Ein Jahr nach der Eröffnung der Asylunterkünfte in Aadorf und Ettenhausen hat sich der Alltag für Bewohner und Gemeinden etabliert. Ursprüngliche Bedenken der Bevölkerung haben sich grösstenteils nicht bestätigt, während die Zusammenarbeit zwischen Gemeinde und der Peregrina-Stiftung als positiv bewertet wird. Die Situation bleibt jedoch dynamisch, insbesondere hinsichtlich der Aufenthaltsdauer der Asylsuchenden.
Wichtige Erkenntnisse
- Die anfänglichen Sorgen der Bevölkerung haben sich nicht bestätigt.
- Die Zusammenarbeit zwischen Gemeinde Aadorf und Peregrina-Stiftung ist "Sehr gut".
- Zusätzliche Securitas-Patrouillen waren nicht notwendig.
- Es gibt keine direkten Kontakte oder Konflikte zwischen Schulkindern und Asylsuchenden.
- Die Aufenthaltsdauer der Asylsuchenden bleibt ein Unsicherheitsfaktor.
Ein Jahr nach der Eröffnung: Alltag in den Unterkünften
Vor zwölf Monaten war die Stimmung in Aadorf und Ettenhausen angespannt. Ein Informationsabend in der Turnhalle Ettenhausen zeigte die Sorgen der Bevölkerung deutlich. Es ging um die geplanten Unterkünfte für insgesamt 54 Personen. Besonders der Standort an der Weidlistrasse, direkt gegenüber der Schule, führte zu Diskussionen. Viele Eltern äusserten Befürchtungen bezüglich Konflikten, Sicherheit und dem Alltag ihrer Kinder.
Heute, ein Jahr später, sind die beiden Liegenschaften bewohnt. Die Anzahl der Bewohner variiert je nach Zuweisungen des Kantons. Eberhard Wörwag, Geschäftsführer der Peregrina-Stiftung, bestätigt: «An der Obermoosstrasse sind aktuell 14 Personen, an der Elggerstrasse neun Personen untergebracht.»
Fakten zur Belegung
Aktuell beherbergen die Unterkünfte insgesamt 23 Personen. Diese stammen aus verschiedenen Ländern wie Afghanistan, Somalia, Eritrea, Iran, Südsudan, Pakistan, Senegal, Angola, China und Tibet. Alle haben negative Asylentscheide erhalten.
Rolle der Peregrina-Stiftung
Die Peregrina-Stiftung ist für die Betreuung der Asylsuchenden verantwortlich. Wörwag betont, dass die Stiftung als ausführendes Organ agiert. Ihre Aufgabe ist es, Unterkünfte für Personen aus dem Thurgauer Asylwesen bereitzustellen und zu betreiben. Dies beinhaltet auch die Gestaltung des Zusammenlebens vor Ort.
Sicherheit und Gemeindereaktionen
Die Gemeinde Aadorf hatte anfänglich Massnahmen zur Stärkung des Sicherheitsgefühls angekündigt. Dazu gehörten Securitas-Patrouillen und eine verbesserte Beleuchtung. Ein Jahr später zeigt sich, dass die zusätzlichen Patrouillen nicht notwendig waren.
Matthias Küng, Gemeindepräsident von Aadorf, erläutert: «Die längeren Brennzeiten der Strassenbeleuchtung wurden von der Bevölkerung wahrgenommen. Mal positiv und mal negativ.» Die anfänglichen Befürchtungen der Anwohnenden haben sich laut Küng zerstreut. Er bestätigt: «Wir haben bis zum heutigen Zeitpunkt keine negativen Rückmeldungen aus der Bevölkerung erhalten. Wenn Rückmeldungen, dann positiver Art.»
«Im besten Fall wurden die negativen Vorurteile nicht bestätigt.»
Die Zusammenarbeit mit der Peregrina-Stiftung bewertet der Gemeindepräsident als «Sehr gut.» Küng kann die generelle Stimmungsänderung in der Bevölkerung nicht beurteilen. Er hofft jedoch, dass sich die negativen Vorurteile nicht bestätigt haben.
Hintergrund der Unterkünfte
Die Errichtung der Asylunterkünfte war eine Reaktion auf den kantonalen Auftrag zur Unterbringung von Asylsuchenden. Die Standorte in Aadorf und Ettenhausen wurden ausgewählt, um dieser Verpflichtung nachzukommen. Die Peregrina-Stiftung wurde mit der operativen Umsetzung beauftragt.
Auswirkungen auf die Schule und Kinder
Für die Schule stand die Sicherheit der Kinder im Vordergrund. Es sollte sichergestellt werden, dass der Schulweg unproblematisch bleibt und keine Konflikte mit den Asylsuchenden entstehen. Nach einem Jahr hat sich gezeigt, dass es keine direkten Kontakte oder Probleme zwischen diesen Gruppen gibt.
Astrid Keller, Schulpräsidentin von Aadorf, bestätigt auf Anfrage: «Im Haus nahe dem Schulhaus ist und bleibt es leer.» Aus diesem Grund sieht die Schulpräsidentin den Schulweg weiterhin als unproblematisch an. Sie fügt hinzu: «Im Haus an der Elggerstrasse in Ettenhausen verläuft nach meinen Beobachtungen sehr viel im Innern des Hauses.»
Dies deutet darauf hin, dass die Asylsuchenden hauptsächlich innerhalb der Unterkünfte leben und der Kontakt zur lokalen Bevölkerung, insbesondere zu Schulkindern, minimal ist. Die Befürchtungen der Eltern bezüglich der Sicherheit ihrer Kinder haben sich somit nicht realisiert.
Transparenz und Dialog als Erfolgsfaktoren
Eberhard Wörwag von der Peregrina-Stiftung betont die Wichtigkeit von Transparenz und Dialog. Von Anfang an habe die Stiftung den Kontakt zur Nachbarschaft gesucht, offene Fragen aufgenommen und sich für ein reibungsloses Miteinander eingesetzt. Dieses Vorgehen sei erfolgreich gewesen, da keine negativen Reaktionen aus der Bevölkerung wahrgenommen wurden.
- Aufklärung und Transparenz schaffen gegenseitiges Vertrauen.
- Kontinuierlicher Austausch mit Nachbarn, Gemeinde und Schule.
- Persönliche Begegnungen sind zentrale Bestandteile für ein unaufgeregtes Miteinander.
Diese Strategie hat dazu beigetragen, Bedenken abzubauen und ein friedliches Zusammenleben zu ermöglichen. Die Stiftung legt Wert darauf, aktiv auf die Gemeinschaft zuzugehen und bei Problemen gemeinsam Lösungen zu finden.
Herausforderungen und Perspektiven
Trotz der positiven Bilanz bleiben Herausforderungen bestehen. Ein zentraler Unsicherheitsfaktor ist die Aufenthaltsdauer der Asylsuchenden. Diese hängt stark vom jeweiligen Verfahrensstand ab und kann wenige Monate oder mehrere Jahre betragen. Wörwag erklärt: «Für die Betroffenen ist das eine belastende Situation, für uns bedeutet es, entsprechend flexibel zu bleiben. Auf die Dauer der Verfahren haben wir keinen Einfluss.»
Dennoch sei das Zusammenleben konfliktfrei verlaufen. «Weder aus der Nachbarschaft noch aus der Gemeinde ist uns etwas Negatives zu Ohren gekommen.» Die enge Zusammenarbeit mit der Gemeinde bestätigt dieses Bild. Eventuelle Probleme werden aktiv angesprochen und gemeinsam gelöst.
Blick in die Zukunft
Für die Asylsuchenden selbst ist die Situation schwierig, da sie keine Bleibeperspektive in der Schweiz haben. Der Umgang damit ist individuell und stark von der persönlichen Situation geprägt. Die Stiftung versucht, die Betroffenen bestmöglich zu unterstützen.
Matthias Küng, der Gemeindepräsident, sieht für die kommenden Jahre den Standort als entscheidend. Er betont: «Grundsätzlich sind wir immer noch positiv eingestellt.» Dies deutet darauf hin, dass die Gemeinde weiterhin bereit ist, Asylsuchende aufzunehmen, sofern geeignete Standorte gefunden werden können.
Nach einem Jahr zieht Eberhard Wörwag eine positive Bilanz: «Es ist uns gelungen, Bedenken und Ängste dank der Erfahrungen im Alltag zu zerstreuen. Die im Vorfeld geäusserten Sorgen haben sich nicht bestätigt. Stattdessen übernimmt die Peregrina-Stiftung Verantwortung für ein gutes Zusammenleben und pflegt einen regen Austausch.» Von Gemeinde und Bevölkerung erhalte man «viel Wohlwollen, das wir ausserordentlich schätzen.»





