Der diesjährige JournalismusTag am 20. November 2025 in Winterthur verspricht eine intensive Auseinandersetzung mit den drängendsten Fragen der Medienwelt. Von der Macht der Sprache bei der Berichterstattung über Femizide bis hin zur rasanten Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) im Fotojournalismus und Online-Bereich – die ZHAW wird zum Brennpunkt für Medienschaffende.
Wichtige Punkte
- Lisa Christ eröffnet den JournalismusTag mit satirischen Einblicken.
- Natalia Widla diskutiert die Mediensprache bei Femiziden.
- Debatte über die Rolle von KI im Fotojournalismus und Online-Medien.
- Experten beleuchten die Zukunft der Reichweiten-Modelle und das Ende der Google-Ära.
- Einblicke in die Arbeit von SRF-Korrespondentin Viviane Manz als Trump-Beobachterin.
Satire und die Macht der Worte
Der JournalismusTag.25 startet mit einer besonderen Note: Lisa Christ, eine feste Grösse der Schweizer Kabarettszene, eröffnet die Veranstaltung. Die 1991 in Olten geborene Satirikerin ist bekannt für ihre feministisch-philosophische Stimme und ihre Auftritte in der SRF-Satiresendung «Zytlupe». Das Organisationskomitee hat ihr eine Carte blanche für die Eröffnung gegeben, was einen ungewöhnlichen und hoffentlich provokativen Start verspricht.
Im Anschluss widmet sich die freischaffende Journalistin Natalia Widla einem hochsensiblen Thema. In ihrer Keynote stellt sie die Frage nach der Macht der Worte in der Berichterstattung über Gewalt gegen Frauen. Widla, Co-Autorin von «Niemals aus Liebe: Männergewalt an Frauen», wird anhand von Statistiken und konkreten Beispielen aufzeigen, wie die Mediensprache die gesellschaftliche Wahrnehmung von Femiziden prägt. Die Wahl zwischen Begriffen wie «Familiendrama» und «Femizid» kann einen entscheidenden Unterschied machen.
Wussten Sie schon?
- Der JournalismusTag findet an der ZHAW Angewandte Linguistik in Winterthur statt.
- Die Veranstaltung beginnt am 20. November 2025 um 12:00 Uhr.
- Die Kosten für die Teilnahme liegen zwischen 30 und 95 Franken.
KI-Revolution und Medienethik
Ein zentraler Themenschwerpunkt des Tages ist die fortschreitende Künstliche Intelligenz im Journalismus. Ein Panel, besetzt mit Fotograf Christoph Schütz, Medienethikerin Marlis Prinzing, Alessandro della Valle von Keystone-SDA und Presserat-Präsidentin Susan Boos, diskutiert die ethischen Grenzen der KI im Fotojournalismus. Wann wird Bildbearbeitung zu Betrug? Wo verlaufen die roten Linien, wenn Algorithmen Bilder generieren oder manipulieren?
Die Diskussion um KI geht weiter in einer Keynote von Christoph Zimmer, Produktleiter der Spiegel-Gruppe. Er vertritt die These, dass Algorithmen die nächste Medien-Transformation einläuten werden – vom Gatekeeper zum Soapbox-Speaker. Diese Entwicklung könnte die Art und Weise, wie Nachrichten produziert und konsumiert werden, grundlegend verändern.
Hintergrund: Qualität im Journalismus
Der Verein Qualität im Journalismus (QuaJou) ist der Veranstalter des JournalismusTages. Sein Ziel ist es, die Qualität und Integrität des Journalismus in der Schweiz zu fördern und eine Plattform für kritische Diskussionen und Weiterbildung zu bieten.
PR versus Redaktion und die Zukunft der Reichweite
Eine weitere brisante Debatte erwartet die Teilnehmenden im Bereich der Kommunikation. Ivana Leiseder, deren TED-Talk «Deconstructing Bullshit» internationale Aufmerksamkeit erregte, diskutiert mit Andreas Hugi, Chef der Agentur Furrerhugi und LSA-Präsident. Es geht um hohle Phrasen in Medienmitteilungen und die oft behauptete Kluft zwischen PR und Redaktion. Hugi argumentiert, dass die Realität entspannter sei als oft dargestellt, während Leiseder die kritische Analyse der Sprache fordert. Moderiert wird dieser Schlagabtausch von Edith Hollenstein vom Tages-Anzeiger.
Die Digitalisierung hat die Medienlandschaft bereits stark verändert. Nun steht möglicherweise das Ende der Google-Ära bevor. Eine Digital-Expertin und zwei Digital-Experten sprechen über das Aus von Reichweiten-Modellen und die Zukunft des Online-Journalismus. Flavio Paolo Razzino (Blick), Tina Huber (Tamedia) und Leo Helfenberger (Watson) geben Einblicke, wie Verlage sich auf diese Veränderungen vorbereiten und neue Strategien entwickeln.
"Kann Naivität eine Stärke sein, wenn man die Medienbranche revolutionieren will?" – Eine Frage, die im Panel über junge Journalisten diskutiert wird.
Junge Visionäre und internationale Berichterstattung
Der Mut junger Journalistinnen und Journalisten, die den Sprung ins Ungewisse wagen, steht im Mittelpunkt eines Gesprächs zwischen SRF-Moderator Sandro Brotz und den Visionären Tizian Schöni (WNTI) und Simona Boscardin (On Fire). Sie erörtern, welche Rolle Naivität und frische Perspektiven bei der Revolutionierung der Medienbranche spielen können.
Einen besonderen Blick hinter die Kulissen der internationalen Berichterstattung gewährt SRF-Korrespondentin Viviane Manz. Sie berichtet über ihre Zeit als Trump-Beobachterin in Washington und erklärt, wie sie es schaffte, die Eskalationen des ehemaligen US-Präsidenten live in der «Tagesschau» einzuordnen. Dies bietet wertvolle Einblicke in die Herausforderungen des Korrespondentenlebens.
Forschung und Networking
Auch die Forschung kommt nicht zu kurz. Die ZHAW präsentiert die neuesten Resultate des Gefährdungsmonitors, der wichtige Daten zur Sicherheit von Medienschaffenden liefert. Ergänzend dazu diskutiert ein Expertenteam um IKMZ-Forscherin Silke Fürst über zukunftsweisende KI-Entwicklungen im Journalismus. Diese wissenschaftlichen Einblicke ergänzen die praktischen Debatten und zeigen neue Wege für die Branche auf.
Der JournalismusTag.25 bietet neben dem umfassenden Programm auch reichlich Gelegenheit zum Networking. Bei moderaten Ticketpreisen ist die Verpflegung inbegriffen, was den Austausch zwischen den Teilnehmenden fördern soll. Die Veranstaltung am IAM Institut für Angewandte Medienwissenschaft der ZHAW in Winterthur ist somit eine wichtige Plattform für alle, die sich aktiv mit der Zukunft des Journalismus auseinandersetzen möchten.
- Veranstaltungsdatum: Donnerstag, 20. November 2025
- Ort: ZHAW Angewandte Linguistik, Theaterstrasse 15c, Winterthur (Zürich)
- Beginn: 12:00 Uhr
- Kosten: 30 bis 95 Franken





