In vielen Berufsfeldern sind Männer und Frauen gleichermaßen vertreten. Doch einige Bereiche bleiben fest in weiblicher Hand. Ein Beispiel dafür ist die Dentalhygiene. Hier sind männliche Fachkräfte eine absolute Seltenheit. James Reeve, seit 26 Jahren als Dentalhygieniker tätig, kennt dieses Phänomen nur zu gut. Er begegnet kaum je männlichen Kollegen und stellt fest, dass die Gesellschaft noch einen weiten Weg vor sich hat, um Geschlechterstereotypen in der Berufswahl abzubauen.
Wichtige Erkenntnisse
- Männer sind im Dentalhygieneberuf stark unterrepräsentiert.
- Stereotypen führen oft dazu, dass männliche Dentalhygieniker für Ärzte gehalten werden.
- Es fehlen männliche Vorbilder in traditionell weiblich dominierten Berufen.
- Die Gesellschaft muss offener für nicht-traditionelle Berufswahlen werden.
- Die Dentalhygiene bietet vielfältige Karrieremöglichkeiten für alle Geschlechter.
Ein Berufsfeld in weiblicher Hand
Die Dentalhygiene ist ein Paradebeispiel für einen Beruf, der überwiegend von Frauen ausgeübt wird. Statistiken zeigen, dass der Anteil der Männer in diesem Bereich verschwindend gering ist. Diese Geschlechterverteilung ist nicht nur in der Schweiz, sondern auch international zu beobachten. Viele junge Männer ziehen Berufe wie Arzt, Ingenieur oder Handwerker in Betracht, während pflegerische oder assistierende Tätigkeiten im Gesundheitswesen selten auf ihrer Wunschliste stehen.
James Reeve bestätigt diese Beobachtung aus seiner eigenen Erfahrung. In seiner langen Karriere hat er nur wenige männliche Kollegen kennengelernt. Dies führt dazu, dass er oft mit Vorurteilen oder falschen Annahmen konfrontiert wird. Besonders ältere Patienten gehen häufig davon aus, dass er der Zahnarzt sei, sobald er den Behandlungsraum betritt.
Wussten Sie schon?
In der Schweiz sind weniger als 5% der Dentalhygieniker männlich. Dieser Wert liegt deutlich unter dem Durchschnitt vergleichbarer Gesundheitsberufe.
Die Macht der Stereotypen
Die Annahme, dass ein Mann im Behandlungsraum automatisch der Chef sein muss, ist ein tief verwurzeltes Stereotyp. Es spiegelt die gesellschaftliche Erwartung wider, dass Männer in Führungspositionen zu finden sind, während Frauen die unterstützenden Rollen einnehmen. Reeve erlebt dies regelmässig in der Berner Zahnarztpraxis, in der er arbeitet. Es wäre für ihn ein Leichtes, sich als Arzt auszugeben, da viele Menschen ihn ohnehin dafür halten.
Solche Stereotypen schränken die Berufswahl ein und verhindern, dass sich junge Menschen frei entfalten können. Sie suggerieren, dass bestimmte Berufe «männlich» oder «weiblich» sind, obwohl die Fähigkeiten und Kompetenzen, die für diese Berufe erforderlich sind, geschlechtsneutral sind. Die Dentalhygiene erfordert Präzision, Empathie und kommunikative Fähigkeiten – Eigenschaften, die bei Männern und Frauen gleichermassen vorhanden sind.
"Unsere Gesellschaft müsste weiter sein. Männer brauchen Vorbilder."
James Reeve, Dentalhygieniker seit 26 Jahren
Fehlende Vorbilder und der Ruf nach Veränderung
Ein zentraler Punkt, den James Reeve anspricht, ist das Fehlen männlicher Vorbilder. Wenn junge Männer kaum andere Männer in Berufen wie der Dentalhygiene sehen, ist es unwahrscheinlich, dass sie diesen Weg für sich in Betracht ziehen. Vorbilder sind entscheidend, um traditionelle Rollenbilder aufzubrechen und neue Perspektiven zu eröffnen. Die Sichtbarkeit von Männern in "frauentypischen" Berufen könnte einen wichtigen Beitrag zur Geschlechtergleichstellung leisten.
Die Gesellschaft muss einen Wandel vollziehen. Es geht darum, Berufe nicht mehr nach Geschlecht zu kategorisieren. Vielmehr sollten die individuellen Talente und Interessen im Vordergrund stehen. Dies erfordert eine breitere Aufklärung und eine bewusste Förderung von Diversität in allen Berufsfeldern, beginnend bereits in der Schule und bei der Berufsberatung.
Hintergrund: Geschlechterverteilung in Gesundheitsberufen
Viele Gesundheitsberufe weisen eine ungleiche Geschlechterverteilung auf. Während Ärztinnen und Ärzte sowie Pharmazeutinnen und Pharmazeuten eine relativ ausgeglichene Balance zeigen, sind Pflegeberufe und therapeutische Assistenzberufe oft stark weiblich dominiert. Umgekehrt gibt es Bereiche wie die Chirurgie, in denen Männer noch immer in der Überzahl sind. Diese Ungleichheiten sind historisch gewachsen, werden aber zunehmend als Hindernis für eine moderne und flexible Arbeitswelt betrachtet.
Chancen und Herausforderungen für männliche Dentalhygieniker
Für Männer, die sich für den Beruf des Dentalhygienikers entscheiden, bieten sich interessante Möglichkeiten. Sie können dazu beitragen, die Vielfalt im Team zu erhöhen und neue Perspektiven einzubringen. Gleichzeitig stehen sie vor der Herausforderung, gesellschaftliche Erwartungen zu überwinden und sich als gleichwertige Fachkräfte zu etablieren.
Die Arbeit eines Dentalhygienikers ist anspruchsvoll und erfordert ein hohes Mass an Fachwissen. Es geht um die Prävention von Mundkrankheiten, die Aufklärung der Patienten und die Durchführung professioneller Zahnreinigungen. Diese Tätigkeiten sind für die öffentliche Gesundheit von grosser Bedeutung und verdienen Anerkennung, unabhängig vom Geschlecht der ausübenden Person.
- Prävention: Dentalhygieniker spielen eine Schlüsselrolle bei der Vorbeugung von Karies und Parodontitis.
- Aufklärung: Sie vermitteln Patienten wichtiges Wissen zur Mundgesundheit.
- Therapie: Sie führen professionelle Reinigungen und spezifische Behandlungen durch.
- Beratung: Sie beraten zu Ernährung und Zahnpflegeprodukten.
Die Entwicklung hin zu einer offeneren Gesellschaft, in der die Berufswahl nicht mehr von überholten Geschlechterrollen bestimmt wird, ist ein langfristiger Prozess. Doch Geschichten wie die von James Reeve zeigen, dass es Pioniere gibt, die den Weg ebnen. Es ist an der Zeit, dass wir als Gesellschaft diese Pioniere stärker unterstützen und die Wertschätzung für alle Berufe, unabhängig vom Geschlecht, fördern.
Es bleibt zu hoffen, dass in Zukunft mehr junge Männer den Mut finden, Berufe wie die Dentalhygiene zu ergreifen. Dies würde nicht nur zu einer besseren Geschlechterverteilung in diesen Bereichen führen, sondern auch die Vielfalt und Qualität der Patientenversorgung bereichern. Der Wandel beginnt mit der Akzeptanz und der Förderung von Individualität in der Berufswahl.





