Das Schweizer Gesundheitswesen steht vor bedeutenden Veränderungen. Aktuelle Prognosen deuten auf einen verhaltenen Lohnanstieg hin, während die Digitalisierung und neue Versorgungsmodelle die Branche prägen. Gleichzeitig muss die Politik auf die Bedürfnisse der Bevölkerung und des Personals eingehen.
Wichtige Erkenntnisse
- Die UBS prognostiziert für 2026 einen Lohnanstieg von nur 1 Prozent im Gesundheitswesen.
- Spitäler wie die Lindenhofgruppe setzen auf Digitalisierung zur Effizienzsteigerung.
- Diskussionen um das Elektronische Patientendossier (EPD) und neue Tarifstrukturen (Tardoc) bleiben aktuell.
- Der Personalmangel, insbesondere in der Pflege, stellt eine grosse Herausforderung dar.
Lohnentwicklung: Ein verhaltenes Wachstum erwartet
Die finanzielle Entwicklung im Schweizer Gesundheitswesen bleibt ein zentrales Thema. Für das Jahr 2026 prognostiziert die UBS einen durchschnittlichen Lohnanstieg von lediglich einem Prozent. Dies folgt auf ein bereits zurückhaltendes Jahr 2025.
Diese Entwicklung platziert das Gesundheitswesen im Mittelfeld der Schweizer Branchen. Es zeigt, dass die finanziellen Spielräume trotz steigender Gesundheitskosten begrenzt bleiben. Dies hat direkte Auswirkungen auf das Personal und die Attraktivität der Berufe.
Faktencheck Löhne
- Prognose 2026: 1% Lohnanstieg im Gesundheitswesen.
- Position im Branchenvergleich: Mittelfeld.
- Auswirkung: Begrenzte Attraktivität für Fachkräfte.
Digitalisierung als strategischer Pfeiler
Die Digitalisierung nimmt im Gesundheitswesen eine immer wichtigere Rolle ein. Spitäler wie die Lindenhofgruppe in Bern haben das Thema als strategisches Handlungsfeld definiert. Ziel ist es, Leistungen effizienter und wirkungsvoller zu gestalten.
Die Verbesserung der Qualität und Zusammenarbeit durch digitale Lösungen steht im Vordergrund. Dies umfasst elektronische Patientenakten, Telemedizin und optimierte interne Prozesse. Die Einführung neuer IT-Systeme wie ORBIS U von Dedalus HealthCare verdeutlicht diesen Trend.
«Digitalisierung ist ein wesentlicher Faktor, um Leistungen effizienter und wirkungsvoller zu gestalten. Auch im Spitalbereich.»
Siegfried Fode, CTO von Dedalus HealthCare, betont die Rolle von Cloud, KI und Usability bei der Entwicklung der neuen Generation von Krankenhaus-Informationssystemen. Diese Technologien sollen die Arbeitsabläufe für medizinisches Personal vereinfachen und die Patientenversorgung verbessern.
Das Elektronische Patientendossier (EPD)
Das Elektronische Patientendossier, nun als E-GD (Elektronisches Gesundheitsdossier) bezeichnet, ist ein weiteres Beispiel für die digitale Transformation. Der Bundesrat befasst sich weiterhin mit diesem Dossier. Es soll die Vernetzung der Gesundheitsdaten in der Schweiz vorantreiben.
Die Einführung des EPD war bisher von Herausforderungen begleitet. Ein neuer Name könnte helfen, die Akzeptanz in der Bevölkerung und bei den Leistungserbringern zu erhöhen. Die digitale Speicherung und der Austausch von Gesundheitsinformationen sind entscheidend für eine moderne Gesundheitsversorgung.
Hintergrund EPD
Das Elektronische Patientendossier (EPD) soll eine sichere Speicherung und den Austausch relevanter Gesundheitsdaten zwischen Leistungserbringern und Patienten ermöglichen. Ziel ist es, die Behandlungsqualität zu verbessern und Doppeluntersuchungen zu vermeiden.
Personalmangel und neue Führungsmodelle
Der Personalmangel bleibt eine der grössten Herausforderungen im Schweizer Gesundheitswesen. Besonders in der Pflege sind viele Stellen offen. Dies zeigt sich in den zahlreichen ausgeschriebenen Positionen, von diplomierten Pflegefachkräften bis hin zu Abteilungsleitern.
Ein Beispiel für die angespannte Personalsituation ist die Luzerner Psychiatrie (LUPS), wo es zu vielen Kündigungen kam. Als Reaktion darauf wurden eine neue Führung eingesetzt und eine Meldestelle für Angestellte eingerichtet, um die Lage zu entschärfen.
Karrierewege und Veränderungen an der Spitze
Trotz der Herausforderungen gibt es auch positive Entwicklungen und neue Karrierewege. Simone Machado wird beispielsweise Direktorin des Asana Spitals Leuggern und wechselt damit von der Pflege an die Spital-Spitze. Dies unterstreicht die Möglichkeit, in der Branche aufzusteigen.
Auch in den Geschäftsleitungen der Spitäler kommt es zu Veränderungen. Das Kantonsspital Baselland ordnet seine Geschäftsleitung neu. Jörg Leuppi übernimmt die neu geschaffene Funktion des Chief Academic Officer, während Lukas Rist CEO bleibt. Dies zeigt eine Anpassung an die komplexer werdenden Anforderungen der Spitalführung.
Offene Stellen im Gesundheitswesen
- Dipl. Experte / Expertin Intensivpflege NDS HF
- Abteilungsleiter/in Pflege
- Ernährungsberater/in BSC BFH
- Fachfrau/-mann Gesundheit
- Dipl. Pflegefachfrau/-mann FH/HF
Politische Entscheidungen und Tarifstrukturen
Die Politik spielt eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung des Gesundheitswesens. Der Bundesrat hat Tardoc und Pauschalen bewilligt. Diese neuen Tarifstrukturen sollen eine zeitgemässere und transparentere Abrechnung von medizinischen Leistungen ermöglichen.
Die Entscheidung stösst jedoch nicht überall auf Begeisterung. Chirurgen äusserten sich «bestürzt» über die Bewilligung, was auf anhaltende Diskussionen und Anpassungsbedarf hindeutet. Neue Tarifmodelle sind oft komplex und erfordern eine breite Akzeptanz.
Diskussionen um die Geburtsstationen
Ein weiteres politisch relevantes Thema sind die Geburtsstationen. Im Spital Muri konnte eine Parlaments-Rede die Schliessung der Geburtshilfe nicht verhindern. Die Begründung war, dass die Mütter nicht mehr dort gebären wollten. Dies zeigt, wie wichtig die Patientenpräferenzen für die Angebotsgestaltung sind.
Solche Schliessungen haben weitreichende Folgen für die regionale Gesundheitsversorgung und die betroffenen Familien. Sie verdeutlichen den Druck, unter dem kleinere Spitäler stehen, um ihre Angebote aufrechtzuerhalten.
Prävention und neue Erkenntnisse
Neue medizinische Erkenntnisse unterstreichen die Bedeutung der Prävention. Eine Studie zeigt, dass bereits 5’000 Schritte täglich das Fortschreiten von Alzheimer verlangsamen könnten. Daten der Harvard Aging Brain Study belegen, dass sich bei Menschen mit ersten Alzheimer-Anzeichen weniger Tau-Ablagerungen bilden, wenn sie sich mehr bewegen.
Diese Erkenntnisse könnten die zukünftige Gestaltung von Präventionsprogrammen beeinflussen und die Eigenverantwortung der Bevölkerung stärken. Bewegung ist eine einfache und effektive Massnahme zur Gesundheitsförderung.
Krankenkassen und gezielte Empfehlungen
Im Bereich der Krankenkassen könnte es bald zu wichtigen Änderungen kommen. Bisher dürfen Krankenversicherungen ihre Kunden nicht gezielt über geeignete Massnahmen informieren, abhängig von deren Erkrankung. Dies soll sich ändern.
Gezielte Empfehlungen könnten dazu beitragen, die Gesundheitskompetenz zu erhöhen und präventive Massnahmen effektiver zu gestalten. Dies würde eine proaktivere Rolle der Krankenkassen in der Gesundheitsförderung ermöglichen.
Wichtige gesundheitliche Erkenntnisse
- Alzheimer: 5’000 Schritte täglich können den Abbau verlangsamen.
- Krankenkassen: Gezielte Empfehlungen sollen erlaubt werden.
Herausforderungen in der Psychiatrie
Nicht nur im somatischen Bereich, sondern auch in der Psychiatrie gibt es Herausforderungen. Eine Neuenburger Psychiaterin muss 173’000 Franken zurückzahlen. Das Bundesgericht bestätigte eine unwirtschaftliche Praxisführung, bei der die Kosten mehr als doppelt so hoch waren wie bei Kollegen.
Dieser Fall verdeutlicht die Notwendigkeit einer effizienten und wirtschaftlichen Leistungserbringung im gesamten Gesundheitswesen. Die Überprüfung der Praxisführung ist ein wichtiger Aspekt, um die Kosten im Griff zu behalten.
Fazit
Das Schweizer Gesundheitswesen befindet sich in einem ständigen Wandel. Es muss sich den Herausforderungen des Personalmangels, der Digitalisierung und der Finanzierung stellen. Gleichzeitig bieten neue Technologien und präventive Ansätze Chancen für eine verbesserte Patientenversorgung und eine höhere Effizienz.
Die Balance zwischen Qualität, Kosten und Zugänglichkeit bleibt eine zentrale Aufgabe für alle Akteure im Schweizer Gesundheitswesen. Die kommenden Jahre werden zeigen, wie sich die Branche weiterentwickelt und welche Lösungen sich etablieren können.





