Das Spital Uster hat die Schliessung seiner betriebseigenen Kindertagesstätte für das kommende Jahr angekündigt. Die Einrichtung, die seit einem halben Jahrhundert besteht, bot Betreuungsplätze für die Kinder von Spitalmitarbeitenden. Betroffene Eltern protestieren gegen die Entscheidung und suchen nach Alternativen, bisher jedoch ohne Erfolg.
Die Schliessung stellt zahlreiche Familien vor grosse organisatorische und finanzielle Herausforderungen. Besonders für das Pflegepersonal, das auf flexible Arbeitszeiten angewiesen ist, war die spitalnahe Kita eine wichtige Stütze.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach 50 Jahren Betrieb wird die Kita des Spitals Uster im nächsten Jahr geschlossen.
- Die Entscheidung betrifft hauptsächlich Mitarbeitende des Spitals, insbesondere aus dem Pflegebereich.
- Betroffene Eltern haben Proteste organisiert und fordern eine Ersatzlösung von der Spitalleitung.
- Bislang konnte keine Einigung erzielt werden, was die Zukunft der Kinderbetreuung für Dutzende Familien unsicher macht.
Eine Institution vor dem Aus
Die Kindertagesstätte des Spitals Uster war mehr als nur eine Betreuungseinrichtung. Seit ihrer Gründung vor 50 Jahren hat sie sich zu einem zentralen Bestandteil der Spitalgemeinschaft entwickelt. Sie ermöglichte es unzähligen Mitarbeitenden, Familie und Beruf unter einem Dach zu vereinbaren. Insbesondere in Berufen mit unregelmässigen Schichtdiensten, wie sie im Gesundheitswesen üblich sind, bot die Kita eine unverzichtbare Unterstützung.
Die Nachricht von der bevorstehenden Schliessung traf die Belegschaft und die betroffenen Eltern unerwartet. Viele sehen darin nicht nur den Verlust eines Betreuungsplatzes, sondern auch das Ende einer Ära, die das Spital Uster als familienfreundlichen Arbeitgeber ausgezeichnet hat. Die Einrichtung galt lange als Vorzeigemodell für betriebliche Kinderbetreuung in der Region.
Die Gründe hinter der Entscheidung
Obwohl das Spital Uster noch keine detaillierte öffentliche Stellungnahme zu den genauen Gründen für die Schliessung abgegeben hat, werden in internen Kreisen verschiedene Faktoren diskutiert. Es wird vermutet, dass eine Kombination aus steigenden Betriebskosten, notwendigen Sanierungsmassnahmen und einem veränderten Platzbedarf innerhalb des Spitals zu diesem Schritt geführt hat.
Experten weisen darauf hin, dass der Unterhalt einer betriebseigenen Kita für viele Unternehmen eine erhebliche finanzielle Belastung darstellt. Regulatorische Anforderungen an die Kinderbetreuung sind in den letzten Jahren gestiegen, was oft zu höheren Personal- und Infrastrukturkosten führt. Gleichzeitig kämpfen viele Spitäler mit Kostendruck im Gesundheitswesen.
Betriebliche Kitas in der Schweiz
Betriebliche Kindertagesstätten sind in der Schweiz ein wichtiges Instrument zur Mitarbeiterbindung und zur Förderung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Laut Studien können solche Angebote die Fluktuation senken und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden erhöhen. Allerdings stehen sie oft unter finanziellem Druck, da sie mit öffentlich subventionierten Einrichtungen konkurrieren müssen.
Eltern organisieren Widerstand
Unmittelbar nach Bekanntwerden der Schliessungspläne formierte sich eine Gruppe von betroffenen Eltern, um für den Erhalt der Kita zu kämpfen. Sie haben eine Petition gestartet, die bereits von Hunderten von Mitarbeitenden und Unterstützern unterzeichnet wurde. In einem offenen Brief an die Spitalleitung legen sie dar, welche gravierenden Folgen die Schliessung für sie hätte.
„Für uns ist das eine Katastrophe. Mein Mann und ich arbeiten beide im Schichtdienst hier im Spital. Die Kita war perfekt auf unsere Arbeitszeiten abgestimmt. Einen vergleichbaren Platz in Uster zu finden, ist fast unmöglich“, so eine betroffene Pflegefachfrau, die anonym bleiben möchte.
Die Eltern fordern von der Spitalleitung nicht nur eine Rücknahme des Entscheids, sondern auch die Prüfung alternativer Lösungen. Zu den Vorschlägen gehören:
- Die Suche nach einem neuen Träger für die Kita.
- Eine Kooperation mit anderen Kindertagesstätten in Uster.
- Die Bereitstellung finanzieller Unterstützung für Eltern, die externe Betreuungsplätze finden müssen.
Bisher blieben die Gespräche zwischen den Elternvertretern und der Spitalleitung jedoch ergebnislos. Die Fronten scheinen verhärtet.
Die Auswirkungen auf das Spitalpersonal
Die Schliessung der Kita könnte weitreichende Konsequenzen für das Spital Uster haben, die über die betroffenen Familien hinausgehen. In einer Zeit des akuten Fachkräftemangels im Gesundheitswesen war die betriebseigene Kinderbetreuung ein entscheidender Vorteil im Wettbewerb um qualifiziertes Personal.
Fachkräftemangel im Gesundheitswesen
Laut dem Schweizer Jobradar ist der Mangel an Fachkräften im Gesundheitssektor besonders ausgeprägt. Im Jahr 2024 fehlten schweizweit über 17'000 Pflegefachkräfte. Arbeitgeberattraktivität durch Zusatzleistungen wie Kinderbetreuung spielt eine immer wichtigere Rolle bei der Personalrekrutierung und -bindung.
Pflegefachkräfte und Ärzte, die auf flexible und verlässliche Kinderbetreuung angewiesen sind, könnten sich gezwungen sehen, ihr Arbeitspensum zu reduzieren oder sogar den Arbeitgeber zu wechseln. Dies würde den Personalmangel am Spital Uster weiter verschärfen und die Arbeitsbelastung für die verbleibenden Mitarbeitenden erhöhen.
Ein Verlust für die gesamte Region
Die Kita des Spitals Uster hatte auch eine Funktion für die Stadt. Sie bot nicht nur Betreuungsplätze, sondern war auch ein Ort der Begegnung. Die Schliessung trifft somit nicht nur das Spital, sondern auch das soziale Gefüge in der unmittelbaren Umgebung. Die Suche nach Ersatzplätzen dürfte sich als schwierig erweisen, da die Betreuungsplätze in der gesamten Region knapp sind.
Die Wartelisten bei öffentlichen und privaten Kitas sind lang. Für viele Familien bedeutet die Schliessung eine monatelange Phase der Unsicherheit. Insbesondere Plätze für Kleinkinder unter 18 Monaten sind rar und oft mit hohen Kosten verbunden.
Wie geht es weiter?
Die Zukunft der Kinderbetreuung für die Mitarbeitenden des Spitals Uster ist ungewiss. Die Elterninitiative plant weitere Aktionen, um den Druck auf die Spitalleitung zu erhöhen. Sie hoffen, doch noch eine Lösung zu finden, die den Fortbestand einer Betreuungsmöglichkeit sichert.
Vonseiten des Spitals wird erwartet, dass in den kommenden Wochen ein detaillierter Sozialplan für die betroffenen Mitarbeitenden der Kita vorgestellt wird. Ob dieser Plan auch Unterstützung für die Eltern bei der Suche nach neuen Betreuungsplätzen beinhalten wird, ist noch unklar. Die kommenden Monate werden zeigen, ob ein Kompromiss gefunden werden kann oder ob eine 50-jährige Institution endgültig ihre Türen schliessen muss.





