Im Zoo Zürich gibt es Grund zur Freude: Anfang Oktober sind zwei Fohlen des stark bedrohten Grevyzebras zur Welt gekommen. Die Geburten sind ein wichtiger Erfolg für das europäische Erhaltungszuchtprogramm und ein Hoffnungsschimmer für die seltenste Zebraart der Welt.
Die beiden Jungtiere, die nach einer Tragzeit von rund 13 Monaten geboren wurden, erkunden bereits die Lewa-Savanne. Ein drittes Fohlen wird in den kommenden Tagen erwartet, was die Bedeutung des Zürcher Engagements für den Artenschutz weiter unterstreicht.
Das Wichtigste in Kürze
- Im Zoo Zürich wurden Anfang Oktober zwei Grevyzebra-Fohlen geboren.
- Es handelt sich um die erste erfolgreiche Zucht dieser Art im Zürcher Zoo.
- Das Grevyzebra ist die seltenste und am stärksten bedrohte Zebraart.
- Die Geburten sind Teil des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP).
- Der Zoo unterstützt auch Schutzprojekte für Grevyzebras direkt in Kenia.
Ein doppelter Erfolg für den Artenschutz
Nach mehr als einem Jahr des Wartens war es in der Nacht auf den 4. Oktober so weit: Das erste Grevyzebra-Fohlen im Zoo Zürich erblickte das Licht der Welt. Nur zwei Tage später folgte das zweite Jungtier. Für den Zoo ist dies ein besonderes Ereignis, da es die ersten Geburten dieser seltenen Tierart seit der Teilnahme am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) im Jahr 2019 sind.
Die beiden Fohlen entwickeln sich gut und sind bereits für die Besucherinnen und Besucher in der weitläufigen Lewa-Savanne zu sehen. Dort teilen sie sich ihr Zuhause mit Netzgiraffen, Breitmaulnashörnern und anderen afrikanischen Tierarten.
„Das ist ein toller Erfolg für unser Engagement im Erhaltungszuchtprogramm – und für den Erhalt dieser stark bedrohten Art“, erklärte Zoodirektor Severin Dressen.
Die Freude im Zoo ist gross, zumal in Kürze die Geburt eines dritten Fohlens erwartet wird. Die Zucht in Zoos spielt eine entscheidende Rolle als Reservepopulation für den Fall, dass die Bestände in der Wildnis weiter zurückgehen.
Was macht das Grevyzebra so einzigartig?
Obwohl alle Zebras für ihre schwarz-weissen Streifen bekannt sind, unterscheidet sich das Grevyzebra deutlich von seinen Verwandten, dem Steppen- und dem Bergzebra. Es ist nicht nur die grösste der drei Zebraarten, sondern auch die mit dem feinsten Streifenmuster.
Drei Zebraarten im Überblick
Es gibt weltweit drei anerkannte Zebraarten: Das weitverbreitete Steppenzebra, das an steilen Hängen lebende Bergzebra und das grösste und seltenste Grevyzebra. Alle drei Arten stehen unter internationalem Schutz.
Die feinen Linien des Grevyzebras ziehen sich, anders als bei den anderen Arten, bis hinunter zu den Hufen. Weitere markante Merkmale sind seine grossen, runden Ohren, die ihm ein ausgezeichnetes Gehör verleihen.
Auch das Sozialverhalten ist anders. Während Steppen- und Bergzebras in festen, von einem Hengst geführten Familiengruppen leben, sind Grevyzebras flexibler organisiert. Die Hengste verteidigen grosse Reviere, durch die Stuten in kleinen, wechselnden Gruppen ziehen. Dieses Verhalten ist eine Anpassung an ihren trockenen Lebensraum, in dem Ressourcen wie Wasser und Futter weit verstreut sind.
Ein Kampf ums Überleben in der afrikanischen Savanne
Das Grevyzebra ist auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) als stark bedroht eingestuft. In freier Wildbahn leben heute nur noch wenige Tausend Tiere, hauptsächlich in Kenia und Äthiopien. Die Gründe für den dramatischen Rückgang der Population sind vielfältig.
Früher wurden die Tiere intensiv wegen ihres einzigartigen Fells gejagt. Obwohl die Jagd heute streng verboten ist, bleibt die Wilderei eine ständige Bedrohung. Das grösste Problem ist jedoch der Verlust ihres Lebensraums.
Bestandsentwicklung des Grevyzebras
- Historisch: Über 15.000 Tiere in den 1970er-Jahren.
- Aktuell: Schätzungsweise weniger als 2.500 ausgewachsene Tiere in freier Wildbahn.
- Status: Laut IUCN als „stark bedroht“ (Endangered) klassifiziert.
Durch das Bevölkerungswachstum in Ostafrika werden immer mehr Savannenflächen in Weideland für Rinder und andere Nutztiere umgewandelt. Dies führt zu einer direkten Konkurrenz um Gras und Wasserstellen, bei der die Wildtiere oft den Kürzeren ziehen.
Engagement über die Zoogrenzen hinaus
Die Arbeit des Zoo Zürich für den Schutz der Grevyzebras beschränkt sich nicht auf die Zucht innerhalb der ZMauern. Der Zoo engagiert sich seit vielen Jahren aktiv im Naturschutzprojekt des Lewa Wildlife Conservancy in Kenia, dem Namensgeber der Zürcher Savannenanlage.
In diesem Schutzgebiet arbeiten Rangerteams daran, die Zebra-Bestände zu überwachen und die Tiere vor Wilderern zu schützen. Dank dieser Bemühungen hat sich die Population der Grevyzebras in der Region in den letzten Jahren erfreulicherweise deutlich erholt.
Ein Monitoring-Programm verfolgt zudem die Bewegungen der Tiere mithilfe von GPS-Halsbändern. Die so gewonnenen Daten helfen den Naturschützern zu verstehen, wie die Zebras ihren Lebensraum nutzen. Dieses Wissen ist entscheidend, um Korridore zwischen Schutzgebieten zu schaffen und den Lebensraum der Tiere langfristig zu sichern und zu vergrössern.
Die Geburt der beiden Fohlen in Zürich ist somit mehr als nur eine Attraktion. Sie ist ein sichtbares Zeichen der Hoffnung und ein wichtiger Beitrag zu den globalen Bemühungen, das Überleben dieser eleganten und einzigartigen Tiere für zukünftige Generationen zu sichern.





