Fast jede Webseite begrüsst uns heute mit einem Banner: «Wir verwenden Cookies». Ein schneller Klick auf «Alle akzeptieren» und das Fenster verschwindet. Doch was genau passiert in diesem Moment im Hintergrund? Dieser Klick setzt eine komplexe Maschinerie in Gang, die weit über das blosse Funktionieren der Webseite hinausgeht.
Jedes Mal, wenn Sie zustimmen, erlauben Sie nicht nur das Speichern kleiner Textdateien, sondern oft auch die umfassende Sammlung und Analyse Ihres Online-Verhaltens. Diese Daten werden genutzt, um detaillierte Profile über Ihre Interessen, Gewohnheiten und sogar Ihren Standort zu erstellen.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Klick auf «Alle akzeptieren» aktiviert oft Dutzende von Tracking-Diensten.
- Webseiten unterscheiden zwischen notwendigen Cookies und solchen für Marketing und Analyse.
- Aus Ihren Klicks, Suchanfragen und besuchten Seiten wird ein detailliertes digitales Profil erstellt.
- Diese Profile werden genutzt, um Ihnen personalisierte Werbung und Inhalte anzuzeigen.
- Nutzer haben die Möglichkeit, die Datensammlung durch eine gezielte Auswahl der Cookie-Einstellungen einzuschränken.
Der Klick, der eine Datenlawine auslöst
Der Moment der Zustimmung ist für viele Werbenetzwerke und Datenanalyse-Unternehmen der Startschuss. Ab diesem Zeitpunkt dürfen sie Informationen über Ihr Verhalten auf der Webseite sammeln. Das beginnt bei der Verweildauer auf bestimmten Artikeln und geht bis hin zu den Produkten, die Sie sich ansehen oder in den Warenkorb legen.
Diese Informationen werden nicht isoliert betrachtet. Sie werden oft mit Daten von anderen Webseiten kombiniert, die Sie besuchen. So entsteht über die Zeit ein immer genaueres Bild von Ihnen als Konsument und Person.
Was sind Cookies und wofür werden sie gebraucht?
Im Kern sind Cookies kleine Textdateien, die Ihr Browser auf Ihrem Computer oder Smartphone speichert, wenn Sie eine Webseite besuchen. Sie dienen als eine Art Gedächtnis für die Webseite.
Ursprünglich waren sie dafür gedacht, das Nutzererlebnis zu verbessern. Sie speichern zum Beispiel Ihre Spracheinstellungen, den Inhalt Ihres Warenkorbs oder die Tatsache, dass Sie sich bereits eingeloggt haben. Ohne diese sogenannten funktionalen Cookies wäre das moderne Internet kaum nutzbar.
Von notwendigen Helfern zu neugierigen Spionen
Die Cookie-Banner zwingen Webseitenbetreiber dazu, transparent zu machen, welche Arten von Cookies sie verwenden. Man kann sie grob in drei Kategorien einteilen:
- Notwendige Cookies: Diese sind für die Grundfunktionen der Webseite unerlässlich. Dazu gehören Login-Informationen oder der Warenkorb in einem Online-Shop. Sie können in der Regel nicht deaktiviert werden.
- Analyse- oder Performance-Cookies: Diese sammeln anonymisierte Daten darüber, wie Besucher eine Webseite nutzen. Zum Beispiel, welche Seiten am beliebtesten sind und wie lange sich Nutzer dort aufhalten. Die Betreiber nutzen diese Informationen, um ihre Seite zu verbessern.
- Marketing- oder Targeting-Cookies: Diese werden meist von Drittanbietern, also Werbepartnern, gesetzt. Sie verfolgen Ihre Aktivitäten über verschiedene Webseiten hinweg, um ein Profil Ihrer Interessen zu erstellen und Ihnen darauf basierend relevante Werbung anzuzeigen.
Wenn Sie auf «Alle akzeptieren» klicken, stimmen Sie in der Regel allen drei Kategorien zu und erlauben damit das umfassendste Tracking Ihrer Aktivitäten.
Wussten Sie schon?
Eine durchschnittliche Nachrichtenseite oder ein Online-Shop kann über 30 verschiedene Tracking-Cookies von Drittanbietern aktivieren, sobald ein Nutzer seine Zustimmung gibt. Diese Dienste sammeln parallel Daten über das Nutzerverhalten.
Wie aus Daten ein digitales Profil entsteht
Die gesammelten Informationen sind der Rohstoff für die Erstellung von Nutzerprofilen. Jeder Klick, jede Suchanfrage und jede angesehene Seite fügt diesem Profil ein weiteres Detail hinzu.
Ein Beispiel: Sie suchen online nach Wanderschuhen, lesen dann einen Reisebericht über die Alpen und schauen sich auf einer anderen Seite Angebote für Hotels in Graubünden an. Für die Algorithmen der Werbenetzwerke ist das Muster klar: Sie sind wahrscheinlich an einem Wanderurlaub interessiert. In den folgenden Tagen und Wochen werden Sie vermehrt Werbung für Outdoor-Ausrüstung, Reiseangebote und Hotels in Bergregionen sehen.
«Nutzerprofile sind die Währung der digitalen Werbewirtschaft. Je genauer das Profil, desto wertvoller ist es, denn Werbung kann so gezielt an die wahrscheinlichsten Käufer ausgespielt werden, was die Effizienz für Werbetreibende massiv erhöht.»
Diese Profile können sehr detailliert sein und Informationen über Alter, Geschlecht, wahrscheinlichen Wohnort, Interessen, Kaufkraft und sogar politische Ansichten enthalten. Die Daten stammen dabei nicht nur von Webseiten, sondern auch aus Apps, die Sie nutzen.
Mehr als nur Cookies: Moderne Tracking-Methoden
Die Datensammlung beschränkt sich längst nicht mehr nur auf Cookies. Eine fortschrittlichere Methode ist das sogenannte «Device Fingerprinting» (Geräte-Fingerabdruck).
Dabei werden spezifische Merkmale Ihres Geräts ausgelesen und kombiniert, um eine einzigartige Kennung zu erstellen. Zu diesen Merkmalen gehören:
- Ihr Browsertyp und die Version
- Die installierten Schriftarten
- Ihre Bildschirmauflösung
- Ihre Spracheinstellungen
- Installierte Browser-Plugins
Die Kombination dieser Eigenschaften ist oft so einzigartig, dass Ihr Gerät auch dann wiedererkannt werden kann, wenn Sie Ihre Cookies löschen. Diese Technik ist schwerer zu unterbinden und wird oft parallel zu Cookies eingesetzt.
Rechtlicher Rahmen in der Schweiz und Europa
Das revidierte Schweizer Datenschutzgesetz (DSG), das seit September 2023 in Kraft ist, sowie die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der EU schreiben vor, dass Nutzer aktiv und informiert ihre Einwilligung zur Verarbeitung nicht notwendiger Daten geben müssen. Aus diesem Grund sind die Cookie-Banner entstanden. Sie sollen Transparenz schaffen und den Nutzern die Kontrolle über ihre Daten zurückgeben.
Was können Nutzer aktiv tun?
Auch wenn die Datensammlung allgegenwärtig scheint, sind Nutzer nicht machtlos. Es gibt mehrere einfache Schritte, um die eigene Privatsphäre besser zu schützen.
Der wichtigste Schritt ist, sich einen Moment Zeit für den Cookie-Banner zu nehmen. Statt auf «Alle akzeptieren» zu klicken, wählen Sie die Option «Einstellungen» oder «Anpassen». Dort können Sie in der Regel die Marketing- und Analyse-Cookies gezielt deaktivieren und nur die notwendigen zulassen.
Weitere Massnahmen umfassen:
- Browser-Einstellungen nutzen: Moderne Browser wie Firefox, Safari oder Brave bieten erweiterte Tracking-Schutzfunktionen, die viele Tracker von Drittanbietern standardmässig blockieren.
- Cookies regelmässig löschen: In den Einstellungen Ihres Browsers können Sie alle gespeicherten Cookies manuell löschen. Dies unterbricht zumindest vorübergehend die Verfolgung.
- Datenschutz-Erweiterungen (Add-ons): Es gibt zahlreiche Browser-Erweiterungen, die Tracker und aufdringliche Werbung blockieren und Ihnen mehr Kontrolle geben.
- Privaten Modus verwenden: Der private oder Inkognito-Modus eines Browsers verhindert, dass Cookies und der Browserverlauf auf Ihrem Gerät gespeichert werden. Er macht Sie jedoch nicht anonym gegenüber den Webseitenbetreibern oder Ihrem Internetanbieter.
Letztlich geht es um eine bewusste Entscheidung. Der Komfort personalisierter Inhalte und Werbung steht dem Wunsch nach Privatsphäre gegenüber. Indem Sie die Funktionsweise verstehen, können Sie eine informiertere Wahl treffen, die Ihren persönlichen Vorlieben entspricht.





