Das Kantonsspital Winterthur (KSW) hat seine Fallkosten deutlich gesenkt. Es ist nicht länger das teuerste Spital im Kanton Zürich. Diese Entwicklung folgt auf ein überraschendes Defizit von 21,6 Millionen Franken im Vorjahr. Die Reduzierung der Kosten pro stationärem Aufenthalt ist ein wichtiger Schritt für das Zentrumsspital.
Wichtige Erkenntnisse
- Die Fallkosten im KSW sanken um sieben Prozent auf 11.651 Franken pro Fall.
- Das KSW ist nun das drittteuerste Spital im Kanton Zürich.
- Ein deutlicher Anstieg der Patientenzahlen trug zur Kostensenkung bei.
- Effizienzsteigerungen im Personalbereich wurden erzielt, insbesondere im nicht-klinischen Sektor.
Kostensenkung übertrifft Kantonsdurchschnitt
Die kantonale Gesundheitsdirektion veröffentlicht jährlich die Fallkosten der Spitäler. Dies sind die durchschnittlichen Kosten für Versorgung und Behandlung pro stationärem Aufenthalt. Im Jahr 2024 sanken die Fallkosten der meisten Spitäler im Kanton Zürich im Durchschnitt um ein Prozent. Das KSW übertraf diesen Durchschnitt deutlich.
Noch vor Kurzem hatte das KSW die höchsten Fallkosten im Kanton Zürich. Leer stehende Betten aufgrund von Fachkräftemangel hatten diese Kosten in die Höhe getrieben. Die aktuellen Zahlen zeigen eine Trendwende. Das KSW konnte seine Fallkosten am stärksten von allen Spitälern mit Notfallstation im Kanton reduzieren.
Fakten zur Kostensenkung
- Vorherige Kosten: 12.304 Franken pro Fall
- Aktuelle Kosten: 11.651 Franken pro Fall
- Reduktion: Rund 7 Prozent
- Neue Rangierung: Drittteuerstes Spital im Kanton Zürich
Herausforderungen eines Zentrumsspitals
Guido Speck, seit anderthalb Jahren CEO des KSW, erläutert die Besonderheiten der Kostenstruktur. Als Zentrumsspital hat das KSW eine einzigartige Rolle in der Region. Es ist die einzige Notfallstation, die rund um die Uhr für Erwachsene und Kinder geöffnet ist. Dies beeinflusst die Fix- und Fallkosten erheblich.
"Unsere Struktur ist nicht mit einem Regionalspital vergleichbar", so Guido Speck.
Das KSW verfügt über einen Helikopterlandeplatz und Schockräume. Es ist zudem eines von nur zwölf Spitälern schweizweit, das den Leistungsauftrag zur Behandlung Schwerverletzter hat. Diese umfassende Infrastruktur und spezialisierten Dienstleistungen führen zu höheren Fixkosten. Diese sind für die Versorgung der Bevölkerung jedoch unerlässlich.
Mehr Behandlungen, geringere Kosten
Die deutliche Kostensenkung ist laut Guido Speck ein wichtiger Schritt, um das KSW wieder in die Gewinnzone zu führen. Ein Hauptgrund für diesen Erfolg ist der starke Anstieg der stationären Behandlungen. Im letzten Jahr behandelte das KSW 10,2 Prozent mehr Patientinnen und Patienten als im Vorjahr. Dadurch verteilen sich die fixen Betriebskosten des Spitals auf eine grössere Anzahl von Fällen.
Hintergrund: Fallkostenberechnung
Die Fallkosten sind ein Indikator für die Effizienz eines Spitals. Sie berechnen sich aus den Gesamtkosten des Spitals geteilt durch die Anzahl der behandelten stationären Fälle. Eine höhere Fallzahl bei gleichbleibenden Fixkosten führt zu niedrigeren Fallkosten pro Patient.
Andere Spitäler im Kanton Zürich verzeichneten ebenfalls einen Anstieg der Fallzahlen, jedoch in geringerem Ausmass. Kantonal stieg die Anzahl der Fälle um durchschnittlich 3,6 Prozent. Das KSW hat zusätzlich zu den gestiegenen Patientenzahlen eigene Effizienzmassnahmen umgesetzt. "Die ergriffenen Massnahmen zur Kostenreduktion beginnen, ihre Wirkung zu entfalten", erklärt Speck.
Effizienzsteigerung im Personalbereich
Die Effizienzsteigerung zeigt sich auch im Personalmanagement. Im klinischen Bereich, zu dem Ärzte, Chirurgen und Pflegepersonal gehören, wuchs das Personal um 2,8 Prozent. Dieser Zuwachs ist deutlich geringer als der Anstieg der behandelten Fälle. Im nicht-klinischen Bereich, wie Verwaltung, Küche und Logistik, reduzierte das KSW die Stellen sogar um 4,3 Prozent.
Guido Speck betont, dass diese Effizienzsteigerung nicht auf Kosten der Angestellten geht. Im Gegenteil: "Es ist uns gelungen, in der Behandlung unserer Patientinnen und Patienten effizienter zu werden und unser Personal zu entlasten." Dies wurde durch die Verbesserung interner Abläufe erreicht.
Optimierte Abläufe und Technologielösungen
Eine Massnahme war die Erhöhung der OP-Kapazitäten. Dies gelang durch eine bessere Abstimmung der Operationen auf die Ferienplanung des Personals und eine optimierte Bettenauslastung. Planbare Operationen trugen dazu bei, die Betten stärker auszulasten und Leerstände zu minimieren.
Ein neues Klinikinformationssystem trägt ebenfalls zur Entlastung bei. Es ermöglicht eine schnellere und standortunabhängige Administration von Berichten, Laborresultaten und Patiententerminen. "Patientensicherheit und gute Arbeitsbedingungen haben bei uns oberste Priorität", versichert Speck. Dies zeigt das Engagement des KSW für Qualität und Mitarbeiterwohl.
Zusätzlich setzt das KSW auf innovative Technologien. Ein KI-Bot namens Clara, entwickelt von Enterprise Bot, soll die Suche nach Dokumenten und Informationen beschleunigen. Diese "digitale Mitarbeiterin" unterstützt das Personal bei administrativen Aufgaben. Dies ermöglicht eine Konzentration auf patientennahe Tätigkeiten.
Positive Aussichten für die Zukunft
Bereits Anfang des Jahres zeigte sich Guido Speck optimistisch, mahnte aber zur weiteren Effizienzsteigerung. Er wies darauf hin, dass die grosse Steigerung der behandelten Fälle im letzten Jahr aussergewöhnlich war. Die aktuellen Prognosen bestätigen jedoch einen positiven Trend.
Auch im laufenden Jahr konnten überdurchschnittlich viele Behandlungen durchgeführt werden. "Wir gehen also von weiter sinkenden Fallkosten aus", so Speck. Für die Jahre danach wird das Wachstum voraussichtlich wieder kleiner ausfallen. Das KSW bleibt jedoch auf Kurs, seine Effizienz weiter zu steigern und die Kosten nachhaltig zu senken.
Diese Entwicklung stärkt nicht nur die finanzielle Lage des Spitals, sondern sichert auch die hochwertige medizinische Versorgung der Region Winterthur. Die strategische Neuausrichtung und der Fokus auf Effizienz zeigen erste Erfolge. Das KSW setzt weiterhin auf Innovation und optimierte Prozesse, um seine Position als Zentrumsspital zu festigen.





