Die Gemeinde Rickenbach im Kanton Zürich steht vor einer Herausforderung: Der amtierende Gemeindepräsident Andy Karrer wird sein Amt im kommenden Sommer niederlegen, doch bisher hat sich niemand für seine Nachfolge gemeldet. Die offizielle Frist für Wahlvorschläge ist bereits abgelaufen, was die Suche nach einer neuen Führungspersönlichkeit erschwert.
Wichtige Punkte
- Gemeindepräsident Andy Karrer tritt im Sommer zurück.
- Bisher keine Kandidaten für die Nachfolge in Rickenbach.
- Das Amt erfordert viel Zeit und Flexibilität, was die Suche erschwert.
- Finanzen und steigende Kosten sind zentrale Herausforderungen für die Gemeinde.
- Karrer ist stolz auf die Sicherung einer Arztpraxis im Dorf.
Ein anspruchsvolles Amt ohne Anwärter
Andy Karrer, parteiloser Gemeindepräsident von Rickenbach, hat seit 2012 im Gemeinderat gewirkt und präsidiert ihn seit 2024. Mit 64 Jahren sieht er die Zeit für einen Wechsel gekommen. Er betont, dass jüngere Kräfte das Ruder übernehmen sollten.
«Gemeindepräsident ist kein Seniorenjob», sagt Karrer.Doch diese jüngeren Kräfte lassen auf sich warten. Die verbleibenden Mitglieder des Gemeinderats – Heidi Fink (SVP), Michael Frey (parteilos), Andreas Greuter (SVP) und Martin Hofmann (SVP) – stellen sich im März zwar alle zur Wiederwahl, doch keiner von ihnen möchte das Präsidium übernehmen.
Die Gründe für das mangelnde Interesse sind vielschichtig. Karrer, ehemaliger Geschäftsführer des Winterthurer Fitnessparks, weiss aus eigener Erfahrung, dass das Amt viel Zeit und Flexibilität verlangt. Es sei schwierig, es neben einer Vollzeitberufstätigkeit auszufüllen. Termine finden oft tagsüber statt, und nicht alles lässt sich in den Abendstunden erledigen.
Faktencheck Rickenbach
- Einwohnerzahl: Rund 3000 Personen leben in Rickenbach.
- Amtszeit Karrer: Seit 2012 im Gemeinderat, seit 2024 Präsident.
- Steigende Kosten: Die Finanzen sind eine der grössten künftigen Herausforderungen.
Herausforderungen und Belastungen des Gemeindepräsidiums
Neben dem hohen Zeitaufwand zehrt die Milizarbeit auch an der Energie. Ein Gemeindepräsident muss zudem kritikfähig sein und andere Meinungen akzeptieren können.
«Kritik darf man nicht persönlich nehmen. Andere Meinungen muss man auch akzeptieren oder an sich abprallen lassen können», erklärt Karrer.Diese mentalen Anforderungen sind neben den rein administrativen Aufgaben nicht zu unterschätzen.
Inhaltlich werden die Finanzen die Gemeinde in den kommenden Jahren am stärksten fordern. Karrer prognostiziert, dass die Kosten in vielen Bereichen schnell steigen und oft nicht beeinflussbar sind. Er rechnet damit, dass der Steuerfuss in Zukunft steigen wird, um die Gemeindefinanzen stabil zu halten. Dies ist eine Last, die ein Gemeindepräsident direkt zu tragen hat und die oft unpopuläre Entscheidungen erfordert.
Erfolge und persönliche Bilanz
Trotz der Herausforderungen blickt Andy Karrer auf viele positive Aspekte seiner Amtszeit zurück. Er konnte ein direktes Gefühl dafür entwickeln, wo die Bevölkerung der Schuh drückt, und war in der Lage, einige Wünsche umzusetzen. Auch wenn die Umsetzung oft länger dauerte als erwartet, war der Erfolg spürbar.
Besonders stolz ist Karrer auf den Abschluss der Teilrevision der Richt- und Nutzungsplanung, die im September vom Volk angenommen wurde. Dies ist ein zentrales Planungsinstrument für die Entwicklung der Gemeinde. Ein weiterer wichtiger Erfolg war die Sicherung einer Arztpraxis direkt im Dorf. Die Gemeinde stellte dafür ein Grundstück an der Stationsstrasse im Baurecht zur Verfügung. Dort steht heute ein Neubau mit Alterswohnungen und einem Ärztezentrum, das sogar eine Roboter-Apotheke beinhaltet.
Hintergrund zur Milizarbeit
In der Schweiz ist die Milizarbeit in vielen Gemeinden verbreitet. Das bedeutet, dass politische Ämter und öffentliche Funktionen ehrenamtlich oder nebenberuflich ausgeübt werden. Dies fördert die Bürgernähe, kann aber auch zu einer hohen Belastung für die Amtsträger führen, insbesondere bei anspruchsvollen Positionen wie dem Gemeindepräsidium.
Blick in die Zukunft: Reisen statt Politik
Für Andy Karrer beginnt im nächsten Sommer ein neuer Lebensabschnitt. Er freut sich darauf, die neu gewonnene Freizeit zu nutzen, insbesondere für Reisen.
«Als Gemeindepräsident war es schon schwierig, ein freies Zeitfenster von zwei Wochen zu finden», erzählt Karrer.Er und seine Frau haben sich kürzlich ein Wohnmobil zugelegt und planen, die Welt zu erkunden.
Die Suche nach einem neuen Gemeindepräsidenten für Rickenbach geht derweil weiter. Es bleibt abzuwarten, ob sich in den kommenden Wochen doch noch Kandidaten finden, die bereit sind, die Verantwortung für die rund 3000 Einwohner der Gemeinde zu übernehmen und sich den finanziellen und zeitlichen Herausforderungen des Amtes zu stellen.
Die Gemeinde Rickenbach braucht eine engagierte Persönlichkeit, die bereit ist, sich den komplexen Anforderungen dieser wichtigen Position zu widmen. Der Druck auf die Gemeindeverwaltung wird zunehmen, wenn keine geeignete Person gefunden wird, die die Leitung übernimmt.
Was bedeutet das für die Einwohner?
Die fehlende Nachfolge für das Gemeindepräsidium könnte für die Einwohner von Rickenbach Unsicherheiten mit sich bringen. Eine stabile Führung ist entscheidend für die Weiterentwicklung der Gemeinde, die Umsetzung von Projekten und die Bewältigung finanzieller Herausforderungen. Ohne eine klare Leitung könnten wichtige Entscheidungen verzögert werden, was sich direkt auf den Alltag der Bürger auswirken könnte.
Die Gemeinde wird nun möglicherweise kreative Wege finden müssen, um geeignete Kandidaten anzusprechen. Dies könnte eine intensivere Informationskampagne oder eine Anpassung der Rahmenbedingungen für das Amt umfassen, um es für potenzielle Interessenten attraktiver zu machen.





