Ein Ausfall der Lüftungsanlage in einem städtischen Archiv in Winterthur hat zu einem erheblichen Schimmelbefall geführt. Die Sanierung wichtiger Dokumente wird die Stadtkasse voraussichtlich mit rund 90'000 Franken belasten. Der Schaden wurde erst entdeckt, als sich die Schimmelsporen bereits ausgebreitet hatten.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein technischer Defekt der Lüftung verursachte über Wochen eine hohe Luftfeuchtigkeit in einem Winterthurer Archiv.
- Wichtige Originaldokumente des Geomatik- und Vermessungsamtes sind von Schimmel befallen.
- Die Kosten für die aufwendige Reinigung und Sanierung werden auf rund 90'000 Franken geschätzt.
- Da es sich nicht um einen Elementarschaden handelt, sind die Kosten nicht durch eine Versicherung gedeckt.
- Als Reaktion werden nun neue Überwachungs- und Sicherheitsmassnahmen im Archiv installiert.
Ein unbemerkter Defekt mit teuren Folgen
In einem Kellerarchiv an der Zürcherstrasse 21, nahe dem Katharina-Sulzer-Platz, lagerte die Stadt Winterthur wichtige Akten. Über einen Zeitraum von zwei Monaten, im August und September 2024, fiel dort die Lüftungsanlage unbemerkt aus. Dieser technische Defekt führte zu einem Anstieg der Luftfeuchtigkeit – ideale Bedingungen für die Ausbreitung von Schimmel.
Da das Archiv nur unregelmässig genutzt wird, wurde der Schaden erst entdeckt, als sich bereits sichtbare Schimmelkulturen auf den Einbänden der gelagerten Bücher und Akten gebildet hatten. Glücklicherweise konnte der Befall früh genug festgestellt werden, um eine Ausbreitung auf die Innenseiten der Dokumente zu verhindern.
Warum Feuchtigkeit für Archive gefährlich ist
Papier, Karton und andere organische Materialien in Archiven sind äusserst anfällig für Schimmel. Eine relative Luftfeuchtigkeit von über 65 % in Kombination mit stehender Luft schafft ein optimales Klima für das Wachstum von Schimmelsporen. Diese können das Papier zersetzen und die Dokumente dauerhaft beschädigen oder unleserlich machen.
Wertvolle Vermessungsdaten betroffen
Bei den betroffenen Dokumenten handelt es sich um Akten des Geomatik- und Vermessungsamtes. Diese enthalten unter anderem die Originalmessungen von Neubauten, die für die Nachführung und Aktualisierung des amtlichen Kartenwerks unerlässlich sind. Solche Dokumente sind von grosser Bedeutung, wenn beispielsweise die ursprüngliche Aufteilung von Grundstücken rekonstruiert werden muss.
Obwohl der aktuelle Stand der Vermessung und des Grundbuchs digital verfügbar ist, schreiben kantonale Vorgaben die physische Aufbewahrung von analog erstellten Unterlagen vor. Der Grundsatz lautet: „Was analog entstanden ist, wird analog archiviert.“
Eine umfassende Digitalisierung dieser wichtigen Dokumente wird derzeit vom Kanton vorbereitet. Die Einführung für die amtliche Vermessung soll in den kommenden Jahren erfolgen, was zukünftig das Risiko solcher Schäden reduzieren könnte.
Spezialreinigung kostet 90'000 Franken
Um die wertvollen Akten zu retten, hat die Stadt Winterthur eine auf die Dokumentenrettung spezialisierte Firma aus dem Kanton Bern beauftragt. Die Sanierung ist ein mehrstufiger und aufwendiger Prozess.
Aufgaben der Spezialfirma
- Reinigung der Akten: Die befallenen Dokumente werden vom Schimmel befreit.
- Dekontamination: Auch Akten ohne sichtbaren Befall werden behandelt, um unsichtbare Sporen zu entfernen.
- Desinfektion vor Ort: Regale, Böden und Wände des Archivraums werden desinfiziert, um eine erneute Ausbreitung zu verhindern.
Die Gesamtkosten für die Expertise, die Aktenreinigung und die Sanierung des Raumes werden auf rund 90'000 Franken geschätzt. Diese Summe muss die Stadt vollständig selbst tragen, da der Schaden nicht von einer Versicherung gedeckt ist. Ein Schimmelbefall durch einen technischen Defekt fällt nicht unter die Kategorie der Elementarschäden, die durch Naturereignisse wie Überschwemmungen oder Erdbeben verursacht werden.
Zukünftige Massnahmen sollen Vorfälle verhindern
Die Stadtverwaltung bedauert den Vorfall und hat bereits erste Schritte eingeleitet, um eine Wiederholung zu verhindern. In Zusammenarbeit mit der Eigentümerin der Liegenschaft werden die Empfehlungen der externen Firma umgesetzt.
„Wir sind bereits an der Umsetzung der Massnahmen, damit bei einer Klimaveränderung schnellstmöglich reagiert werden kann.“
Zu den wichtigsten Massnahmen gehört die Installation eines modernen Klimaüberwachungssystems. Mehrere Sensoren messen nun kontinuierlich Luftfeuchtigkeit und Temperatur. Bei Abweichungen von den Sollwerten wird sofort ein Alarm ausgelöst, sodass schnell reagiert werden kann.
Zusätzlich wird ein umfassendes Sicherheitskonzept erarbeitet und eine regelmässige Archivpflege eingeführt. Diese präventiven Schritte sollen sicherstellen, dass die wertvollen historischen Dokumente der Stadt Winterthur für die Zukunft sicher aufbewahrt werden.





