Das 1933 fertiggestellte Gebäude der Haushalt- und Eisenwarenhandlung Hasler an der Marktgasse 70 in Winterthur war bei seiner Eröffnung ein ungewöhnlicher Anblick. Der moderne Eisenbetonbau sorgte für Diskussionen, wurde aber schnell zu einem wichtigen Wahrzeichen der Stadt. Besonders das später hinzugefügte Bistro Hasler im dritten Stock entwickelte sich zu einem beliebten Treffpunkt.
Wichtige Punkte
- Der Hasler-Neubau von 1933 war architektonisch revolutionär für Winterthur.
- Das Gebäude wurde von den Architekten Fritschi, Zangerl & Sträuli entworfen.
- Es verfügte über innovative Elemente wie versenkbare Schaufenster und Aufzüge.
- Das 1968 eröffnete Bistro Hasler im 3. Stock war ein grosser Erfolg.
- Das Geschäft expandierte 1960 um ein Nachbarhaus.
Ein Bau, der polarisierte
Als der Neubau der Haushalt- und Eisenwarenhandlung Hasler & Co. im Jahr 1933 an der Marktgasse 70 seine Türen öffnete, sorgte er für Aufsehen. Der von den Winterthurer Architekten Fritschi, Zangerl & Sträuli entworfene Eisenbetonbau war damals äusserst modern. Seine klare, funktionale Ästhetik stand im starken Kontrast zu den traditionellen Häuserzeilen der Altstadt. Viele Winterthurer mussten sich erst an den ungewohnten Anblick gewöhnen.
Der Neubau war jedoch nicht nur eine ästhetische Entscheidung. Das Vorgängerhaus, das bis zum Dachgiebel mit Eisenwaren gefüllt war, zeigte deutliche Spuren der Überlastung. Zudem wollte das bereits in dritter Generation geführte Geschäft seine Räumlichkeiten modernisieren und effizienter gestalten. Die Entscheidung für einen so fortschrittlichen Bau war ein klares Statement für die Zukunft.
Faktencheck
- Baujahr: 1933
- Architekten: Fritschi, Zangerl & Sträuli
- Material: Eisenbeton
- Lage: Marktgasse 70, Winterthur
Revolutionäre Ausstattung und Funktionalität
Das neue Hasler-Gebäude bot eine Reihe von technischen Neuerungen, die für die damalige Zeit bemerkenswert waren. Dazu gehörte ein versenkbares Schaufenster, das eine flexible Gestaltung der Ausstellungsfläche ermöglichte. Für den Transport von Waren und Personen gab es separate Aufzüge, was den Betrieb erheblich vereinfachte.
Die interne Struktur des Gebäudes war ebenfalls durchdacht. Im Keller befanden sich feuerfeste Kabinen zur Lagerung von Bodenwichse, Zelluloid und Holzwolle – Materialien, die damals eine Brandgefahr darstellen konnten. Das Erdgeschoss war dem Verkauf vorbehalten, während in der darüberliegenden Galerie Garderoben und Toiletten eingerichtet wurden. Im zweiten Stock lagen die Büros, und der dritte Stock diente zunächst als Lagerraum.
„Der Neubau des Hasler war ein mutiger Schritt für Winterthur und zeigte, wie moderne Architektur Funktionalität und Ästhetik verbinden kann.“
Das legendäre Bistro Hasler
Im Jahr 1960 expandierte das Geschäft und integrierte das Nachbarhaus an der Marktgasse 68. Nach einem weiteren Umbau im Jahr 1968 entstand im dritten Stock des Gebäudes eine Gaststätte, die schnell Kultstatus erlangte: das Bistro Hasler. Unter der Leitung von Frau Josy Zäch wurde das Bistro zu einem echten Publikumsmagneten.
Trotz seiner bescheidenen Grösse von 64 Plätzen bediente das Bistro Hasler über Mittag zeitweise bis zu 150 Gäste. Dies unterstreicht die enorme Beliebtheit und den Erfolg des Lokals. Bereits im ersten Betriebsjahr stieg der Umsatz um beeindruckende 100 Prozent. Es wurde zu einem zentralen Treffpunkt für Einheimische und Besucher, die die besondere Atmosphäre und das Angebot schätzten.
Hintergrundinformationen
Das Gebäude an der Marktgasse 70 ist ein Beispiel für die architektonischen Veränderungen in Winterthur im frühen 20. Jahrhundert. Die Stadt erlebte zu dieser Zeit eine Phase des Wachstums und der Modernisierung, in der neue Baustile und Technologien Einzug hielten. Der Hasler-Bau war ein Vorreiter dieser Entwicklung und setzte neue Massstäbe für Geschäftshäuser in der Region.
Ein Stück Winterthurer Geschichte
Obwohl das Bistro Hasler eine so wichtige Rolle im sozialen Leben Winterthurs spielte, gibt es im Online-Bildarchiv der Winterthurer Bibliotheken leider keine Fotos dieser legendären Gaststätte. Dies ist ein bedauerlicher Umstand, der die Bedeutung der Bewahrung visueller Zeugnisse der Stadtgeschichte verdeutlicht.
Das Hasler-Gebäude und insbesondere das Bistro bleiben jedoch fest in der Erinnerung vieler Winterthurer verankert. Es steht exemplarisch für eine Zeit des Aufbruchs und der Modernisierung. Die Geschichte des Hasler zeigt, wie ein einzelnes Gebäude nicht nur die Skyline, sondern auch das gesellschaftliche Leben einer Stadt prägen kann. Es ist ein lebendiges Zeugnis für den Wandel und die Beständigkeit im Herzen Winterthurs.
Die Bedeutung für die Marktgasse
Die Marktgasse, eine der Hauptachsen Winterthurs, wurde durch den Hasler-Bau entscheidend aufgewertet. Das moderne Design zog Blicke auf sich und setzte einen neuen Standard für Geschäftsgebäude in der Umgebung. Die Kombination aus innovativem Einzelhandel und einem erfolgreichen Gastronomieangebot machte das Hasler zu einem Anziehungspunkt für die gesamte Region.
Auch heute noch ist das Gebäude ein wichtiger Bestandteil der Marktgasse. Es erinnert an eine Zeit, in der Winterthur aktiv seine Zukunft gestaltete und dabei mutige architektonische Entscheidungen traf. Die Geschichte des Hasler ist ein wertvoller Teil des kulturellen Erbes der Stadt und lädt dazu ein, die Vergangenheit neu zu entdecken.
- 1933: Fertigstellung des modernen Eisenbetonbaus.
- 1960: Erweiterung des Geschäfts um das Nachbarhaus (Nr. 68).
- 1968: Eröffnung des Bistro Hasler im 3. Stock.
- Umsatzsteigerung: 100% im ersten Jahr des Bistros.





