Eglisau am Rhein verliert eine seiner traditionsreichsten Adressen: Der Gasthof Hirschen, der seit 1523 Gäste bewirtete, schliesst seine Türen. Inhaber Werner Dubno, 82, zieht nach fast zwei Jahrzehnten einen Schlussstrich unter die lange Geschichte des Hauses. Als Gründe nennt er die wirtschaftliche Lage und die mangelnde Unterstützung durch lokale Behörden.
Wichtige Erkenntnisse
- Der Gasthof Hirschen in Eglisau schliesst nach fast 500 Jahren.
- Inhaber Werner Dubno kritisiert gestiegene Betriebskosten und mangelnde Unterstützung der Behörden.
- 15 Angestellte verlieren ihren Arbeitsplatz.
- Die Zukunft des historischen Gebäudes ist noch ungewiss.
- Die Schliessung reiht sich ein in eine Serie von Gastro-Pleiten in der Schweiz.
Ein historisches Gasthaus vor dem Aus
Der Gasthof Hirschen in Eglisau, idyllisch am Rheinufer gelegen, war über Jahrhunderte ein fester Bestandteil der regionalen Gastronomie. Das Haus, das auch Mitglied der «Swiss Historic Hotels» ist, war bekannt für seine gehobene Küche und als beliebter Ort für Hochzeiten. Seit 1523 wurde hier bewirtet, übernachtet und gefeiert. Diese lange Tradition findet nun ein Ende.
Werner Dubno, der den Betrieb fast 20 Jahre lang führte, sieht sich gezwungen, aufzuhören. Sein Alter spielt eine Rolle, doch die Hauptgründe liegen in den wirtschaftlichen Herausforderungen der letzten Jahre. Er beschreibt die Situation als ständigen Kampf.
Fakten zum Hirschen
- Gründung: 1523
- Betriebsdauer: Fast 500 Jahre
- Lage: Direkt am Rhein in Eglisau ZH
- Besonderheit: Mitglied der «Swiss Historic Hotels»
Steigende Kosten und behördliche Hürden
Die massiv gestiegenen Betriebskosten haben den Gasthof stark belastet. Von Energie bis zu Lebensmitteln explodierten die Ausgaben. Hinzu kamen die saisonalen Schwankungen, die eine verlässliche Planung fast unmöglich machten. Bei schönem Wetter war das Haus oft überfüllt, bei Regen blieben die Tische leer.
Dubno äussert zudem deutliche Kritik an den lokalen Behörden. Er spricht von einem Mangel an Wertschätzung und Verständnis für die Bedürfnisse der Gastronomie. Besonders verärgert ihn die Bewilligung eines Foodtrucks auf dem zentralen Chileplatz, direkt vor seinem Gasthof. Er hatte sich mit einem Rekurs dagegen gewehrt, blieb aber erfolglos.
«Die letzten Jahre waren ein Kampf», so Werner Dubno. «Die massiv gestiegenen Betriebskosten, von Energie bis zu Lebensmitteln, haben das traditionsreiche Haus zunehmend unter Druck gesetzt.»
Herausforderungen bei der Erreichbarkeit
Ein weiteres Problem stellt die zunehmend schlechtere Erreichbarkeit der historischen Altstadt dar. Dubno beklagt Baustellen, Verkehrsprobleme und eine sinkende Anzahl an Parkplätzen. Diese Faktoren hätten auswärtige Gäste abgeschreckt und die Besucherzahlen negativ beeinflusst. Die Kombination dieser Widrigkeiten führte schliesslich zur Entscheidung, den Betrieb einzustellen.
Mitarbeiter vor ungewisser Zukunft
Die Schliessung des Hirschen hat direkte Auswirkungen auf die Angestellten. Das Gastgeberpaar Audrey und Denny Lewa sowie 15 weitere Mitarbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz. Für sie beginnt nun die schwierige Suche nach einer neuen Anstellung in einer ohnehin angespannten Branche.
Was mit dem markanten Gebäude am Rhein geschieht, ist noch offen. Werner Dubno prüft derzeit verschiedene Optionen. Ob das Haus weiterhin als Restaurant genutzt wird oder eine völlig neue Bestimmung erhält, bleibt abzuwarten.
Hintergrund: Die Gastrobranche in der Krise
Das Aus des Gasthofs Hirschen ist kein Einzelfall. Die Schweizer Gastronomie kämpft landesweit mit erheblichen Schwierigkeiten. Viele renommierte Lokale mussten in jüngster Zeit schliessen:
- Das Zürcher Edel-Lokal Elmira kämpft ums Überleben und entliess bereits sechs Mitarbeiter.
- Die Rüsterei beim Zürcher Sihlcity schloss nach 18 Jahren Mitte Dezember.
- Im Kanton Aargau musste das Paradies in Baden AG von einem Tag auf den anderen schliessen.
- In Olten gab Spitzenkoch Dave Wälti sein Restaurant Verena auf, trotz 15 Gault-Millau-Punkten und einem Michelin-Stern.
- In Basel verliess Küchenchef Flavio Fermi das noble Restaurant Ackermannshof, ebenfalls trotz eines neuen Michelin-Sterns.
Ein Verlust für Eglisau
Die Schliessung des Gasthofs Hirschen ist ein herber Verlust für Eglisau und die gesamte Region. Ein Haus mit fast 500 Jahren Geschichte prägt nicht nur das Ortsbild, sondern auch das kulturelle und gesellschaftliche Leben. Die Gründe für das Ende dieses traditionsreichen Betriebs spiegeln die aktuellen Herausforderungen wider, denen sich viele Gastronomen in der Schweiz gegenübersehen.
Es bleibt zu hoffen, dass das historische Gebäude am Rhein eine neue, würdige Nutzung findet und seine Bedeutung für Eglisau erhalten bleibt, auch wenn die Ära des Gasthofs Hirschen nun zu Ende geht.





