Die Schweiz hat am Freitagnachmittag eine erste Gruppe von sieben schwer verletzten Kindern aus dem Gazastreifen aufgenommen. Begleitet wurden sie von 27 Angehörigen. Die humanitäre Aktion, koordiniert vom Bund, führte die Personen über Jordanien in die Schweiz, wo sie in spezialisierten Spitälern behandelt werden. Die Ankunft der Rega-Flieger am Flughafen Zürich markierte den Höhepunkt einer komplexen Evakuierungsmission.
Wichtige Punkte
- Sieben schwer verletzte Kinder und 27 Begleitpersonen sind in der Schweiz angekommen.
- Die Evakuierung erfolgte in Zusammenarbeit mit WHO, Ärzte ohne Grenzen und dem Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe.
- Die Kinder leiden an gravierenden Kriegsverletzungen und benötigen spezialisierte medizinische Versorgung.
- Sieben Kantone nehmen die Kinder und ihre Familien auf.
- Eine zweite Gruppe von Verletzten wird voraussichtlich im November folgen.
Erste Gruppe erreicht die Schweiz
Am Freitagnachmittag um kurz vor 17:45 Uhr landete der erste Rega-Jet am Flughafen Zürich. Wenige Minuten später folgte der zweite Flieger. An Bord befanden sich sieben schwer verletzte Kinder und ihre 27 Begleitpersonen. Die Landung erfolgte unter hoher Aufmerksamkeit, während zahlreiche Ambulanzen auf dem Vorfeld bereitstanden, um die Verletzten direkt in die vorgesehenen Spitäler zu transportieren.
Die ausgefahrenen Ausstiegstreppen der Flieger waren ein Zeichen für die unmittelbar bevorstehende medizinische Weiterversorgung. Mehrere Personen in gelben Warnwesten versammelten sich um die Flugzeuge, als die ersten Evakuierten das Flugzeug verliessen. Die gesamte Operation am Flughafen verlief zügig und koordiniert.
Faktencheck
- Anzahl Personen: 34 (7 Kinder, 12 Jugendliche, 12 Kinder unter 10, 10 Erwachsene).
- Transportmittel: Rega-Ambulanzjets und Flugzeuge der Schweizer Luftwaffe.
- Kostenrahmen: Maximal 600'000 Franken für beide Evakuierungsphasen (20 Kinder, 80 Begleitpersonen).
Komplexe Logistik der Evakuierung
Die humanitäre Aktion begann bereits am Mittwochmorgen. Ein Team der Weltgesundheitsorganisation (WHO) brachte die 34 Personen zunächst aus dem Gazastreifen mit Ambulanzen und Bussen zum Grenzübergang «Kerem Schalom». Von dort aus führte ein weiteres WHO-Team die Evakuierten rund 200 Kilometer durch Israel zum Grenzübergang «Allenby Bridge» nach Jordanien.
In Jordanien übernahm ein Team von «Ärzte ohne Grenzen» in Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe (SKH). Der Donnerstag diente primär der Betreuung und Stabilisierung der Verletzten, bevor am Freitagmorgen der Lufttransport in die Schweiz startete. Vier Rega-Ambulanzjets und zwei Flieger der Luftwaffe flogen von der Schweiz nach Jordanien, um die Evakuierten abzuholen.
Justizminister Beat Jans bezeichnete die humanitären Flüge auf X als «starkes Zeichen der Menschlichkeit in schrecklichen Zeiten». Er dankte allen Beteiligten, die «seit Wochen hart daran gearbeitet haben, um die verletzten Kinder in die Schweiz zu holen».
Schwere Kriegsverletzungen erfordern Spezialbehandlung
Die Kinder, die in die Schweiz gebracht wurden, leiden an gravierenden Kriegsverletzungen. Dazu gehören unter anderem Splitterverletzungen und komplexe Knochenbrüche. Ein fünfjähriges Kind hat beispielsweise einen offenen Oberschenkelbruch erlitten, während andere Kinder Beckenfrakturen aufweisen. Ein weiteres Kind wurde durch einen Scharfschützenschuss am Wadenbein verletzt. Diese Verletzungen erfordern hochspezialisierte medizinische Behandlungen, die in den Schweizer Universitäts- und Kantonsspitälern gewährleistet werden können.
Die Aufnahme und Behandlung der Verletzten erfolgt in mehreren Kantonen. Dazu gehören das Universitätsspital Genf (HUG), das Universitätsspital Lausanne (Chuv), die kantonale Spitalgesellschaft EOC im Tessin, das Universitäts-Kinderspital beider Basel (Ukbb), das Luzerner Kantonsspital (Luks) sowie das Ostschweizer Kinderspital in St. Gallen. Diese Verteilung soll eine optimale Versorgung sicherstellen und die Belastung einzelner Einrichtungen minimieren.
Hintergrund der Aktion
Die Schweiz hat sich bereit erklärt, insgesamt 20 schwer verletzte Kinder und etwa 80 Begleitpersonen aus dem Gazastreifen aufzunehmen. Die Evakuierung erfolgt in zwei Phasen. Die erste Gruppe ist nun in der Schweiz angekommen. Eine zweite Gruppe soll voraussichtlich im November folgen. Der Bund hat ein Kostendach von maximal 600'000 Franken für die gesamte Aktion festgelegt.
Begleitpersonen durchlaufen Asylprozess
Die Begleitpersonen der verletzten Kinder sind in den meisten Fällen minderjährige Geschwister oder Eltern. Verwaiste Kinder werden teilweise von Tanten begleitet. Alle 34 Personen, die am Freitag in der Schweiz angekommen sind, werden den normalen Asylprozess beim Staatssekretariat für Migration (SEM) durchlaufen. Dies betonte SEM-Chef Vincenzo Mascioli an einer Medienkonferenz am Freitagnachmittag.
Im Vorfeld gab es Bedenken hinsichtlich der Sicherheit der Begleitpersonen. Mascioli versicherte jedoch, dass die Sicherheit gewährleistet sei. Die Personen wurden bereits vor ihrer Ausreise aus dem Gazastreifen von Israel einer ersten Prüfung unterzogen. Diese Massnahmen sollen sicherstellen, dass die humanitäre Mission reibungslos und sicher abläuft.
Die Schweiz zeigt mit dieser Aktion ein klares Engagement für humanitäre Hilfe in Krisenzeiten. Die Koordination zwischen verschiedenen internationalen Organisationen und Schweizer Behörden war entscheidend für den Erfolg dieser komplexen Mission. Die medizinische Versorgung der Kinder hat nun höchste Priorität.



