Jürg Sommerhalder aus Nürensdorf setzt sich vehement für die Schliessung des Eigentals für den Durchgangsverkehr ein. Er kritisiert die Allianz «Unser Eigental» dafür, dass sie die Bedeutung des Gebiets auf eine Durchfahrtsstrecke reduziert, anstatt den national bedeutenden Amphibienbestand und die seltene Flora hervorzuheben. Sommerhalder, der seit Jahrzehnten im Amphibienschutz aktiv ist, sieht im Eigental ein wertvolles Naturjuwel, dessen Schutz Vorrang haben sollte.
Wichtige Punkte
- Jürg Sommerhalder plädiert für die Schliessung des Eigentals zum Schutz der Natur.
- Er kritisiert die Allianz «Unser Eigental» für ihren Fokus auf die Durchfahrtsstrasse.
- Das Eigental beherbergt eine national bedeutende Amphibienpopulation und seltene Naturwiesen.
- Sommerhalder sieht einen Mangel an Kompromissbereitschaft und Verständnis für den Wert der Natur.
- Er fordert die Gemeinden auf, sich an die Vereinbarungen des «Runden Tisches» zu halten.
Das Eigental: Mehr als eine Durchfahrtsstrasse
Für Jürg Sommerhalder ist das Eigental weit mehr als nur eine Verkehrsverbindung. Er betont, dass der wahre Wert des Gebiets in seiner einzigartigen Natur liegt. Dazu gehören eine Amphibienpopulation von nationaler Bedeutung sowie Naturwiesen, die im Unterland selten geworden sind. Auch die Vielfalt an Orchideen im Eigental ist bemerkenswert.
Sommerhalder, gebürtiger Klotener und langjähriger Bewohner der Region, verbindet persönliche Kindheitserinnerungen mit dem Eigental. Er verbrachte dort zahlreiche Stunden mit seinen Freunden und Geschwistern, erkundete Wälder und Wiesen. Sogar sein erster Kuss fand auf einer Bank am Weiher statt.
Fakten zum Eigental
- Nationale Bedeutung: Beherbergt eine Amphibienpopulation von nationaler Wichtigkeit.
- Seltene Flora: Verfügt über seltene Naturwiesen und eine hohe Orchideen-Vielfalt.
- Historischer Konflikt: Die Diskussion um die Nutzung des Eigentals dauert bereits seit Jahren an.
Langjähriges Engagement für den Amphibienschutz
Bereits mit 17 Jahren begann Jürg Sommerhalder, sich aktiv für den Amphibienschutz im Eigental einzusetzen. Über Jahrzehnte hinweg verbrachte er wochenlang jedes Jahr frühmorgens und spätabends bei widrigen Bedingungen im Freien. Sein Ziel war es, Frösche einzusammeln, zu zählen und sicher über die Strasse zu tragen, um sie vor dem Überfahren zu schützen. Er sah darin eine Möglichkeit, der Heimat etwas zurückzugeben.
Sommerhalder kritisiert die Einstellung, dass es ein Verlust sei, etwas herzugeben. Er argumentiert, dass die Gesellschaft im Überfluss lebe und die Erkenntnis fehle, wie viel man eigentlich besitze. Er zieht einen Vergleich mit der Diskussion um Pestizide: Menschen würden bereitwillig mehr für vorgewaschenen Salat bezahlen, während sie sich gegen Massnahmen wehren, die das Trinkwasser schützen, weil der Salat dadurch wenige Rappen teurer werden könnte.
«Dem Wolf werfen wir Gier vor und wollen ihn unbedingt erschiessen. Uns selbst betrachten wir hingegen so unkritisch, dass wir nicht bemerken, wie unsere eigene Gier unser Demokratieverständnis untergräbt.»
Jürg Sommerhalder, Nürensdorfer
Natur und Mensch: Eine untrennbare Einheit
Ein zentraler Punkt in der Debatte ist für Sommerhalder die Abwägung zwischen den Interessen der Natur und denen des Menschen. Er bezeichnet die Fragestellung der Allianz, ob die Interessen der Natur höher gewichtet werden als jene der Menschen, als fehlgeleitet. Aus seiner Sicht als Feldökologe sind Menschen ein Teil der Natur und untrennbar mit ihr verbunden.
Die Interessen der Natur sind demnach auch die Interessen der Menschen. Diese Trennung zu betrachten, sei ein politischer Winkelzug. Die Ambivalenz der Menschen werde ausgenutzt: Obwohl viele am Wochenende die Natur aufsuchen, um Ruhe zu finden, falle es schwer, etwas für ihren Erhalt aufzugeben. Sommerhalder beobachtet bei seinen Vorträgen immer wieder die Bewunderung der Menschen für die Vielfalt der Natur.
Hintergrund der Debatte
Der Konflikt um das Eigental dreht sich seit Längerem um die Frage, ob die Strasse durch das Gebiet für den motorisierten Verkehr offen bleiben oder geschlossen werden soll. Ein "Runder Tisch" wurde eingerichtet, um eine Lösung zu finden. Die Allianz "Unser Eigental" setzt sich für die Offenhaltung ein, während Naturschützer und Jürg Sommerhalder die Schliessung befürworten, um das wertvolle Naturgebiet zu schützen.
Die Rolle der Gier und das Demokratieverständnis
Sommerhalder interpretiert die Schwierigkeit, etwas herzugeben, als ein Erbe der Vorfahren, die im Mangel lebten. Heute jedoch, in einer Gesellschaft des Überflusses, sei dies nicht mehr angebracht. Er verweist auf die Statistik des Bundesamtes für Statistik, wonach die Hälfte der Schweizer Bevölkerung übergewichtig ist. Dies zeige, dass es der Gesellschaft so gut gehe, dass es bereits ungesund werde.
Er zieht einen Vergleich zum Wolf, der in einer Überflusssituation mehr Beute reisst, als er benötigt. Der Mensch zeige ähnliche Verhaltensweisen. Dies untergrabe das Demokratieverständnis, da Werte wie Zuverlässigkeit, Vertrauenswürdigkeit und Kompromissbereitschaft verletzt würden. Verträge, die am «Runden Tisch» ausgehandelt wurden, sollten eingehalten werden. Die Weigerung, sich an rechtsgültige Vereinbarungen zu halten, passe nicht zu den Schweizer Wertvorstellungen.
- Schweizer Werte: Zuverlässigkeit, Vertrauenswürdigkeit, Kompromissbereitschaft.
- Vertragsbruch: Sommerhalder sieht die Weigerung, Vereinbarungen einzuhalten, als Bruch dieser Werte.
Kommunikation und Repräsentativität der Allianz
Sommerhalder kritisiert auch die Kommunikation des Kantons. Er meint, der Kanton hätte durch eine kluge und sensible Kommunikation die Bevölkerung ins Boot holen können. Er hätte das Eigental als Kombination aus Naturschutzgebiet und hochwertigem Naherholungsgebiet präsentieren können, mit Wander- und Velowegen, einem botanischen Rundgang oder einem Wildbienenlehrpfad. Stattdessen habe der Kanton acht Jahre lang geschwiegen und so den «wenigen Lautstarken» der Allianz die Bühne überlassen.
Die Repräsentativität der Allianz «Unser Eigental» stellt Sommerhalder ebenfalls in Frage. Das betroffene Einzugsgebiet umfasst rund 40.070 Einwohner aus Kloten, Oberembrach, Bassersdorf und Nürensdorf. Am Aktionstag der Allianz nahmen gut ein Prozent dieser Einwohner teil. Die Petition wurde von knapp 8,3 Prozent der angeblich Betroffenen unterzeichnet. Solche Zahlen als «erfolgreich» einzustufen, erfordere viel Optimismus. Echter Widerstand sehe anders aus.
Er weist darauf hin, dass Birdlife und WWF keine «verschwörerischen Geheimsekten» seien, sondern Zusammenschlüsse engagierter Bürger, ähnlich wie andere Naturschutzvereine. Der Kampf um das Eigental sei aus seiner Sicht eine Besitzstandswahrung einiger Einzelner, die zu viel Geld und Energie in ein Ziel investieren, dessen Erreichung letztlich einen Verlust für alle bedeuten würde.
Beteiligung an der Allianz-Aktion
- Teilnehmer am Aktionstag: Etwa 1% der Einwohner im Einzugsgebiet.
- Unterstützer der Petition: Knapp 8,3% der angeblich Betroffenen.
Klotens Entscheid und die Folgen für die Gemeinden
Kloten hat bereits mitgeteilt, keine rechtlichen Schritte gegen die Schliessung des Eigentals zu unternehmen. Sommerhalder begrüsst diesen Entscheid und sieht ihn als Bestätigung der juristischen Vorabklärungen. Er empfiehlt allen betroffenen Gemeinden, sich ebenfalls an den rechtsgültig ausgehandelten Vertrag des «Runden Tisches» zu halten. Das gesparte Geld könnte sinnvoller in Fördermassnahmen für die Artenvielfalt investiert werden.
Sommerhalder betont, dass die Umfahrung des Eigentals keinen realen Verlust an Lebensqualität darstellt. Er habe gemessen, dass er über Kloten und die Autobahn sogar fünf Minuten schneller an seinen Zielen ist. Selbst ein geringfügiger Zeitverlust wäre aus seiner Sicht kein Grund, den Schutz eines nationalen Naturjuwels abzulehnen.





