Die Gemeindeversammlung in Bassersdorf hat über die Zukunft des historischen Centrumshüslis und eine neue Leitungsstelle Bildung debattiert. Beide Themen führten zu intensiven Diskussionen und erfordern nun eine abschliessende Urnenabstimmung der Stimmberechtigten. Ein Darlehen von 500'000 Franken für das Centrumshüsli wurde genehmigt, ebenso die Schaffung der neuen Schulposition. Trotz der Versammlungsentscheide ist die definitive Umsetzung von der kommenden Volksabstimmung abhängig.
Wichtige Ergebnisse
- Die Gemeindeversammlung Bassersdorf bewilligte ein Darlehen von 500'000 Franken für das Centrumshüsli.
- Die Schaffung einer neuen Leitungsstelle Bildung wurde mehrheitlich befürwortet.
- Beide Entscheidungen müssen durch eine Urnenabstimmung bestätigt werden.
- Die Auflage eines öffentlichen WCs am Centrumshüsli wurde gestrichen.
Kontroverse Debatte um das Centrumshüsli
Die jüngste Gemeindeversammlung in Bassersdorf befasste sich ausführlich mit der Zukunft des Centrumshüslis. Das historische Handwerkerhaus aus dem Jahr 1840 benötigt dringend Sanierungen. Eine Mehrheit der 150 anwesenden Stimmberechtigten, das entspricht 2,1 Prozent der gesamten Wählerschaft, stimmte einem Darlehen der Gemeinde in Höhe von 500'000 Franken zu. Das Ergebnis war mit 64 zu 59 Stimmen knapp.
Unmittelbar nach der Abstimmung über das Darlehen wurde ein Antrag auf Urnenabstimmung gestellt. Dieser Antrag erreichte das notwendige Quorum von einem Drittel der Stimmen. Dies bedeutet, dass die finanzielle Unterstützung für das Centrumshüsli noch nicht definitiv ist. Die endgültige Entscheidung über das Darlehen wird erst an der Urne fallen. Für den Verein Centrumshüsli, der sich für den Erhalt des Gebäudes einsetzt, bedeutet dies eine weitere Phase der Unsicherheit.
Faktencheck Centrumshüsli
- Baujahr: 1840
- Bedeutung: Letztes Handwerkerhaus dieser Art in Bassersdorf
- Eigentümerin: Reformierte Kirchgemeinde
- Aktueller Zustand: Sanierungsbedürftig und ungenutzt
Hintergrund und Ziele des Vereins
Der Verein Centrumshüsli wurde auf Initiative von Christoph Füllemann gegründet. Sein Ziel ist es, das denkmalgeschützte Gebäude zu erhalten und in einen öffentlichen Treffpunkt sowie einen Veranstaltungsort für Kultur und private Feiern umzuwandeln. Füllemann und rund ein Dutzend Mitstreiter engagieren sich seit fast drei Jahren für dieses Projekt.
Die Reformierte Kirchgemeinde als Eigentümerin ist weiterhin bereit, das sanierungsbedürftige Haus faktisch zu verschenken. Daniel Brunner, Finanzvorsteher der Reformierten Kirchgemeinde, bestätigte, dass die Liegenschaft auch der Gemeinde angeboten wurde. Die Gemeinde lehnte ein solches Geschenk jedoch ab.
«Ich hätte mir schon endlich einmal Klarheit gewünscht», äusserte Christoph Füllemann am Ende des Abends seine Enttäuschung über die ausstehende Entscheidung.
Die Diskussion an der Gemeindeversammlung dauerte rund zwei Stunden. Vereinsmitglieder präsentierten ihre Visionen und zeigten sich überzeugt, dass das Gebäude mit finanzieller Hilfe der Gemeinde saniert und betrieben werden könnte. Sie betonten die kulturelle und soziale Bedeutung des Hauses für Bassersdorf.
Neue Leitungsstelle Bildung genehmigt
Ein weiteres wichtiges Thema der Gemeindeversammlung war die Schaffung einer neuen Stelle mit der Bezeichnung Leitung Bildung. Nach einer kontroversen Debatte stimmten die Anwesenden mit einem überraschend deutlichen Ergebnis von 128 zu 15 Stimmen für die Einführung dieser Position. Trotz der klaren Zustimmung ist auch dieser Beschluss noch nicht final.
Da die neue Hierarchiestufe in der Schulorganisation eine Anpassung der Gemeindeordnung erfordert, ist zwingend eine Urnenabstimmung notwendig. Die geschätzten Kosten für diese neue Drehscheibenfunktion belaufen sich auf rund 200'000 Franken. Die Abstimmung darüber ist für Ende November geplant.
Hintergrund zur Schulorganisation
Die Schaffung einer neuen Hierarchiestufe in der Schulorganisation ist ein komplexer Prozess. Sie erfordert nicht nur die Zustimmung der Gemeindeversammlung, sondern auch eine Anpassung der grundlegenden Gemeindeordnung. Solche Änderungen müssen immer durch eine Urnenabstimmung bestätigt werden, um die demokratische Legitimation zu gewährleisten.
Finanzielle und bauliche Aspekte
Der Gemeinderat sowie die Rechnungs- und Geschäftsprüfungskommission (RGPK) standen dem Darlehensantrag für das Centrumshüsli kritisch gegenüber. Sie argumentierten, dass keine Gelder «à fonds perdu» und ohne Gegenleistung verteilt werden könnten. Ähnliche Bedenken wurden auch aus dem Plenum geäussert, wobei mehrfach die Ablehnung des Antrags empfohlen wurde.
Alt-Gemeinderat Bruno Muff (parteilos) äusserte sich kritisch zur geplanten Nutzung des Centrumshüslis. Er bezeichnete das alte Haus vor der Kirche als ungeeignet für Kulturanlässe. Seiner Ansicht nach seien die Räume für Konzerte, Lesungen oder Theater aufgrund der Auflagen des Denkmalschutzes nicht nutzbar.
Gemeindepräsident Christian Pfaller (SVP) deutete an, dass der Gemeinderat prinzipiell eine Unterstützung des Centrumshüslis befürwortet. Er schlug vor, den neu gegründeten Verein stärker in kulturelle Events im Dorf einzubinden. Die Idee sei, dass der Verein erbrachte Leistungen von den Zinsrückzahlungen für das Darlehen abziehen könnte. Gemeinderätin Selina Stampfli (SP) ergänzte, dass die Verwaltung Einsparungen plane, wodurch Gelder freigesetzt und kantonale Förderbeiträge in fünfstelliger Höhe für den Verein möglich würden.
Entscheidung zum öffentlichen WC
Ein wichtiger Änderungsantrag der ehemaligen Präsidentin des Frauenvereins, Ulla Bosshard, fand Gehör. Mit 91 zu 36 Stimmen wurde die Auflage gestrichen, dass der Verein beim Centrumshüsli ein öffentliches WC betreiben muss, um ein Darlehen zu erhalten. Bosshard argumentierte, ein öffentliches WC gehöre auf den Dorfplatz und nicht an diesen Standort, was breite Zustimmung fand.
RGPK-Präsident Lukas Müller (FDP) bezeichnete den Gegenvorschlag des Gemeinderats als «geschickten Schachzug». Dieser Vorschlag setzte sich letztlich gegen alle anderen Ideen und Initiativen des Vereins durch. Die Mehrheit stimmte einem rückzahlbaren Darlehen von 500'000 Franken an den Verein Centrumshüsli zu, nun ohne die WC-Auflage. Die Details zur jährlichen Abgeltung von kulturellen Events und anderen Leistungen müssen noch geklärt werden.
Ausblick und Finanzierung
Der Verein Centrumshüsli benötigt für die Sanierung und Erweiterung des Gebäudes, einschliesslich eines geplanten Pavillons, insgesamt 1,5 Millionen Franken. Bislang sind durch Spenden 682'000 Franken eingegangen. Mit dem Darlehen der Gemeinde würde der Gesamtbetrag bei knapp 1,2 Millionen Franken liegen. Christoph Füllemann betonte, dass der Verein erst mit den Arbeiten beginnen werde, wenn die benötigten 1,5 Millionen Franken vollständig gesammelt sind.
Die Frage, ob diese Finanzierungsaussichten eine Mehrheit der Stimmberechtigten überzeugen können, wird sich spätestens an der Urne zeigen. Alle Bassersdorfer Stimmberechtigten werden dann über das Darlehen für das Centrumshüsli abstimmen können. Ein möglicher Rekurs gegen die Versammlungsergebnisse beim Bezirksrat Bülach könnte die Urnenabstimmung zusätzlich verzögern, da ein unzufriedener Stimmbürger das Abstimmungsprozedere rügte.





