Struktur der Jungkunst zeigt, wie verwundbar viele Kulturveranstaltungen sind. Das Budget stützt sich auf drei Hauptpfeiler: Sponsoring, öffentliche Gelder und Eigeneinnahmen. Wenn einer dieser Pfeiler wackelt, gerät das ganze Gebilde ins Schwanken.
Finanzierung der Jungkunst im Überblick
- Sponsoring: Neben der UBS gibt es rund 20 weitere Sponsoren. Die meisten leisten jedoch Sachspenden. Nur drei weitere Geldgeber steuern Beträge zwischen 1’000 und 3’000 Franken bei.
- Öffentliche Hand: Stadt und Kanton Winterthur unterstützen den Anlass mit je 10’000 Franken. Diese Beiträge müssen jedoch jedes Jahr neu beantragt werden und sind nicht garantiert.
- Stiftungen: In diesem Jahr kommt ein Beitrag von 9’500 Franken von der Stefanini-Stiftung SKKG.
- Eigeneinnahmen: Rund die Hälfte des Budgets wird durch Ticketverkäufe, eine Provision auf verkaufte Kunstwerke und die Gastronomie vor Ort erwirtschaftet.
Diese Aufteilung verdeutlicht die hohe Abhängigkeit von externen Geldgebern. Besonders problematisch ist die Unsicherheit bei den öffentlichen Mitteln. Da es sich um Projektbeiträge handelt, besteht keine Planungssicherheit für die Folgejahre. Die Organisatoren müssen jedes Jahr aufs Neue um Unterstützung werben.
«Die Reduktion des UBS-Sponsorings könnte den Kunstevent durchaus gefährden, zumal auch die Beiträge der öffentlichen Hand nicht fix sind.» - Lea Schepers, Mediensprecherin Jungkunst
Ein Trend, der Sorgen bereitet
Die Jungkunst ist kein Einzelfall in Winterthur. Erst kürzlich wurde bekannt, dass die Internationalen Kurzfilmtage Winterthur ebenfalls einen wichtigen Sponsor verlieren. Die Zürcher Kantonalbank (ZKB) beendet ihr Engagement per Ende 2025. Dieses Muster zeigt einen besorgniserregenden Trend: Grosse Unternehmen scheinen ihre Sponsoring-Strategien zu überdenken, was vor allem kleinere und mittlere Kulturveranstaltungen hart trifft.
Kulturförderung im Wandel
In den letzten Jahren hat sich die Landschaft der Kulturförderung verändert. Während früher langfristige Partnerschaften üblich waren, setzen Unternehmen heute vermehrt auf projektbezogenes Sponsoring mit klaren Marketingzielen. Zudem konkurriert die Kultur mit Sport- und Sozialprojekten um dieselben Gelder. Für Nischenveranstaltungen wie die Jungkunst wird es dadurch immer schwieriger, finanzielle Stabilität zu erreichen.
Die Bedeutung der Jungkunst für Winterthur
Trotz der finanziellen Sorgen blicken die Veranstalter optimistisch auf die diesjährige Ausgabe. Der Anlass findet zum zweiten Mal in der Halle 710 am Eulachpark statt, nachdem er viele Jahre auf dem Sulzerareal im Stadtzentrum beheimatet war. Der neue Standort bietet andere Möglichkeiten, stellt die Organisatoren aber auch vor logistische Herausforderungen.
Im vergangenen Jahr zog die Veranstaltung rund 4’500 Besucherinnen und Besucher an. Diese Zahl unterstreicht die Relevanz des Events für die Region. Die Jungkunst ist mehr als nur eine Ausstellung; sie ist ein Treffpunkt für Kunstinteressierte, Sammler und die Künstler selbst. Begleitet wird die Hauptausstellung von einem reichhaltigen Rahmenprogramm mit Konzerten, Kunstaktionen und Führungen, das ein breites Publikum anspricht.
Für die 27 ausstellenden Künstler, die fast alle aus der Schweiz stammen, bietet die Jungkunst eine unverzichtbare Plattform. Sie erhalten nicht nur die Chance, ihre Werke einem grossen Publikum zu präsentieren, sondern auch wertvolle Kontakte zu knüpfen und erste Verkäufe zu tätigen. Der Wegfall einer solchen Plattform wäre ein herber Verlust für die Nachwuchsförderung in der Schweizer Kunstszene.
Wie geht es weiter?
Die Zukunft der Jungkunst hängt nun stark davon ab, ob es gelingt, neue Finanzierungsquellen zu erschliessen. Die Organisatoren müssen sich intensiv um neue Sponsoren bemühen und gleichzeitig die Einnahmen aus dem Ticketverkauf und der Gastronomie maximieren. Der Erfolg der diesjährigen Veranstaltung wird dabei ein wichtiger Indikator sein.
Die aktuelle Situation ist ein Weckruf für die Kulturpolitik in Winterthur und darüber hinaus. Es stellt sich die Frage, wie die Rahmenbedingungen für Kulturveranstaltungen verbessert werden können, um ihnen mehr Planungssicherheit zu geben. Ohne eine verlässliche finanzielle Basis wird es für engagierte Initiativen wie die Jungkunst immer schwieriger, zu überleben und die kulturelle Vielfalt der Stadt zu bereichern.





