Mit dem Einzug des Herbstes beginnt in Winterthur die Saison der Marroni. Während an der Marktgasse geröstete Kastanien verkauft werden, bietet die Stadt auch die Möglichkeit, die Früchte selbst zu sammeln. An mehreren öffentlich zugänglichen Orten wachsen Edelkastanienbäume, deren Früchte kostenlos aufgelesen werden dürfen.
Wer sich auf die Suche macht, sollte jedoch einige wichtige Regeln kennen, um die geniessbaren Edelkastanien von den giftigen Rosskastanien zu unterscheiden und die Bäume zu schützen.
Das Wichtigste in Kürze
- In Winterthur gibt es rund zwei Dutzend öffentlich zugängliche Edelkastanienbäume, die meisten davon am Brühlberg.
- Esskastanien (Marroni) haben eine sehr stachelige Hülle und gezackte Blätter, während giftige Rosskastanien eine glattere Schale haben.
- Die Früchte dürfen nur vom Boden aufgelesen werden; das Klettern auf die Bäume oder das Abschütteln der Äste ist nicht erlaubt.
- Vor der Zubereitung sollten die Marroni in Wasser gelegt werden, um ungeniessbare Exemplare auszusortieren.
Standorte der Marronibäume in Winterthur
Die Stadt Winterthur beheimatet eine überschaubare Anzahl an Edelkastanien. Laut dem städtischen Baumkataster gibt es im Siedlungsgebiet etwa zwei Dutzend Bäume, deren Früchte für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Hinzu kommen schätzungsweise vierzig weitere Exemplare in den Wäldern rund um die Stadt, deren genaue Standorte jedoch nicht erfasst sind.
Ein grosser Teil der städtischen Marronibäume konzentriert sich auf das Gebiet um den Brühlberg. „Dies liegt an der günstigen Südexposition“, erklärt Beat Kunz, Leiter von Stadtgrün Winterthur. Die Edelkastanie, eine ursprünglich mediterrane Baumart, bevorzugt sonnige und warme Lagen.
Mediterrane Bäume in der Schweiz
Die Edelkastanie wurde ursprünglich von den Römern in die Schweiz gebracht und ist vor allem im Kanton Tessin weit verbreitet. In Regionen wie Winterthur ist der Boden oft zu kalkhaltig und nicht sauer genug, was das Wachstum der Bäume erschwert. Im Brühlgutpark wurden in den Jahren 2019 und 2022 fünf junge Edelkastanien gepflanzt, um den Bestand zu erweitern.
Die Zukunft der Edelkastanie in der Stadt
Obwohl die Bedingungen in Winterthur nicht ideal sind, könnte sich das in Zukunft ändern. „Der Klimawandel könnte ein Grund sein, künftig mehr Marronibäume anzupflanzen“, so Kunz. Wärmere Temperaturen könnten dazu führen, dass sich die Edelkastanie auch nördlich der Alpen wohler fühlt. In der Stadt Zürich wurde die Zahl der Edelkastanien auf öffentlichem Grund in den letzten drei Jahren bereits verdreifacht, da sie als robuster „Stadtbaum mit vielen Qualitäten“ gilt.
Wichtige Regeln für die Ernte
Wer selbst Marroni sammeln möchte, muss sicherstellen, dass er sich auf öffentlichem Grund befindet. „Bei der Ernte muss man sich sicher sein, dass es sich um einen Baum der Stadt handelt und nicht um einen auf Privatgrund“, betont Beat Kunz. Das Betreten von privaten Gärten ist nicht gestattet.
Ein weiterer entscheidender Punkt ist die korrekte Identifizierung der Früchte. Die Verwechslung mit der Rosskastanie kann gesundheitliche Folgen haben. Rosskastanien sind für den Menschen giftig und können zu Übelkeit und Bauchschmerzen führen.
Unterschiede zwischen Ess- und Rosskastanie
- Hülle: Die Hülle der Edelkastanie ist mit unzähligen langen, spitzen Stacheln besetzt. Die Schale der Rosskastanie ist hingegen meist glatt oder hat nur wenige kurze, dicke Stacheln.
- Blätter: Die Blätter der Edelkastanie sind einzeln, länglich und haben einen gezackten Rand. Rosskastanienblätter sind gross und handförmig zusammengesetzt.
- Früchte: In einer Hülle der Edelkastanie befinden sich meist zwei bis drei abgeflachte Früchte. Die Rosskastanie ist einzeln, rund und deutlich grösser.
Sammeln mit Respekt vor der Natur
Für die Ernte von Marroni ist kein grosser Aufwand nötig. „Wenn die Früchte reif sind, fallen sie von allein vom Baum und sogar aus der Schale“, sagt Kunz. Das Klettern auf Bäume oder das Schütteln von Ästen ist daher unnötig und auf allen Stadtbäumen grundsätzlich verboten. Sammler sollten ausschliesslich die Früchte auflesen, die bereits am Boden liegen.
Anleitung: Marroni zu Hause perfekt zubereiten
Frisch gesammelte Marroni schmecken am besten, wenn sie zeitnah verarbeitet werden. Mit ein paar einfachen Schritten gelingt die Zubereitung im eigenen Ofen.
- Qualitätsprüfung im Wasserbad: Legen Sie die gesammelten Kastanien in eine Schüssel mit Wasser. Alle Früchte, die oben schwimmen, sind wahrscheinlich von Würmern befallen oder ausgetrocknet und sollten aussortiert werden, da sie bitter schmecken.
- Richtig einschneiden: Schneiden Sie jede Kastanie auf der bauchigen Seite mit einem scharfen Messer kreuzweise ein. Der Schnitt sollte tief genug sein, um die Schale zu durchtrennen, aber das Fruchtfleisch nicht zu verletzen. So lässt sich die Schale nach dem Backen leichter entfernen.
- Einlegen in Salzwasser: Geben Sie die eingeschnittenen Marroni für mindestens eine Stunde in eine Schüssel mit kaltem Wasser und einem Teelöffel Salz. Dieser Schritt macht sie saftiger und erleichtert das Schälen.
- Backen im Ofen: Heizen Sie den Backofen auf 250 Grad Celsius (Ober-/Unterhitze) vor. Verteilen Sie die abgetropften Marroni auf einem Backblech und backen Sie sie für etwa 25 Minuten, bis die Schalen an den Einschnitten aufplatzen und leicht gebräunt sind.
„Traditionell werden Marroni in einer speziellen gelochten Pfanne über offener Glut geröstet. Der Backofen ist jedoch eine hervorragende Alternative für zu Hause.“
Nach dem Backen sollten die heissen Marroni kurz in ein feuchtes Tuch gewickelt werden. Durch den Dampf löst sich die Schale noch besser. Am besten schmecken sie warm, direkt aus der Schale gegessen – ob gemütlich zu Hause oder in einer Papiertüte bei einem Herbstspaziergang.





