Kloten steht vor einer wichtigen Entscheidung bezüglich bezahlbaren Wohnraums. Zwei SP-Parlamentarier haben eine Volksinitiative lanciert, die einen Mindestanteil an kostengünstigen Wohnungen bei Neubauprojekten vorschreibt. Dies könnte die Stadtentwicklung massgeblich beeinflussen und die Wohnsituation für viele Haushalte verbessern.
Wichtige Punkte
- Die SP-Initiative fordert 50 Prozent kostenmietfreundliche Wohnungen bei Aufzonungen.
- Bei Ein- und Umzonungen sind 25 Prozent preisgünstige Wohnungen vorgesehen.
- Mieten in Kloten sind seit 2021 um durchschnittlich 16 Prozent gestiegen.
- Eine Umfrage zeigt, dass 9 von 10 Befragten Mieten als zu teuer empfinden.
- Der Stadtrat hat bisher auf Vorgaben für Bauherren verzichtet.
Steigende Mietpreise belasten Klotener Haushalte
Die Mietpreise in Kloten sind in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Seit 2021 haben sie sich im Durchschnitt um 16 Prozent erhöht. Diese Entwicklung macht das Wohnen für viele Familien, ältere Menschen und Personen mit geringem Einkommen zunehmend schwierig. Die Initianten der Volksinitiative, Max Töpfer und Philip Graf von der SP, weisen darauf hin, dass diese Belastung durch steigende Teuerung und explodierende Krankenkassenprämien zusätzlich verschärft wird.
Max Töpfer, Co-Initiant und SP-Parlamentarier, erklärt:
„Viele Familien, ältere Menschen und Menschen mit kleinem Einkommen wissen schlicht nicht mehr, wie sie das alles bezahlen sollen.“Er betont die Dringlichkeit, politische Instrumente zur Entlastung zu nutzen.
Die Forderungen der Volksinitiative
Die lancierte Volksinitiative zielt darauf ab, die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum in Kloten gesetzlich zu verankern. Konkret fordert der Initiativtext, dass bei Aufzonungen mindestens 50 Prozent der zusätzlich entstehenden Wohnungen zur Kostenmiete angeboten werden müssen. Bei Ein- und Umzonungen soll der Anteil an preisgünstigen Wohnungen mindestens 25 Prozent betragen.
Faktencheck Wohnen in Kloten
- 16% Mietpreisanstieg: Seit 2021 sind die Mieten in Kloten deutlich gestiegen.
- 950 Personen befragt: Eine Umfrage zeigt die breite Unterstützung für bezahlbaren Wohnraum.
- 89% für Mindestanteil: Fast 90 Prozent der Befragten befürworten einen Mindestanteil an preisgünstigen Wohnungen.
Bisherige Zurückhaltung des Stadtrats
Der bürgerliche Stadtrat von Kloten hatte sich bisher geweigert, Bauherren Vorgaben für preisgünstige Wohnungen aufzuerlegen. Trotz wiederholter Forderungen der linken Parteien, etwa bei Projekten wie der Grossüberbauung Lirenächer oder dem Gestaltungplan Gwärfihölzli, blieben diese Bemühungen erfolglos. Die bürgerliche Allianz aus SVP, FDP und Mitte befürchtete, dass solche Auflagen Investoren abschrecken und die Bautätigkeit in Kloten unattraktiv machen könnten.
Hintergrund der Debatte
Die Diskussion um bezahlbaren Wohnraum ist in vielen Schweizer Städten präsent. Kloten, als Flughafenstadt mit vielen Arbeitsplätzen, erlebt einen besonderen Druck auf den Wohnungsmarkt. Das Missverhältnis zwischen Arbeitsplätzen und verfügbarem Wohnraum führt zu einer hohen Nachfrage und entsprechend steigenden Preisen. Die Initiative möchte hier einen sozialen Ausgleich schaffen.
Argumente der Initianten
Max Töpfer widerlegt die Befürchtungen, dass Investoren durch die Initiative vertrieben werden könnten. Er argumentiert, dass Kloten aufgrund seiner vielen Arbeitsplätze und der geringen Anzahl an Wohnungen ein attraktiver Standort bleibe und die Nachfrage nach Wohnungen weiterhin gross sei. Die SP unterstützt grundsätzlich die innere bauliche Verdichtung der Stadt, um die Zersiedelung zu stoppen und den Verkehr zu entlasten.
Seit der Überarbeitung der Bau- und Zonenordnung vor etwa zwölf Jahren ist der Wohnungsbestand in Kloten um fast 1700 Einheiten gewachsen. Diese Entwicklung soll jedoch nicht ohne soziale Ausgleichsmassnahmen erfolgen. Töpfer betont:
„Die Initiative würde nicht nur mehr preisgünstige Wohnungen bringen, sondern auch mehr Akzeptanz für die bauliche Entwicklung in unserer Stadt.“
Breite Unterstützung aus der Bevölkerung
Eine von den Initianten durchgeführte Wohnumfrage in Kloten unterstreicht die Notwendigkeit der Initiative. Rund 950 Personen nahmen an der Umfrage teil. Das Ergebnis ist eindeutig: Neun von zehn Befragten empfinden die Mieten als zu teuer und fordern politisches Handeln. Ganze 89 Prozent der Befragten befürworten einen Mindestanteil an preisgünstigen Wohnungen bei Neubauten.
Die Initianten verweisen auf berührende Härtefälle, wie das Ehepaar Widmer, das nach 47 Jahren aus Kloten wegziehen musste, weil die Mieten unbezahlbar wurden. Solche Geschichten verdeutlichen die menschlichen Auswirkungen der aktuellen Wohnungspolitik und stärken den Ruf nach Veränderungen.
Ausblick auf die politische Zukunft
Die Volksinitiative wird nun ihren politischen Weg gehen. Sie zwingt den Stadtrat, sich erneut mit dem Thema auseinanderzusetzen und die Möglichkeit von Vorgaben für bezahlbaren Wohnraum ernsthaft zu prüfen. Die breite Unterstützung aus der Bevölkerung könnte den Druck auf die politischen Entscheidungsträger erhöhen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Debatte in Kloten weiterentwickelt und welche konkreten Massnahmen letztlich ergriffen werden, um die Wohnsituation für alle Einwohner fairer zu gestalten.





