Am kommenden Samstag feiert die lang erwartete «Zürcher Filmstafette 2007 – 2025» ihre Premiere im Filmpodium Zürich. Das Projekt von QuartierTV, das sich über 18 Jahre erstreckte, verspricht einen einzigartigen Blick auf die Stadt und ihre Bewohner. Mitgründer Raoul Meier beleuchtet im Interview die Entstehungsgeschichte und die Herausforderungen dieses ambitionierten Filmvorhabens.
Die Idee, den Protagonisten die Regie zu überlassen, war ein zentrales Element des Films. Dies führte zu einer ungewöhnlich langen Produktionszeit, die auch persönliche Veränderungen der Filmemacher und globale Ereignisse wie die Corona-Pandemie umfasste. Trotz aller Widrigkeiten blieb die Faszination für das Projekt stets bestehen.
Wichtige Punkte
- Die «Zürcher Filmstafette» feiert nach 18 Jahren Premiere.
- Protagonisten führten selbst Regie über ihre Beiträge.
- Das Projekt entstand aus einer Idee von QuartierTV und dem ehemaligen Stadtpräsidenten.
- Der Film zeigt Zürichs Wandel von 2008 bis 2025.
- Die Premiere findet im Filmpodium Zürich statt, der Eintritt ist frei.
Die Entstehung einer Langzeitdokumentation
Die Anfänge der «Zürcher Filmstafette» reichen bis ins Jahr 2007 zurück. Raoul Meier und Matthes Schaller, die Gründer von QuartierTV, entwickelten die Idee während einer Kaffeepause. Ihr Ziel war es, Geschichten aus Zürich zu erzählen, die das Engagement und die Leidenschaft der Menschen in den Vordergrund stellen. Dabei suchten sie bewusst nach Nischen, die im Mainstream-Fernsehen oft unbeachtet bleiben.
Das Besondere an diesem Projekt war der experimentelle Ansatz: Die Protagonisten sollten selbst die Regie übernehmen und den Inhalt des Films mitbestimmen. Die Leitfrage lautete: Was interessiert die Menschen an ihrer eigenen Stadt? Dieser partizipative Ansatz trug massgeblich zur langen Entstehungszeit bei, ermöglichte aber auch eine authentische Darstellung der verschiedenen Perspektiven.
Faktencheck
- Projektstart: 2007
- Premiere: 2025
- Dauer der Produktion: 18 Jahre
- Anzahl der Gründer: 2 (Raoul Meier, Matthes Schaller)
- Konzept: Protagonisten als Regisseure
Herausforderungen und persönliche Entwicklungen
Die lange Produktionsdauer von 18 Jahren war nicht von vornherein geplant. Raoul Meier erklärt, dass sich das Leben und die Arbeit der Filmemacher im Laufe der Zeit stark veränderten. Es gab neue berufliche Aufgaben, Familiengründungen, Umzüge und andere Prioritäten. Er sagt:
«Unser Leben und die Arbeit haben sich verändert. Neue Jobs kamen, Kinder wurden geboren, Wohnungen gewechselt, anderes war wichtiger.»
Auch die Produktion von Hunderten weiterer Filme für QuartierTV nahm viel Zeit in Anspruch. Die globale Corona-Pandemie führte zusätzlich zu Drehpausen und Verzögerungen. Diese Unterbrechungen und ihre Gründe werden im Film selbst thematisiert und sind somit Teil der Erzählung. Trotz aller Hindernisse betont Meier: «Der Wille und die Faszination für dieses Projekt waren nie erloschen.»
Die Rolle des ehemaligen Stadtpräsidenten
Ein wichtiger Impuls für das Projekt kam vom damaligen Zürcher Stadtpräsidenten Elmar Ledergerber. Er äusserte den Wunsch, ein zentrales Thema aufzugreifen, das alle Menschen betrifft: den Tod. QuartierTV folgte dieser Anregung und begleitete einen Bestatter über einen Tag hinweg. Dabei stellten sie Fragen wie: Warum wird jemand Bestatter? Was fasziniert an diesem Beruf? Welche Aufgaben gehören dazu? Dieser Einblick in ein oft tabuisiertes Thema bildet einen Teil des Films.
Hintergrundinformationen zu QuartierTV
QuartierTV wurde gegründet, um lokale Geschichten und Nischeninteressen in Zürich sichtbar zu machen. Die Plattform produziert Filme, die sich mit dem Engagement und der Leidenschaft von Menschen in der Stadt beschäftigen. Ihr Fokus liegt auf Themen, die im traditionellen Fernsehen weniger Beachtung finden, aber für die lokale Gemeinschaft von grosser Bedeutung sind. Das Team agiert oft in Personalunion als Produzenten, Journalisten, Kameraleute und Cutter.
Einblicke in den Film und Zürichs Wandel
Die «Zürcher Filmstafette» verspricht eine Vielzahl von Eindrücken und Perspektiven. Raoul Meier möchte nicht alle Details verraten, gibt aber einige spannende Beispiele. Der Film zeigt unter anderem das Sarglager von Zürich, einen Fussballtrainer des damaligen FCZ, eine betende Frau im Hauptbahnhof, Saurier in Zürich und die Stadt während der Corona-Zeit. Diese unterschiedlichen Szenen spiegeln die Vielfalt und die Veränderungen der Stadt wider.
Die Entwicklung Zürichs über die 18 Jahre wird im Film auch visuell dargestellt. Zwei Totalansichten der Stadt bilden einen Rahmen. Eine Aufnahme aus dem Jahr 2008 zeigt die Skyline, bevor der «Primetower» gebaut wurde. Eine aktuellere Einstellung präsentiert die Stadt mit ihren modernen Hochhäusern, was den architektonischen Wandel deutlich macht. Diese Gegenüberstellung verdeutlicht, wie sehr sich das Stadtbild in weniger als zwei Jahrzehnten verändert hat.
Die Perspektive des Cutters und Filmemachers
Raoul Meier ist im Hauptberuf Cutter bei verschiedenen Fernsehsendern. Diese Erfahrung prägt seine Arbeit bei QuartierTV. Normalerweise ist der Cutter der erste Zuschauer, der gemeinsam mit dem Produzenten das Filmmaterial in eine verständliche und ansprechende Form bringt. Bei QuartierTV übernehmen Meier und Schaller jedoch alle Rollen selbst: Sie sind Produzenten, Journalisten, Kameraleute und Cutter in Personalunion. Diese umfassende Verantwortung ermöglicht eine kohärente Vision von der ersten Idee bis zum fertigen Schnitt.
Die Finanzierung des Projekts erfolgte anfänglich durch einen Startbonus des Stadtpräsidiums, vermittelt durch Jean-Pierre Hoby. Der Grossteil der Kosten wurde jedoch durch den Einsatz und das Engagement der Filmemacher selbst getragen. Dies unterstreicht die Leidenschaft, die hinter dem Langzeitprojekt steckt.
Premiere und zukünftige Vorführungen
Die einzige feststehende Vorführung der «Zürcher Filmstafette» ist die Premiere am kommenden Samstag im Filmpodium Zürich. Raoul Meier bezeichnet dies als den «krönenden Abschluss nach 18 Jahren». Der Eintritt zur Premiere ist frei, und ein Apéro ist für die Besucher vorgesehen. Dies bietet eine besondere Gelegenheit, den Film zu erleben und mit den Machern ins Gespräch zu kommen.
Für die Zeit nach der Premiere gibt es noch keine festen Pläne für weitere Vorführungen. Die Filmemacher möchten dies dem Zufall überlassen, ganz im Sinne des experimentellen Konzepts des Films. Wer den Film sehen möchte, sollte daher die Premiere im Filmpodium nutzen. Diese einmalige Gelegenheit, ein über Jahre gewachsenes Werk zu erleben, zieht sicherlich viele Interessierte an.





