Der traditionsreiche Gasthof Hirschen in Eglisau, bekannt für seine idyllische Rheinlage und seine gehobene Küche, schliesst am 8. Dezember seine Türen. Nach 18 Jahren zieht Besitzer Werner Dubno einen Schlussstrich. Er nennt wirtschaftliche Schwierigkeiten, fehlende Unterstützung durch die Gemeinde und mangelndes Entgegenkommen als Hauptgründe für diese Entscheidung.
Wichtige Punkte
- Der Gasthof Hirschen schliesst nach 18 Jahren Betrieb.
- Besitzer Werner Dubno kritisiert hohe Kosten und mangelnde Unterstützung der Gemeinde.
- Ein Foodtruck auf dem Chileplatz war der Auslöser für die Schliessungsankündigung.
- Weitere Gastronomen in Eglisau kämpfen mit ähnlichen Problemen.
- Die Zukunft des Hirschen-Gebäudes ist noch offen, ein Verkauf wird bevorzugt.
Das Ende einer Ära in Eglisau
Der Gasthof Hirschen war über fast zwei Jahrzehnte eine feste Grösse in der Gastronomieszene von Eglisau. Mit seiner attraktiven Terrasse direkt am Rhein zog er viele Gäste an. Die Nachricht von der bevorstehenden Schliessung kam für viele überraschend. Für Werner Dubno, den langjährigen Betreiber, war dies jedoch eine wohlüberlegte Entscheidung, die sich über längere Zeit abgezeichnet hatte.
Dubno spricht offen über die Gründe, die ihn zu diesem Schritt bewogen haben. Er betont, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Gastronomiebetriebe immer schwieriger werden. Dies allein sei jedoch nicht der einzige Faktor gewesen, der ihn zur Aufgabe bewogen hat.
Faktencheck
- 18 Jahre: So lange führte Werner Dubno den Gasthof Hirschen.
- 8. Dezember: Der letzte Betriebstag des Gasthofs.
- Kostenexplosion: Personalkosten, Strom und Wasser sind massiv gestiegen.
Kritik an der Gemeindepolitik
Ein zentraler Punkt in Dubnos Argumentation ist die aus seiner Sicht mangelnde Unterstützung durch die Gemeinde Eglisau. Er habe nach der Corona-Pandemie Vorschläge gemacht, um die Aussenbewirtung für alle Betriebe zu erleichtern, ähnlich wie es in Zürich gehandhabt wird. Die Reaktion der Gemeinde sei jedoch bürokratisch gewesen.
„Ich hatte Ideen, ich habe Vorschläge gemacht – aber man hat uns ignoriert. Irgendwann reicht’s.“
So sei ein runder Tisch versprochen worden, der erst Monate später stattfand und keine konkreten Ergebnisse lieferte. Dubno empfand dies als ein Zeichen mangelnden Interesses an den Anliegen der lokalen Gastronomen.
Der Foodtruck als Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte
Die Situation eskalierte für Dubno, als er von Plänen erfuhr, einen Foodtruck auf dem Chileplatz zu platzieren, einem Bereich, der direkt an den Hirschen angrenzt. Er habe dem Gemeindepräsidenten deutlich gemacht, dass dies für ihn eine rote Linie sei.
„Als ich gehört habe, dass auf dem Hirschen angrenzenden Chileplatz ein Foodtruck stehen soll, habe ich dem Gemeindepräsident gesagt: «Wenn der Foodtruck kommt, dann schliesse ich!» Er fragte: «Ist das eine Drohung?» Ich habe gesagt: «Nein, eine Feststellung.»“
Die Tatsache, dass der Foodtruck trotz seiner klaren Ansage kam, wertet Dubno als eine bewusste Missachtung seiner Bedürfnisse und als einen „Schlag ins Gesicht“.
Hintergrundinformationen
Die Gastronomiebranche kämpft in vielen Schweizer Gemeinden mit steigenden Betriebskosten, Personalmangel und sich änderndem Konsumverhalten. Die Unterstützung durch lokale Behörden kann entscheidend sein, um das Überleben traditioneller Betriebe zu sichern.
Wirtschaftliche Realitäten der Gastronomie
Der Gasthof Hirschen war nach Dubnos Angaben kein „Goldesel“, wie viele von aussen vielleicht annehmen. Die hohen Betriebskosten seien ein ständiger Kampf. Personalkosten, Strom- und Wasserpreise sind in den letzten Jahren massiv gestiegen. Wer die Preise in der Gastronomie kritisiere, habe oft keine Vorstellung davon, was ein Betrieb heute tatsächlich kostet.
Ein weiteres Problem war die Rentabilität bei Veranstaltungen mit Vereinen. Dubno erklärt, dass Reservierungen von Vereinen oft nicht vollständig eingehalten wurden, was zu finanziellen Verlusten führte, da das Personal dennoch bereitstehen musste. Dies sei auf Dauer nicht tragbar gewesen.
Die Zukunft des Hirschen-Gebäudes
Was nun mit dem denkmalgeschützten Gebäude des Gasthofs Hirschen geschehen wird, ist noch unklar. Werner Dubno sieht verschiedene Optionen. Ein Verkauf ist möglich, und er hofft, dass ein neuer Besitzer die Bedeutung des Ortes erkennt und das Engagement mitbringt, den Betrieb fortzuführen. Eine Umwandlung in Wohnungen hält er für unwahrscheinlich, da dies ebenfalls hohe Investitionen erfordern würde.
Er betont, dass er sich einen Nachfolger wünscht, der ein passendes Konzept für diesen besonderen Ort entwickelt und die Tradition des Hauses respektiert. „Ich möchte nicht, dass hier irgendein belangloses Konzept reinkommt.“
Blick auf die Gastronomieszene in Eglisau
Dubno ist nicht der einzige Gastronom in Eglisau, der mit Schwierigkeiten kämpft. Er berichtet, dass auch andere Betriebe, wie der Gasthof Rank, ähnliche Auseinandersetzungen mit der Gemeinde hatten. Er beobachtet mit Sorge, wie die Gastronomie im Städtli zunehmend stirbt. Dies liege nicht nur an fehlenden Gästen, sondern auch an den sich verschlechternden Rahmenbedingungen.
Für Werner Dubno selbst bleibt am Ende ein Abschied mit Haltung und vielen schönen Erinnerungen. Er ist seinen Gästen und dem Hirschen-Team sehr dankbar für die gemeinsame Zeit.





