Die Elektromobilität in der Schweiz wächst rasant, doch für Mieter bleibt die Installation einer eigenen Ladestation oft eine Hürde. Während der norwegische Hersteller Easee europaweit eine Million Ladestationen verkauft hat und bald die 100.000er-Marke in der Schweiz erreicht, warten viele Mieter auf klare Regelungen. Ein neues Gesetz soll bald Abhilfe schaffen.
Michi Keel, Geschäftsführer von Simplee, dem Schweizer Vertriebspartner von Easee, erklärt, wie Mieter vorgehen sollten und warum die richtige Wahl der Ladetechnik in Mehrfamilienhäusern entscheidend für die Zukunft ist.
Das Wichtigste in Kürze
- Starkes Wachstum: Die Schweiz ist ein Schlüsselmarkt für E-Auto-Ladestationen, mit bald 100.000 installierten Easee-Einheiten.
- Recht auf Laden: Das Parlament hat ein Gesetz beschlossen, das Mietern den Zugang zu Ladestationen erleichtern soll. Die Details werden derzeit ausgearbeitet.
- Dialog ist entscheidend: Mietern wird geraten, proaktiv und gemeinsam mit Nachbarn das Gespräch mit der Verwaltung zu suchen.
- Leistung und Bedarf: Obwohl Ladestationen bis zu 22 kW liefern können, reicht für den durchschnittlichen Tagesbedarf von 30 Kilometern eine langsamere Nachtladung völlig aus.
Ein boomender Markt mit Herausforderungen
Die Nachfrage nach Elektroautos und den dazugehörigen Ladelösungen nimmt in der Schweiz stetig zu. Der norwegische Hersteller Easee hat diesen Trend früh erkannt und konnte europaweit bereits eine Million sogenannter Wallboxen verkaufen. Die Schweiz spielt dabei eine überdurchschnittlich grosse Rolle.
"Die Schweiz war von Anfang an ein Schlüsselmarkt. Heute stehen hierzulande knapp zehn Prozent aller Easee-Stationen – wir steuern also auf die 100’000er-Marke zu", erklärt Michi Keel, Geschäftsführer von Simplee. Dieser Erfolg sei vor allem der engen Zusammenarbeit mit Elektroinstallateuren und Energieversorgern zu verdanken.
Fakten zur Ladeinfrastruktur
- 1 Million: Anzahl der von Easee europaweit verkauften Wallboxen.
- Fast 100.000: Anzahl der Easee-Stationen, die bald in der Schweiz installiert sein werden.
- Über 50%: Anteil der Schweizer Bevölkerung, der zur Miete wohnt und somit auf die Zustimmung von Vermietern angewiesen ist.
Die richtige Ladestation für jeden Bedarf
Die Auswahl an Ladestationen ist gross, doch die Anforderungen sind sehr unterschiedlich. Laut Keel hängt die Wahl des richtigen Modells stark von der Wohnsituation ab. "Wer eine einzelne Ladestation in seinem Einfamilienhaus installiert, benötigt ein anderes Modell als jemand, der in einer geteilten Garage mit 30 anderen Parteien laden will", so Keel.
Moderne Systeme wie die von Easee sind darauf ausgelegt, sowohl einzelne Nutzer als auch grosse Gemeinschaften zu versorgen. Besonders in Tiefgaragen mit vielen Nutzern ist ein intelligentes Lastmanagement entscheidend, um die verfügbare Stromkapazität des Gebäudes nicht zu überlasten.
Wie schnell lädt ein E-Auto zu Hause?
Eine häufig gestellte Frage betrifft die Ladedauer. Mit einer leistungsstarken Wallbox sind Ladeleistungen von bis zu 22 Kilowatt (kW) möglich. Damit lässt sich die Reichweite eines E-Autos in nur einer Stunde um 130 bis 150 Kilometer erhöhen.
Allerdings ist die maximale Ladeleistung von zwei Faktoren abhängig: dem Fahrzeug selbst und der vorhandenen elektrischen Infrastruktur des Hauses. Nicht jedes Auto kann mit 22 kW laden und nicht jeder Hausanschluss gibt diese Leistung her.
"Da Herr und Frau Schweizer im Schnitt nur 30 Kilometer pro Tag fahren, reicht selbst langsameres Laden locker aus. Vor allem weil die meisten Autos nachts laden – mit mehr als genug Zeit und Energie."
Für den Alltag ist die Höchstleistung oft gar nicht notwendig. Die durchschnittliche tägliche Fahrstrecke in der Schweiz liegt bei rund 30 Kilometern. Diese Distanz kann problemlos über Nacht mit einer deutlich geringeren Ladeleistung nachgeladen werden. Das schont nicht nur die Batterie, sondern auch das Stromnetz.
Das "Recht auf Laden" für Mieter kommt
Die grösste Hürde für die Elektromobilität in der Schweiz ist die Ladeinfrastruktur in Mietshäusern. Über die Hälfte der Bevölkerung lebt zur Miete und ist auf die Zustimmung des Vermieters angewiesen, um eine Wallbox installieren zu können.
Hintergrund: Das "Recht auf Laden"
Das Schweizer Parlament hat eine Gesetzesänderung beschlossen, die Mietern und Stockwerkeigentümern das Recht einräumt, auf eigene Kosten eine Ladestation für Elektrofahrzeuge zu installieren. Der Bundesrat arbeitet derzeit die genauen Ausführungsbestimmungen aus. Ziel ist es, den Ausbau der privaten Ladeinfrastruktur zu beschleunigen und rechtliche Unsicherheiten zu beseitigen.
Diese Gesetzesänderung ist eine gute Nachricht für alle Mieter. Michi Keel rät Betroffenen, schon jetzt aktiv zu werden: "Für Mieter heisst das: den Dialog mit der Verwaltung suchen – am besten gemeinsam mit Nachbarn." Je mehr Mietparteien Interesse zeigen, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine Verwaltung einer umfassenden Lösung zustimmt.
Worauf bei Gemeinschaftsgaragen zu achten ist
Gerade in Tiefgaragen ist die Wahl des Systems entscheidend. Eine professionelle Planung ist unerlässlich, um eine zukunftssichere und skalierbare Lösung zu schaffen. "Was hilft, sind gute Partner, welche die Planung, die Umsetzung und die Abrechnung effizient unterstützen", betont Keel.
Ein zentrales Thema ist die Abrechnung des verbrauchten Stroms. Moderne Systeme ermöglichen eine kilowattstundengenaue Erfassung und Verrechnung pro Nutzer. So wird sichergestellt, dass jeder nur für den Strom bezahlt, den er auch tatsächlich geladen hat. Dies schafft Transparenz und Fairness unter den Bewohnern.





