Der Winterthurer Schauspieler Matthias Schoch spielt eine der Hauptrollen in «Unsere kleine Botschaft», der ersten SRF-Sitcom seit über 20 Jahren. Obwohl die Serie in einem warmen, lateinamerikanischen Land spielt, waren die Dreharbeiten alles andere als sommerlich. Gedreht wurde im Januar und Februar in einer eiskalten Fabrikhalle in Wädenswil.
Für den 39-Jährigen, der in Winterthur aufgewachsen ist und heute die renommierte «Karl's kühne Gassenschau» leitet, war der Dreh eine absurde Erfahrung. Während die Kameras liefen, trug er Bermudashorts und geblümte Hemden; in den Pausen schützte er sich mit dicker Jacke und Wollsocken vor der Kälte.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Winterthurer Matthias Schoch spielt in der neuen SRF-Sitcom «Unsere kleine Botschaft».
- Die Serie ist die erste Sitcom des Senders seit mehr als zwei Jahrzehnten.
- Die Dreharbeiten fanden im Winter in einer unbeheizten Fabrikhalle statt, obwohl die Handlung im Sommer spielt.
- Schoch ist auch Co-Leiter von «Karl's kühne Gassenschau» und hat starke Wurzeln in der Winterthurer Kulturszene.
Eine diplomatische Komödie
Die neue sechsteilige Serie «Unsere kleine Botschaft», die ab dem 31. Oktober auf SRF 1 und Play SRF zu sehen ist, dreht sich um die turbulenten Ereignisse in einer Schweizer Botschaft in Lateinamerika. Im Mittelpunkt steht die von Susanne Kunz gespielte Botschafterin, die kurz vor dem Abschluss eines wichtigen Eisenbahnprojekts steht.
Die Situation eskaliert, als ihr Ex-Mann, ein Bundesrat, seinen Besuch ankündigt. Die Botschafterin setzt daraufhin alle Hebel in Bewegung, um seine Ankunft zu verhindern, was zu einer Reihe komischer Verwicklungen führt.
Die Rolle des Party-Beauftragten
Matthias Schoch verkörpert Konstantin, genannt «Konsti», einen Botschaftsmitarbeiter, der das Leben nicht allzu ernst nimmt. Mit seinen geblümten Hemden und einer Vorliebe für Mimosa-Cocktails sorgt er für eine lockere Atmosphäre, stört aber auch regelmässig den Arbeitsablauf seiner Kollegen. Die Rolle des lebenslustigen Störenfrieds ist eine Facette des vielseitigen Schauspielers.
Zurück zur Sitcom: Ein seltenes Format im SRF
Sitcoms, also Situationskomödien, waren lange Zeit kein fester Bestandteil des SRF-Programms. «Unsere kleine Botschaft» markiert die Rückkehr zu einem Genre, das auf pointierte Dialoge und wiederkehrende Charaktere setzt. Im Gegensatz zu früheren Produktionen wird hier bewusst auf eingespielte Lacher aus dem Off verzichtet, was den Zuschauern die Freiheit gibt, selbst zu entscheiden, was sie lustig finden.
Dreharbeiten unter extremen Bedingungen
Die grösste Herausforderung bei der Produktion war nicht das komödiantische Timing, sondern die Temperatur am Set. «Wir drehten im Januar und Februar in einer kalten Fabrikhalle in Wädenswil und mussten so tun, als sei es heiss», erklärte Schoch in einem Gespräch. Diese Diskrepanz zwischen der fiktiven Sommerhitze und der realen Winterkälte prägte den Arbeitsalltag.
In den Drehpausen war schnelles Umdenken gefragt. «Ich zog über meine Bermuda-Hemden eine dicke Jacke an und trug Wollstrümpfe», so der Schauspieler. Diese absurden Umstände schweissten das Team jedoch zusammen.
«Es war eine absurde Situation: Wir drehten im Januar und Februar in einer kalten Fabrikhalle und mussten so tun, als sei es heiss.»
Präzision für die perfekte Pointe
Komödie erfordert ein exaktes Timing. Um sicherzustellen, dass jede Pointe sitzt, wurden die Szenen intensiv geprobt und oft wiederholt. «Wir nahmen jede Szene bis zu zwanzig Mal auf, bis das Timing stimmte», berichtet Schoch. Der Einsatz von zwei digitalen Kameras gleichzeitig ermöglichte dabei ein schnelles Arbeitstempo.
Dieser moderne Produktionsprozess unterscheidet sich stark von früheren Erfahrungen des Schauspielers. Für den Kinofilm «Jeune homme» aus dem Jahr 2006 wurde noch teures, analoges Filmmaterial verwendet, was zu einer deutlich langsameren Arbeitsweise führte.
Ein Leben zwischen Zirkus, Oper und Büro
Matthias Schoch ist in der Schweizer Kulturszene fest verankert und bekannt für seine Vielseitigkeit. Seit diesem Jahr leitet er gemeinsam mit Max Merker die legendäre Freilicht-Theatertruppe «Karl's kühne Gassenschau». Zuvor war er von 2014 bis 2018 künstlerischer Leiter des Zirkus Chnopf.
Vielseitige Karriere
- Schauspiel: Hauptrolle im Kinofilm «Jeune homme» (2006), diverse Theater- und TV-Rollen.
- Leitung: Co-Leiter von «Karl's kühne Gassenschau» (seit 2025), Künstlerischer Leiter Zirkus Chnopf (2014–2018).
- Ausblick: Eine Sprechrolle im Opernhaus Zürich im kommenden Jahr.
Seine Arbeit beschränkt sich nicht nur auf die Bühne. Als Leiter der Gassenschau verbringt er viel Zeit im Büro, reist zu anderen Vorstellungen und sucht nach neuen Talenten. Die Vorbereitung auf seine Rollen nimmt er sehr ernst. Für eine kommende Produktion am Zürcher Opernhaus, bei der er nur ein einziges Lied singt, begann er bereits im Vorjahr mit dem Gesangsunterricht.
Starke Verbindungen nach Winterthur
Obwohl Matthias Schoch heute mit seiner Frau und drei Kindern in Solothurn lebt, sind seine Wurzeln tief in Winterthur verankert. Er wuchs in Rickenbach auf, besuchte das Gymnasium Rychenberg und die Rudolf-Steiner-Schule. Seine ersten filmischen Gehversuche unternahm er vor über 20 Jahren in den Wäldern rund um Winterthur.
Damals half er der ebenfalls aus Winterthur stammenden Regisseurin Sophia Bösch bei ihren ersten Kurzfilmprojekten, trug Kabel und bediente die Kamera. Diese frühen Erfahrungen legten den Grundstein für seine spätere Karriere.
Auch heute verfolgt er das kulturelle Geschehen in seiner Heimatstadt, insbesondere das Programm des Casinotheaters. Der Kontakt zu Freunden und Weggefährten aus der Region ist ihm weiterhin wichtig, auch wenn die Zeit für Besuche durch Familie und Beruf oft knapp ist.





