In einer überraschenden Wendung haben die Gemeinden Oberembrach und Nürensdorf ein acht Jahre altes Abkommen mit dem Kanton Zürich zur Schliessung der Eigentalstrasse widerrufen. Die für 2027 geplante Umwandlung der Verbindungsstrasse in einen Veloweg steht damit auf der Kippe und der langjährige Konflikt eskaliert erneut.
Die Entscheidung, die am 21. Oktober 2025 in beiden Gemeinderäten getroffen wurde, stellt einen direkten Konfrontationskurs zum Kanton dar. Als Gründe nennen die Gemeinden mangelnde Kompromissbereitschaft des Kantons und ungelöste Verkehrsfragen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Gemeinden Oberembrach und Nürensdorf widerrufen die Vereinbarung von 2017 zur Schliessung der Eigentalstrasse.
- Sie kritisieren fehlende Lösungen für den zunehmenden Ausweichverkehr und mangelnde Kompromissbereitschaft des Kantons.
- Die geplante Umwandlung der Strasse in einen Veloweg bis 2027 ist nun ungewiss.
- Die Stadt Kloten, die grösste Anrainergemeinde, beteiligt sich nicht an der Eskalation.
Konfrontation statt Kompromiss
Der Beschluss der beiden Gemeinden kommt einem Paukenschlag gleich. In einer gemeinsamen Mitteilung, die am Mittwochnachmittag versendet wurde, heisst es, dass die Vereinbarung von 2017 über die Schliessung der Eigentalstrasse mittels Verfügung widerrufen wird. Damit stellen sich die Exekutiven von Oberembrach und Nürensdorf offen gegen die Pläne des Kantons.
Dieser hatte erst kürzlich eine Vernehmlassung gestartet, um die rechtlichen Grundlagen für die definitive Schliessung der Strasse für den motorisierten Durchgangsverkehr bis zum Jahr 2027 zu schaffen. Die Verbindung durch das grösstenteils unter Naturschutz stehende Tal sollte zu einem Veloweg werden.
Hintergrund: Die Vereinbarung von 2017
Im Jahr 2017 einigten sich die Gemeinden Nürensdorf, Oberembrach und Kloten mit dem Kanton auf die schrittweise Schliessung der Eigentalstrasse. Diese Einigung war das Ergebnis eines Runden Tisches, der von einem Mediator geleitet wurde, um eine für alle Seiten tragbare Lösung für die Zukunft des Tals zu finden. Der Kompromiss sah vor, die Strasse bis 2027 vollständig für den Durchgangsverkehr zu sperren und in eine Veloroute umzuwandeln.
Wachsende Kritik und ungelöste Probleme
Die Allianz «Unser Eigental», welche die Kommunikation für die Gemeinden übernommen hat, begründet den drastischen Schritt mit mehreren Faktoren. Zum einen habe sich in der Bevölkerung der betroffenen Gemeinden erheblicher Widerstand gegen die geplante Schliessung formiert. Zum anderen werfen die Gemeinden dem Kanton eine unnachgiebige Haltung vor.
«Die bisher geführten Gespräche liessen leider keine Kompromissbereitschaft des Kantons erkennen», heisst es in der Erklärung. Ein zentraler Kritikpunkt ist die Verkehrslenkung. Schon die bisherigen temporären Sperrungen der Strasse, etwa an Wochenenden, hätten zu einem massiven Ausweichverkehr in den umliegenden Dörfern geführt. Diese Belastung würde bei einer permanenten Schliessung unerträglich werden.
Die Allianz moniert: «Es fehlt ein taugliches Verkehrslenkungsregime, um die Verlagerung auf das übergeordnete Strassennetz zu erreichen.» Die Sorge ist gross, dass der Verkehr nicht wie geplant auf die Hauptachsen ausweicht, sondern sich neue Schleichwege durch die Wohngebiete sucht.
Studien in der Kritik
Ein weiterer Grund für den Widerruf ist die Neubewertung der Datengrundlage. Die Gemeinden argumentieren, dass die Studien, auf denen der Kompromiss von 2017 basierte, inzwischen als veraltet und mit Schwachstellen behaftet gelten. Die damaligen Abwägungen seien daher unzureichend begründet und müssten neu beurteilt werden.
Die Reaktionen der Beteiligten
Die plötzliche Aufkündigung der Vereinbarung hat die Akteure in eine neue, unklare Situation manövriert. Der Kanton Zürich gab sich auf Anfrage zurückhaltend.
«Wir nehmen die Beschlüsse der Gemeinderäte von Oberembrach und Nürensdorf zur Kenntnis und werden deren Konsequenzen juristisch prüfen.»
Wie es nun konkret weitergeht, ist offen. Martin Arnold, Sprecher der Allianz Unser Eigental, erklärte, dass sich die Gemeinden vorerst weiterhin an das bestehende Regime mit den temporären Sperrungen halten werden. «Mit dieser Lösung können wir leben, solange die Eigentalstrasse nicht dauerhaft gesperrt wird», so Arnold. Er räumte jedoch ein: «Wir befinden uns formaljuristisch jetzt wohl auf neuem Terrain.»
Kloten hält sich zurück
Auffällig ist die Position der Stadt Kloten. Obwohl sie die grösste Anrainergemeinde ist und ein Grossteil der Schutzgebiete auf ihrem Territorium liegt, beteiligt sie sich nicht an der Eskalation. Der Klotener Stadtrat hatte bereits Anfang September mitgeteilt, dass man auf die Beschreitung des Rechtsweges in dieser Sache verzichten werde. Kloten scheint den Weg des Kantons weiterhin zu unterstützen oder zumindest nicht aktiv zu bekämpfen.
Zukunft der Eigentalstrasse völlig offen
Der Widerruf der Vereinbarung wirft die langjährigen Planungen für das Eigental um Jahre zurück. Das Ziel, das sensible Naturgebiet vom Durchgangsverkehr zu entlasten und gleichzeitig eine attraktive Verbindung für den Langsamverkehr zu schaffen, rückt in weite Ferne.
Die Fronten zwischen den beiden kleineren Gemeinden und dem Kanton sind verhärtet. Während Oberembrach und Nürensdorf auf die ungelösten Verkehrsprobleme und den Willen ihrer Bevölkerung pochen, steht der Kanton vor der Herausforderung, seine Naturschutz- und Velowegstrategie in der Region durchzusetzen. Die kommenden Monate werden zeigen, ob eine Rückkehr an den Verhandlungstisch möglich ist oder ob der Streit um die idyllische Talstrasse vor Gericht entschieden werden muss.





