Die Pläne für ein wichtiges Gesundheitszentrum in Henggart stehen vor unerwarteten Hindernissen. Eine ursprünglich für Ende dieses Jahres geplante Abstimmung über den Gestaltungsplan musste verschoben werden. Die Investoren zeigen sich nun verunsichert, da der Gemeinderat offenbar neue Optionen prüft und Absprachen in Frage stellt.
Wichtige Erkenntnisse
- Abstimmung über den Gestaltungsplan des Gesundheitszentrums auf den Frühling verschoben.
- Gemeinde Henggart sucht über die Beschaffungsplattform Simap nach weiteren Investoren.
- Neue Gemeinderatsmitglieder hinterfragen laut Investoren frühere Abmachungen.
- Das Projekt "Henggart 1552" soll Gesundheitsangebote und Alterswohnungen bündeln.
- Kanton hat die Planungsvorlage unter Vorbehalt genehmigt.
Geplante Abstimmung verzögert sich
Eigentlich sollte das Projekt "Henggart 1552" zügig voranschreiten. Ein Gesundheitszentrum mit Alterswohnungen auf dem Seewadel-Areal am Bahnhof in Henggart war geplant. Die erste Volksabstimmung über den Gestaltungsplan hätte noch dieses Jahr stattfinden sollen. Doch die Zeit drängt, und die Abstimmung wurde nun auf den Frühling verschoben. Diese Entwicklung irritiert die beteiligten Investoren.
Das Projekt wurde Anfang des Jahres von Land-Permanence, Spitex Flaachtal, Physiotherapie Henggart und der Winterthurer Baugenossenschaft Gaiwo ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist es, Gesundheitsdienstleistungen und altersgerechtes Wohnen unter einem Dach zu vereinen.
Projekt "Henggart 1552" in Zahlen
- Beteiligte Partner: Land-Permanence, Spitex Flaachtal, Physiotherapie Henggart, Baugenossenschaft Gaiwo.
- Standort: Seewadel-Areal am Bahnhof Henggart.
- Grundstück: Gehört dem Gemeinderat und soll im Baurecht abgegeben werden.
- Ursprünglicher Plan: Abstimmung über Gestaltungsplan Ende 2024.
- Neuer Zeitplan: Abstimmung im Frühling des Folgejahres.
Verunsicherung bei den Investoren
Samuel Schwitter, Geschäftsführer der Gaiwo, spricht im Namen aller Investoren von grosser Verunsicherung. Er erklärt, dass man lange den Eindruck gehabt habe, die gesamte Behörde stehe hinter dem Vorhaben. Doch offenbar hätten neue Gemeinderatsmitglieder Zweifel gesät und frühere Absprachen infrage gestellt. Dies erschwere die weitere Planung erheblich.
Die unübersichtliche politische Situation in Henggart, geprägt durch wiederholte Neubesetzungen des Gemeinderats, trägt zur aktuellen Lage bei. Gewisse Absprachen in der Absichtserklärung zwischen Gemeinde und Trägerschaft werden hinterfragt, was den Prozess verlangsamt.
"Wir stehen vor einem Rätsel und sind sehr verunsichert", sagt Samuel Schwitter, Geschäftsführer der Gaiwo.
Gemeinde sucht online nach weiteren Optionen
Ein weiterer Punkt, der die Investoren irritiert, ist eine Ausschreibung auf Simap, der Beschaffungsplattform der öffentlichen Hand. Dort ist die Parzelle für das geplante Gesundheitszentrum aufgeführt. Der Eintrag zeigt, dass die Gemeinde Henggart sich weitere Optionen offen hält und wissen möchte, ob andere Investoren an der Realisierung interessiert sind. Dies wurde von den aktuellen Partnern als Signal wahrgenommen, dass die volle Unterstützung des Gemeinderats fehlt.
Die Absichtserklärung sah eigentlich eine Abstimmung möglichst noch im Jahr 2025 vor. Während der Kanton die Vorprüfung des Gestaltungsplans rasch genehmigte, liess eine Antwort des Gemeinderats lange auf sich warten. "Noch heute sind wir uns unklar über den Standpunkt der Behörde", so Schwitter.
Hintergrund der Verzögerungen
Die politische Situation in Henggart war bereits Ende 2024 turbulent. Ein Aufsichtsverfahren des Bezirksrats und der Abgang von zwei Gemeinderatsmitgliedern führten zu einer Neubesetzung der Exekutive. Trotz der nun wieder vollständigen Behörde scheinen interne Unstimmigkeiten die Entscheidungsfindung weiterhin zu beeinflussen.
Kritik aus der Bevölkerung und offene Fragen
Auch aus der Bevölkerung kommt Kritik am Vorgehen des Gemeinderats. Alois Weibel, ein Senior aus Henggart, bestätigt den Eindruck der Investoren. Er berichtet von der Informationsveranstaltung Ende September, bei der das Publikum dem Projekt mit Applaus zustimmte, während einige Gemeinderäte eine kritische Haltung zeigten. "Ihnen sei es vor allem ums Geld gegangen", so Weibel.
Diskussionen über einen höheren Baurechtszins und die Anzahl der Alterswohnungen wurden laut. Weibel befürchtet, dass höhere Kosten letztlich auf die Mieter abgewälzt würden. Er sieht das ursprüngliche Projekt als "Glücksfall" für die Gemeinde und die Trägerschaft als seriös und erfahren an.
- Einwendungen der Bevölkerung: Zwei Ende Juli eingegangene Einwendungen wurden erst kürzlich zur Bearbeitung an die Trägerschaft weitergeleitet.
- Baurechtszins: Die Diskussion über eine Erhöhung des Baurechtszinses könnte zu höheren Mietkosten führen.
- Anzahl Alterswohnungen: Auch die geplante Anzahl der Alterswohnungen wurde im Gemeinderat hinterfragt.
Verbindlichkeit der Absichtserklärung unklar
Der Gemeinderat Henggart äussert sich auf Anfrage nicht zur Verbindlichkeit der unterzeichneten Absichtserklärung (Letter of Intent). Solche Dokumente sind in der Schweiz gesetzlich nicht einheitlich definiert und gelten oft als unverbindlich, auch wenn sie eine moralische Bindung schaffen können. Massgebend ist der tatsächliche Wille der Parteien.
Michael Obst, der zuständige Ressortleiter Liegenschaften, beantwortete keine der neun gestellten Fragen. Er verwies auf die Informationsveranstaltung im September und kündigte weitere Informationen an der nächsten Gemeindeversammlung an. Bis dahin werden keine zusätzlichen Auskünfte erteilt.
Die weitere Entwicklung des Gesundheitszentrums bleibt somit abzuwarten. Die Gemeinde Henggart steht vor wichtigen Entscheidungen, die die zukünftige Gesundheitsversorgung und Altersbetreuung im Ort massgeblich beeinflussen werden.





