Eine aktuelle Sicherheitsbefragung der Stadt Winterthur zeigt, dass sich ein signifikanter Teil der Bevölkerung in den letzten Jahren unsicherer fühlt. Insbesondere aggressive Personengruppen und bestimmte Orte wie der Hauptbahnhof und der Merkurplatz bereiten den Einwohnerinnen und Einwohnern Sorgen. Viele wünschen sich als Reaktion darauf eine stärkere Polizeipräsenz im öffentlichen Raum.
Das Wichtigste in Kürze
- 39 Prozent der Winterthurer Bevölkerung fühlen sich weniger sicher als vor drei Jahren.
- Hauptgründe für das Unbehagen sind aggressive und respektlose Personen oder Gruppen.
- Der Hauptbahnhof, der Merkurplatz und Unterführungen werden als Problemzonen wahrgenommen.
- Jede vierte Person hat im letzten Jahr eine bedrohliche Situation erlebt, meist Pöbeleien oder verbale Angriffe.
- Ein grosser Teil der Befragten wünscht sich mehr sichtbare Polizeipräsenz zur Verbesserung der Lage.
Ein differenziertes Bild der Sicherheit
Die neuesten Ergebnisse der städtischen Sicherheitsbefragung zeichnen ein komplexes Bild der öffentlichen Wahrnehmung. Während sich mit 54 Prozent mehr als die Hälfte der Befragten genauso sicher fühlt wie noch vor drei Jahren, gibt es eine beachtliche Gruppe, die eine negative Veränderung wahrnimmt. Fast vier von zehn Personen (39 Prozent) gaben an, dass ihr persönliches Sicherheitsgefühl gesunken ist.
Diese Entwicklung ist nicht auf ein einzelnes Ereignis zurückzuführen, sondern auf eine allgemeine Zunahme von unangenehmen Begegnungen im Alltag. Die Umfrage zeigt deutlich, dass nicht die Kriminalität im Allgemeinen, sondern das Verhalten von Einzelpersonen und Gruppen im öffentlichen Raum die grösste Sorge bereitet.
Aggressives Verhalten als Hauptursache
Auf die Frage, was ihr Gefühl der Unsicherheit auslöst, nannten die meisten Befragten das Auftreten von aggressiven und respektlosen Personen. Pöbeleien, laute Auseinandersetzungen und ein allgemein rücksichtsloses Verhalten tragen massgeblich dazu bei, dass sich Menschen an bestimmten Orten unwohl fühlen. Es ist weniger die Angst vor einem Verbrechen als vielmehr das Gefühl der unberechenbaren Konfrontation, das belastet.
Zahlen im Überblick
- 54% fühlen sich gleich sicher wie vor drei Jahren.
- 39% fühlen sich unsicherer.
- 75% erlebten im letzten Jahr keine bedrohliche Situation.
- 25% erlebten mindestens eine bedrohliche Situation, meist verbaler Natur.
Identifizierte Problemzonen in der Stadt
Das Gefühl der Unsicherheit ist in Winterthur nicht flächendeckend, sondern konzentriert sich auf spezifische Orte. Rund zwei Drittel der Befragten konnten konkrete Plätze und Bereiche nennen, an denen sie sich unwohl fühlen. Diese Hotspots sind oft Verkehrsknotenpunkte oder schlecht einsehbare Areale.
Hauptbahnhof und Merkurplatz im Fokus
An erster Stelle der genannten Orte steht der Hauptbahnhof Winterthur. Als zentraler Umsteigeort mit hoher Personenfrequenz ist er naturgemäss ein Schauplatz für verschiedenste soziale Dynamiken. Besonders in den Abend- und Nachtstunden fühlen sich hier viele Menschen unwohl.
Ein weiterer, wiederholt genannter Ort ist der Merkurplatz hinter dem Warenhaus Manor. Laut Berichten wird dieser Bereich zunehmend von Drogensüchtigen frequentiert, was bei Passanten zu einem Gefühl des Unbehagens führt. Die offene Drogenszene an diesem zentralen Ort wird von vielen als störend und beunruhigend empfunden.
Die Rolle der Stadtplanung
Das Sicherheitsgefühl im öffentlichen Raum hängt stark von städtebaulichen Faktoren ab. Schlecht beleuchtete oder unübersichtliche Unterführungen, verwinkelte Gassen und verwaiste Plätze können Unsicherheit verstärken. Eine offene, gut beleuchtete und belebte Umgebung hingegen trägt nachweislich dazu bei, dass sich Menschen sicherer fühlen.
Unterführungen als generelles Problem
Unabhängig von einem spezifischen Ort wurden auch Unterführungen generell als Angsträume identifiziert. Die Enge, die schlechte Einsehbarkeit und oft mangelnde Sauberkeit tragen dazu bei, dass viele Menschen, insbesondere Frauen und ältere Personen, diese Wege nach Einbruch der Dunkelheit meiden. Dieses Phänomen ist in vielen Städten bekannt und stellt Planer vor die Herausforderung, sicherere und freundlichere Verbindungen zu schaffen.
Persönliche Erfahrungen prägen die Wahrnehmung
Die Umfrage zeigt auch, dass die Sorgen nicht nur auf einer abstrakten Wahrnehmung beruhen. Zwar gaben drei von vier Personen an, im vergangenen Jahr keine Situation erlebt zu haben, in der sie sich bedroht fühlten. Doch das bedeutet im Umkehrschluss, dass jede vierte Person eine solche Erfahrung gemacht hat.
Bei diesen Vorfällen handelte es sich glücklicherweise selten um körperliche Gewalt. Die Betroffenen berichteten hauptsächlich von Pöbeleien, verbalen Angriffen oder Drohungen. Solche Erlebnisse können das subjektive Sicherheitsgefühl jedoch nachhaltig erschüttern und das Verhalten im öffentlichen Raum beeinflussen, etwa durch das Meiden bestimmter Orte oder Zeiten.
Der Wunsch nach mehr sichtbarer Präsenz
Angesichts dieser Entwicklungen ist der Wunsch der Bevölkerung nach Gegenmassnahmen klar. Die am häufigsten genannte Forderung zur Verbesserung der Situation ist eine erhöhte Polizeipräsenz an den bekannten Problemorten. Die sichtbare Anwesenheit von uniformierten Kräften soll abschreckend auf potenzielle Störer wirken und den Bürgerinnen und Bürgern ein Gefühl von Schutz vermitteln.
Die Ergebnisse der Sicherheitsbefragung dienen der Stadt und der Polizei nun als wichtige Grundlage, um gezielte Massnahmen zu ergreifen und das Sicherheitsgefühl der Winterthurer Bevölkerung wieder zu stärken. Ob eine verstärkte Polizeipräsenz allein ausreicht oder ob auch soziale und stadtplanerische Ansätze verfolgt werden müssen, wird die politische Diskussion in den kommenden Monaten zeigen.





