Die Stadt Zürich steht vor einer Reihe bedeutender Veränderungen und Entwicklungen. Von neuen Verkehrsregeln rund um den Hauptbahnhof über die Zukunft des Hardturm-Areals bis hin zu Anpassungen im Schulsystem und kulturellen Höhepunkten – die kommenden Monate und Jahre versprechen vielfältige Neuerungen, die das Stadtleben prägen werden.
Wichtigste Punkte
- Tempo 30 um den Hauptbahnhof soll Verkehrssicherheit erhöhen, stösst aber auf Kritik.
- Das Hardturm-Areal erhält nach Gerichtsurteil grünes Licht für Stadion und Wohnungen.
- Das Züri-Fäscht 2026 fällt aus, ein neues Konzept wird erarbeitet.
- Das Kunsthaus Zürich akzeptiert kein Bargeld mehr, was eine Debatte über digitale Zahlungen auslöst.
- Der Kanton Zürich führt eine Abstimmungsschablone für Menschen mit Sehbehinderung ein.
Verkehrsberuhigung rund um den Hauptbahnhof
Die Stadt Zürich plant, ab Frühling 2026 eine Geschwindigkeitsbegrenzung von Tempo 30 auf zahlreichen Strassen rund um den Hauptbahnhof einzuführen. Ziel ist es, die Verkehrssicherheit in diesem komplexen Knotenpunkt zu erhöhen.
In den letzten fünf Jahren gab es in diesem Gebiet über 700 Verkehrsunfälle, was zu 14 Unfallschwerpunkten führte. Die Stadt argumentiert, dass Tempo 30 die Verkehrssituation übersichtlicher und sicherer machen wird. Dies ist eine Erweiterung bestehender Tempo-30-Zonen in der Innenstadt.
Faktencheck Verkehr
- 700+ Verkehrsunfälle in den letzten 5 Jahren um den Hauptbahnhof.
- 14 Unfallschwerpunkte wurden identifiziert.
- Die neuen Tempo-30-Zonen umfassen wichtige Achsen wie Bahnhofbrücke, Bahnhofplatz und Neumühlequai.
Widerstand gegen Tempo 30
Die Pläne stossen jedoch auf Widerstand. Der Automobil Club der Schweiz (ACS) Zürich kritisiert das Vorhaben scharf. Ruth Enzler, Präsidentin des ACS Zürich, bezeichnete die Ankündigung als «politischen Paukenschlag aus dem Nichts».
«Das ist nicht Verkehrspolitik mit Augenmass, sondern ein Versuch, Fakten zu schaffen, bevor die Debatte überhaupt begonnen hat.»
Der ACS argumentiert, dass viele der betroffenen Strassen kantonale Hauptverkehrsachsen sind und die Einführung von Tempo 30 ohne Absprache erfolgt sei. Der Club kündigte an, sich mit allen politischen und rechtlichen Mitteln dagegen zu wehren. Eine 30-tägige Rekursfrist läuft, und erste Rekurse zeichnen sich bereits ab.
Hintergrund: Mobilitätsinitiative
Am 30. November stimmt der Kanton Zürich über die Mobilitätsinitiative ab. Diese Initiative, unterstützt von der SVP, FDP und der Mitte, fordert, dass der Kanton der Stadt Zürich verbietet, auf Hauptverkehrsachsen überall Tempo 30 einzuführen. Befürworter argumentieren, dass dies den Verkehrsfluss sichert und Ausweichverkehr in Wohnquartieren verhindert.
Gegner, darunter Grüne und die Stadt Zürich selbst, sehen darin einen Eingriff in die Gemeindeautonomie. Sie betonen Lärmschutz und Verkehrssicherheit als Gründe für Tempo 30.
Hardturm-Areal: Grünes Licht für Stadion und Wohnungen
Das Projekt «Ensemble» auf dem Hardturm-Areal kann voranschreiten. Das Verwaltungsgericht Zürich hat alle Beschwerden gegen den privaten Gestaltungsplan abgelehnt. Damit ist der Weg frei für ein neues Fussballstadion, mehrere Hundert Wohnungen im unteren Preissegment und vielfältig nutzbare Gewerberäume.
Die Fussballclubs FC Zürich und GC Zürich, die HRS, die Allgemeine Baugenossenschaft Zürich, die Stadionzüri AG und mehrere Anlagegefässe der UBS stehen hinter dem Projekt. Der Kanton Zürich hatte den Gestaltungsplan bereits genehmigt.
Projekt «Ensemble» in Zahlen
- 2020: Projekt in der Stadt Zürich mit 59 Prozent angenommen.
- 2. Quartal 2026: Mögliche Baueingabe bei den Behörden.
- 2028: Baubeginn des Stadions bei Ausbleiben weiterer juristischer Schritte.
- 2 Jahre: Voraussichtliche Bauzeit für das Stadion.
Ein Sprecher des Projekts appelliert an die Gegner, auf weitere juristische Schritte zu verzichten. Die Realisierung des Stadions würde rund zwei Jahre dauern. Die Wohntürme und die ABZ-Siedlung werden zeitversetzt gebaut. Das gesamte Projekt wird privat finanziert.
Kulturelle Highlights und Abschiede
Das Opernhaus Zürich wurde von der Fachzeitschrift «Opernwelt» zum «Opernhaus des Jahres 2025» gekürt. Diese Auszeichnung würdigt die dreizehnjährige Intendanz von Andreas Homoki. Besonders hervorgehoben wurden die künstlerische Vielseitigkeit und Offenheit des Hauses.
Wirtschaftlich überzeugt das Opernhaus mit einer Eigenwirtschaftlichkeit von 33 Prozent und einer Auslastung von über 90 Prozent. Damit gehört es zu den erfolgreichsten Opernhäusern Europas.
Das «Haus zum Falken» am Bahnhof Stadelhofen ist fertig
Nach zwei Jahren Bauzeit ist das «Haus zum Falken» am Bahnhof Stadelhofen fertiggestellt. Architekt Santiago Calatrava, der bereits vor 25 Jahren den Bahnhof Stadelhofen entwarf, stellte sein jüngstes Werk vor. Das Gebäude umfasst zwei Untergeschosse, ein Erdgeschoss und vier Obergeschosse.
Im Erdgeschoss eröffnet Ende des Jahres eine Filiale der Confiserie Bachmann. Ab 2026 ziehen in den Obergeschossen Arztpraxen für Innere Medizin, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie sowie die Frauen-Permanence des Spitals Zollikerberg ein. Alle Flächen sind bereits vermietet.
Details zum Haus zum Falken
- Architekt: Santiago Calatrava (74)
- Eigentümerin: Axa-Anlagestiftung
- Velostation: Ab 12. Dezember geöffnet, Platz für rund 800 Fahrräder.
- Besonderheit: Raumhohe, wellenartig gestaltete Fenster mit Blick über die Altstadt.
Abschied von der Schickeria
Der beliebte Club Schickeria an der Zürcher Langstrasse muss nach acht Jahren seine Türen schliessen. Am 3. Januar 2026 findet der letzte Event statt. Grund ist ein Entscheid der Hauseigentümerschaft, die Wohnfläche vergrössern will.
Die Betreiber suchen derzeit einen neuen Standort in Zürich. Nach der Sanierung soll das Gebäude an der Langstrasse als Wohn- und Geschäftsfläche genutzt werden, möglicherweise mit einem Café- und Aperokonzept.
Digitale Transformation und Soziales Engagement
Das Kunsthaus Zürich akzeptiert seit dem 1. September kein Bargeld mehr. Tickets können nur noch mit Karte oder Smartphone bezahlt werden. Das Kunsthaus begründet den Entscheid mit der sinkenden Bargeldnutzung sowie mit Aufwand und Kosten für Verwaltung und Sicherheit. Eine Sprecherin betonte, man sei sich der Verantwortung als subventioniertes Museum bewusst und biete eine breite Auswahl an digitalen Zahlungsmitteln an.
Rechtlich ist dieser Schritt zulässig, da es sich um eine dispositive Rechtsvorschrift handelt. Voraussetzung ist, dass die Kundschaft im Voraus klar darauf hingewiesen wird, beispielsweise durch Aushänge am Eingang. Laut einer Studie der Nationalbank aus dem Jahr 2022 zahlen nur noch 36 Prozent der Bevölkerung regelmässig mit Bargeld, im Vergleich zu 70 Prozent im Jahr 2017.
Neuer Telefondienst für Gewaltopfer
Der Kanton Zürich bietet ab dem 1. November einen neuen 24/7-Telefondienst für Gewaltbetroffene an. Unter der Nummer 044 455 21 42 erhalten Betroffene rund um die Uhr Unterstützung und Erste Hilfe. Jessica Wolf, stellvertretende Geschäftsführerin der Opferberatung Zürich, betont: «Gewalt kennt keine Öffnungszeiten.»
Die Mitarbeitenden der Opferhilfe sind speziell in Gesprächsführung geschult und unterstehen der Schweigepflicht. Anrufer können anonym Hilfe und Beratung erhalten. Dieses niederschwellige Angebot soll eine Brücke zwischen dem Alleinsein mit der Situation und dem aktiven Bemühen um Hilfe schlagen.
Abstimmungsschablone für Menschen mit Sehbehinderung
Der Kanton Zürich führt bei der eidgenössischen Volksabstimmung im November erstmals eine Abstimmungsschablone ein. Diese soll Menschen mit Sehbehinderung oder Blindheit ermöglichen, ihre Stimmzettel selbstständig und heimlich auszufüllen. Die Schablonen können kostenlos beim Schweizerischen Zentralverein für das Blindenwesen (SZBLIND) bestellt werden.
Die Stimmzettel für die eidgenössischen Vorlagen werden an die Schablone angepasst. Sie ist mit gut lesbarer Druckschrift und Brailleschrift versehen und wiederverwendbar. Zürich ist der erste Kanton, der diese Schablone in einer Pilotphase testet.
Bildung und Freizeit in Zürich
Der Gemeinderat der Stadt Zürich hat beschlossen, dass der Schulbeginn frühestens um 8 Uhr statt um 7:30 Uhr erfolgen darf. Die Änderung tritt in spätestens vier Jahren in Kraft. Dieser Vorstoss begründet sich damit, dass viele Jugendliche erst spät schlafen können und der frühe Unterrichtsbeginn nicht zu ihrem Biorhythmus passt. Dadurch soll die Konzentration der Schülerinnen und Schüler erhöht werden.
Der Stadtrat ist von der Änderung nicht begeistert, kritisiert den Eingriff in die Autonomie der Schulleitungen und befürchtet eine mögliche Verkürzung der Mittagspause auf eine Stunde.
Schulstart in Zürich
- Beginn: Frühestens 8 Uhr (bisher 7:30 Uhr).
- Inkrafttreten: Spätestens in vier Jahren.
- Begründung: Besserer Biorhythmus für Jugendliche, höhere Konzentration.
Veränderungen bei den Zürcher Bädern und im Letzigrund
Die Badesaison 2025 in Zürich war äusserst erfolgreich, mit über 2,39 Millionen Eintritten in den städtischen Anlagen. Dies ist das fünfte Mal, dass die Zwei-Millionen-Marke überschritten wurde. Besonders der Juni verzeichnete mit über 900'000 Eintritten einen Rekord.
Einige Sommerbäder bieten auch im Winter spezielle Nutzungen an. Die Parkanlagen der Freibäder Allenmoos und Letzigraben bleiben bis April geöffnet. Im Seebad Utoquai gibt es von November bis März ein betreutes Winterschwimmen an Wochenenden.
Das Letzigrund-Stadion feiert sein 100-jähriges Bestehen. Am kommenden Samstag lädt das Sportamt der Stadt Zürich zusammen mit dem FCZ, GCZ und weiteren Partnern zu einer Jubiläumsfeier ein. Der Anlass «Letzigrund für alle» bietet von 10 bis 18 Uhr ein abwechslungsreiches Programm mit sportlichen Mitmachaktionen, Stadionführungen und Essen. Der Eintritt ist kostenlos. Das Stadion wurde am 22. November 1925 eröffnet und 1935 von der Stadt Zürich übernommen.
Das Züri-Fäscht 2026 fällt aus
Das beliebte «Züri-Fäscht» wird im Jahr 2026 nicht stattfinden. Die Zeit reichte für eine Neuausrichtung des Festes nicht aus. Erst zwischen Frühling und Sommer 2026 will der Stadtrat über ein neues Festkonzept entscheiden. Das bestätigte Lukas Wigger, Sprecher des Präsidialdepartements.
Die bisherige Trägerschaft, der Verein Zürcher Volksfeste (VZV), hatte die Leistungsvereinbarung mit der Stadt Ende 2024 gekündigt. Ein neuer Projektstab arbeitet an einer Neuausrichtung. Das neue Fest soll weiterhin viele Menschen ansprechen, aber auch strengere Sicherheitsauflagen berücksichtigen. Politische Vorgaben sehen den Verzicht auf eine Flugshow und das Feuerwerk sowie die Einführung von Mehrweggeschirr vor.





