Am Montagabend versank die Gemeinde Brütten in Dunkelheit, doch die Strassen waren von einem warmen, flackernden Licht erfüllt. Hunderte von selbstgeschnitzten Räbeliechtli, getragen von den Kindergarten- und Schulkindern des Dorfes, zogen beim traditionellen Umzug vom Schulhaus zum Gemeindehaus und bewahrten so einen der schönsten Herbstbräuche der Region.
Das Wichtigste in Kürze
- Der jährliche Räbeliechtli-Umzug fand am Montag, den 3. November, in Brütten statt.
- Kindergarten- und Schulkinder führten den Umzug mit selbstgeschnitzten Rübenlaternen an.
- Die traditionelle Veranstaltung stärkt den Gemeinschaftssinn und verbindet Generationen.
- Der Abend klang mit Gesang, Hotdogs und Chili con Carne auf dem Gemeindeplatz aus.
Ein Dorf im Schein der Laternen
Pünktlich um 18 Uhr erlosch die Strassenbeleuchtung entlang der Umzugsroute. Dieser Moment markierte den Beginn eines besonderen Ereignisses für die Dorfgemeinschaft. Aus der Dunkelheit traten die ersten Kinder, ihre Gesichter stolz und konzentriert, beleuchtet vom Schein ihrer eigenen kleinen Kunstwerke. Die Prozession bewegte sich langsam vom Schulhausareal über das Hintergässli und die Dorfstrasse.
Der Umzug ist mehr als nur ein Spaziergang im Dunkeln; er ist ein tief verwurzelter Brauch, der jedes Jahr im November stattfindet. Eltern, Grosseltern und Anwohner säumten die Strassen, um die leuchtenden Kreationen zu bewundern und die Lieder der Kinder zu hören. Die Atmosphäre war ruhig und fast magisch, nur unterbrochen vom gemeinsamen Gesang und dem leisen Trippeln der Kinderfüsse.
Kreativität aus der Herbstrübe
Das Herzstück des Umzugs sind die Räbeliechtli selbst. In den Tagen und Wochen vor dem Ereignis werden in Familien und Schulklassen eifrig Herbstrüben ausgehöhlt und verziert. Die Kreativität der jungen Künstler kannte auch in diesem Jahr keine Grenzen. Jede Laterne erzählte eine eigene Geschichte.
Zu sehen waren vielfältige Motive, die mit grosser Sorgfalt in die Schale der Rüben geschnitzt wurden:
- Klassische Sterne und Monde
- Detailreiche Tierfiguren
- Die eigenen Namen der Kinder
- Sogar komplexe Muster wie Christbäume
Der warme, gelb-orange Schein, der durch die Schnitzereien drang, schuf ein beeindruckendes Bild und zeigte den Stolz, den jedes Kind in sein Werk gelegt hatte. Das Tragen der selbstgemachten Laterne ist für viele ein unvergessliches Erlebnis in ihrer Kindheit.
Ursprung des Brauchs
Der Räbeliechtli-Umzug ist ein Brauch, der vor allem in der Deutschschweiz verbreitet ist. Er findet traditionell im Herbst statt und markiert das Ende der Erntezeit. Die Herbstrübe (Räbe) war früher ein wichtiges Grundnahrungsmittel. Das Aushöhlen und Schnitzen der Rüben zu Laternen symbolisierte das Licht, das man durch den dunklen Winter tragen wollte.
Lieder hallen durch die Nacht
An mehreren Haltepunkten entlang der Strecke blieb der Zug stehen. Dann erfüllte Kindergesang die stille Abendluft. Klassiker wie «Räbeliechtli, wo gahsch hi?» und «Ui blast de Herbstwind» wurden mit voller Inbrunst gesungen. Auch wenn nicht jeder Ton und jeder Text perfekt sass, war die Begeisterung der Kinder ansteckend.
Diese musikalischen Einlagen sind ein wesentlicher Bestandteil der Tradition. Die Lieder werden zuvor im Kindergarten und in der Schule geübt und verbinden die Generationen, da viele der anwesenden Erwachsenen sie noch aus ihrer eigenen Kindheit kennen.
«Es ist wunderschön zu sehen, wie diese alte Tradition von den Jüngsten mit so viel Freude weitergetragen wird. Das stärkt den Zusammenhalt im Dorf ungemein.»
Gemeinsamer Abschluss am Gemeindeplatz
Der Umzug endete auf dem Gemeindeplatz, wo sich alle Teilnehmer und Zuschauer versammelten. Hier gaben die Kinder noch einmal eine letzte Gesangseinlage zum Besten, bevor der gemütliche Teil des Abends begann. Die Anstrengung des Marsches wurde reichlich belohnt.
Verpflegung für alle
Nach dem Umzug wartete eine wohlverdiente Stärkung auf die Teilnehmer:
- Für die Kinder: Heisse Hotdogs
- Für die Erwachsenen: Wärmendes Chili con Carne
- Für alle: Ein Becher dampfender Punsch gegen die Kälte
Die Veranstaltung bot eine willkommene Gelegenheit für Gespräche und ein geselliges Beisammensein. Während die Kinder ihre Hotdogs genossen, tauschten sich die Erwachsenen bei einer Schale Chili aus. Der Räbeliechtli-Umzug in Brütten bewies einmal mehr, dass er nicht nur die Strassen, sondern auch die Herzen der Menschen erhellt und ein fester Bestandteil des Gemeindelebens ist.





