Die Internationalen Kurzfilmtage Winterthur stehen vor einer existenziellen Herausforderung. Die Zürcher Kantonalbank (ZKB), langjähriger Hauptsponsor, beendet ihr Engagement zum Jahresende. Dies gefährdet den Fortbestand des renommierten Festivals, das seit einem Jahr vergeblich nach neuen Geldgebern sucht.
Trotz Rekordbesucherzahlen im letzten Jahr könnte die diesjährige Ausgabe des Festivals die vorerst letzte sein, falls die fehlenden Mittel nicht zeitnah ersetzt werden können. Die Organisatoren warnen vor einem möglichen Ende, das die Schweizer Kulturlandschaft empfindlich treffen würde.
Wichtige Punkte
- Die Zürcher Kantonalbank zieht sich als Hauptsponsor der Kurzfilmtage Winterthur zurück.
- Dem Festival fehlen dadurch erhebliche finanzielle Mittel.
- Die Suche nach neuen Sponsoren war bisher erfolglos.
- Das Festivalbudget beträgt rund 1,5 Millionen Franken.
- Trotz hoher Besucherzahlen ist der Fortbestand des Festivals gefährdet.
Hauptsponsor ZKB beendet Engagement
Die Zürcher Kantonalbank hat bestätigt, dass sie ihr Hauptsponsoring der Internationalen Kurzfilmtage Winterthur zum Ende des Jahres einstellt. Diese Entscheidung wurde bereits im Jahr 2024 getroffen. Sie erfolgte im Rahmen einer regelmässigen Überprüfung des Sponsoring-Portfolios der Bank.
Die ZKB unterstützte das Festival seit dem Jahr 2000. Ihr Rückzug hinterlässt eine grosse Lücke im Budget der Kurzfilmtage. Das Festival ist damit gezwungen, schnell neue Finanzierungsmöglichkeiten zu finden.
Faktencheck
- Sponsoring-Ende: Die Zürcher Kantonalbank beendet ihr Hauptsponsoring zum Jahresende.
- Dauer des Engagements: Die ZKB unterstützte das Festival seit 2000, also 24 Jahre lang.
- Entscheidungsgrund: Regelmässige Evaluierung des Sponsoring-Portfolios.
Existenzielle finanzielle Notlage
Der Ausstieg der ZKB stellt die Kurzfilmtage vor eine existenzielle Bedrohung. Obwohl das Festival vom 4. bis 9. November wie geplant stattfinden kann, ist die langfristige Zukunft ungewiss. Die Veranstalter benötigen dringend neue Mittel, um den Betrieb aufrechtzuerhalten.
In einer offiziellen Stellungnahme des Festivals heisst es:
«Das Ende der Partnerschaft stellt uns vor eine existenzielle Herausforderung. Durch den Wegfall fehlt den Kurzfilmtagen Geld in der Kasse, um den Betrieb langfristig aufrechtzuerhalten.»
Die Möglichkeiten, weiter zu sparen oder zusätzliche Einnahmen zu generieren, seien laut Festivalangaben «zu einem grossen Teil ausgeschöpft». Dies deutet auf eine bereits angespannte finanzielle Situation hin.
Wegfall weiterer Unterstützung
Bereits in diesem Jahr fiel eine weitere wichtige Unterstützung weg. Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) strich ihr Kulturprogramm und damit auch ihre Beiträge für die Kurzfilmtage. Die Deza hatte das Festival mit 65'000 Franken gefördert.
Eine Verkleinerung des Festivals wird von den Veranstaltern als keine Option betrachtet. Sie argumentieren, dass eine gewisse Grösse notwendig sei, um in der internationalen Filmszene weiterhin relevant zu bleiben und die Qualität des Angebots zu sichern.
Hintergrundinformationen
Die Internationalen Kurzfilmtage Winterthur sind das grösste Kurzfilmfestival der Schweiz. Sie bieten eine Plattform für nationale und internationale Kurzfilme. Seit einigen Jahren können Filme, die hier gezeigt werden, für den Oscar nominiert werden. Dies unterstreicht die hohe Bedeutung und internationale Anerkennung des Festivals.
Das Budget und die Finanzierungsstruktur
Weder die ZKB noch das Festival haben sich zur genauen Höhe des wegfallenden Betrags geäussert. Es ist jedoch klar, dass es sich um eine erhebliche Summe handelt. Gemäss dem Jahresbericht 2024 trugen Sponsoren und Stiftungen fast 330'000 Franken zum Festival bei.
Die Stadt Winterthur und der Kanton Zürich steuerten mit fast 700'000 Franken einen noch grösseren Anteil bei. Das Gesamtbudget des Festivals liegt bei knapp 1,5 Millionen Franken.
Finanzierungsverteilung (2024)
- Sponsoren und Stiftungen: ca. 330'000 CHF
- Öffentliche Hand (Stadt/Kanton): ca. 700'000 CHF
- Gesamtbudget: ca. 1,5 Millionen CHF
Rudolf Gehring, der kaufmännische Leiter des Festivals, erklärte vor einem Jahr die Finanzierungsstruktur. Rund 25 Prozent der Mittel stammen von Sponsoren und Stiftungen. Etwa 65 Prozent kommen von der öffentlichen Hand. Die restlichen 10 Prozent generiert das Festival aus eigenen Einnahmen.
Gehring warnte damals bereits:
«Wenn nur ein grosser Partner wegbricht, ist die Existenz des Festivals infrage gestellt.»Diese Befürchtung ist nun Realität geworden.
Ein Jahr vergebliche Suche nach Lösungen
Die Festivalleitung ist sich der finanziellen Schwierigkeiten bewusst. Rudolf Gehring berichtet, dass sie bereits seit einem Jahr aktiv nach neuen Lösungen suchen. Er und der künstlerische Leiter John Canciani hatten ursprünglich geplant, die Öffentlichkeit erst nach dem diesjährigen Festival über den Ausstieg der ZKB zu informieren. Sie befürchteten einen Imageschaden.
Gehring zeigte sich überrascht, wie lange die Information geheim gehalten werden konnte. Er merkte an, dass sie mit vielen Personen über die Situation sprechen mussten.
ZKB bleibt im Filmbereich aktiv
Die ZKB gibt keine detaillierten Auskünfte zu ihren genauen Beweggründen für den Ausstieg. Sie betont jedoch, dass der Bereich Film und Kino weiterhin ein fester Bestandteil ihres Kultursponsorings bleibt. Andere Filmfestivals wie Pink Apple und die Schweizer Jugendfilmtage erhalten weiterhin Beiträge von der ZKB.
Trend zum Sponsoren-Ausstieg
Der Rückzug von Sponsoren bei Filmfestivals ist in diesem Jahr kein Einzelfall. Im Juni wurde bekannt, dass die Swisscom aus den Solothurner Filmtagen aussteigt. Die NZZ verkaufte im Juli das Zurich Film Festival an dessen Leitung.
Diese Entwicklungen zeigen einen allgemeinen Trend. Kultureinrichtungen müssen sich zunehmend um alternative Finanzierungsmodelle bemühen. Die Abhängigkeit von einzelnen Grosssponsoren birgt hohe Risiken.
Publikumsinteresse steigt
Paradoxerweise ist das Publikumsinteresse an den Internationalen Kurzfilmtagen Winterthur so gross wie nie zuvor. Im Jahr 2023 verzeichnete das Festival einen Besucherrekord. Im darauffolgenden Jahr wurden 17'000 Eintritte gezählt.
Auch die Solothurner Filmtage erlebten dieses Jahr einen leichten Anstieg auf 65'000 Eintritte. Dies zeigt, dass die Nachfrage nach kulturellen Veranstaltungen hoch ist, während die Finanzierung zunehmend schwieriger wird.
Ein Beispiel für den Erfolg des Festivals ist der kroatische Regisseur Nebojša Slijepčević. Sein Film «The Man Who Could Not Remain Silent» gewann 2024 den Publikumspreis der Kurzfilmtage und wurde später für einen Oscar als bester Kurzfilm nominiert. Dies unterstreicht die Bedeutung des Festivals als Sprungbrett für internationale Talente.
Die Internationalen Kurzfilmtage Winterthur finden dieses Jahr vom 4. bis 9. November statt. Die Zukunft des Festivals über diesen Zeitraum hinaus bleibt jedoch ungewiss.
- Die Kurzfilmtage sind ein wichtiges Event für die Schweizer Filmindustrie.
- Sie bieten eine Plattform für aufstrebende Filmemacher.
- Internationale Anerkennung durch Oscar-Nominierungen.





