In einer ungewöhnlichen Wendung hat ein ehemaliger Hausbesitzer in Seuzach sein Heim zwar verloren, darf aber als Mieter bleiben. Das Bahnwärterhaus, in dem er seit über 30 Jahren lebt, wurde bei einer Zwangsversteigerung in Winterthur für 840.000 Franken verkauft. Der Zuschlag ging an einen guten Bekannten des Schuldners, was die Situation für den langjährigen Bewohner erheblich erleichtert.
Wichtige Punkte
- Ein ehemaliges Bahnwärterhaus in Seuzach wurde zwangsversteigert.
- Der Verkauf erfolgte innerhalb von zwei Minuten für 840.000 Franken.
- Der bisherige Eigentümer darf als Mieter im Haus wohnen bleiben.
- Ein Bekannter des Schuldners erhielt den Zuschlag.
- Zwangsversteigerungen dieser Art sind in der Region selten.
Das Bahnwärterhaus: Ein Stück Geschichte
Das betroffene Haus liegt direkt an der Bahnlinie Winterthur–Stein am Rhein, eingebettet in eine grüne Umgebung. Ursprünglich diente es als Zuhause für Bahnwärter, die für bestimmte Streckenabschnitte und Bahnschranken zuständig waren. Mit der fortschreitenden Automatisierung wurden diese Posten überflüssig. Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) entschieden sich daraufhin, viele dieser Gebäude abzureissen oder an Privatpersonen zu verkaufen. Das nun versteigerte Objekt wurde im Jahr 1917 erbaut und verfügt über 4,5 Zimmer.
Historischer Hintergrund
Die Bahnwärterhäuser waren einst ein fester Bestandteil der Schweizer Eisenbahninfrastruktur. Ihre Bewohner sorgten für die Sicherheit des Bahnverkehrs und die Bedienung von Schranken. Mit dem technologischen Fortschritt und der Einführung automatischer Sicherungssysteme verloren diese Häuser ihre ursprüngliche Funktion und wurden oft zu begehrten Wohnobjekten.
Der Versteigerungsprozess in Winterthur
Die Zwangsversteigerung fand an einem Freitagmorgen in einem Saal des Kirchgemeindehauses in Winterthur-Veltheim statt. Rund 20 von 40 bereitgestellten Stühlen waren besetzt, als die Veranstaltung um Punkt 10 Uhr begann. Ein Mitarbeiter des Konkursamtes leitete die Versteigerung, während zwei Polizisten für die Sicherheit anwesend waren, was bei solchen Terminen Standard ist.
Vor dem Beginn informierte der Versteigerungsleiter über das Objekt und die rechtlichen Rahmenbedingungen. Begriffe wie «Dienstbarkeit» und «Verfügungsbeschränkung» fielen, was dem Prozess einen formellen, fast gerichtlichen Charakter verlieh. Die Regeln waren klar: Wer mitbietet, ist an sein Angebot gebunden, bis ein höheres Gebot eingeht. Spassgebote könnten teuer werden.
Fakten zur Versteigerung
- Startbetrag: 657.000 Franken (Angebot der Gläubigerbank)
- Amtliche Schätzung: 930.000 Franken
- Mindestschritte: 10.000 Franken pro Gebot
- Endpreis: 840.000 Franken
- Dauer des Bieterverfahrens: Zwei Minuten
Ein schnelles Ende und eine glückliche Wendung
Die eigentliche Bieterrunde begann zwölf Minuten nach zehn und dauerte nur zwei Minuten. Der Startbetrag lag bei 657.000 Franken, ein Angebot der Bank als Gläubigerin. Die amtliche Schätzung des 630 Quadratmeter grossen Grundstücks mit dem 4,5-Zimmer-Haus lag bei 930.000 Franken. Gebote mussten in Schritten von mindestens 10.000 Franken erfolgen.
Zwei Männer lieferten sich ein rasches Bietergefecht. Der Versteigerungsleiter musste die Bieter sogar ermahnen, nicht erst im letzten Moment zu bieten. Nach mehrmaligem Hin und Her fiel der Hammer bei 840.000 Franken. Um Viertel nach zehn war die Versteigerung beendet.
«Ich kann zur Miete wohnen bleiben», sagte der ehemalige Hausbesitzer nach der Versteigerung. «Ein guter Bekannter hat mitgeboten und am Ende den Zuschlag erhalten.»
Seltenheit solcher Zwangsversteigerungen
Solche öffentlichen Zwangsversteigerungen sind in der Region äusserst selten. Der Leiter des Konkursamtes erklärte, dass dies erst die zweite solche Versteigerung in seinen 20 Dienstjahren gewesen sei. Auf die Frage nach einem Auktionshammer antwortete er schmunzelnd, dass man vergeblich einen gesucht habe. Sein Kollege fügte hinzu, dass dies vielleicht auch «zu sehr Effekthascherei» gewesen wäre.
Für den ehemaligen Hausbesitzer, dessen Firma Konkurs gemacht hatte, war der Ausgang trotz des Verlusts seines Eigentums eine Erleichterung. Er erzählte, dass er Risiken falsch eingeschätzt und viele private Probleme gehabt habe. Doch die Gewissheit, in seinem Zuhause bleiben zu können, gab ihm Zuversicht für die Zukunft.
Ausblick für den ehemaligen Eigentümer
Trotz des Konkurses seiner Firma und der Zwangsversteigerung seines Hauses blickt der Mann nun positiv in die Zukunft. Er hat die Möglichkeit, als Mieter in seinem langjährigen Zuhause zu bleiben, was ihm eine wichtige Stabilität in einer schwierigen Phase seines Lebens sichert. Die Tatsache, dass ein ihm bekannter Käufer den Zuschlag erhielt, trägt zusätzlich zu seiner Erleichterung bei.
Diese Geschichte zeigt, wie auch in finanziell schwierigen Situationen überraschende Wendungen eintreten können, die den Betroffenen eine Perspektive bieten. Für viele Anwesende war die Versteigerung ein seltenes Ereignis, das einen Einblick in die komplexen Prozesse des Konkursrechts gab.
Statistik Zwangsversteigerungen
Der Leiter des Konkursamtes berichtete, dass dies die zweite Zwangsversteigerung in 20 Jahren war, was die Seltenheit solcher Ereignisse unterstreicht.





