Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) hat neue Regelungen für Start- und Landeverfahren am Flughafen Zürich vorgeschlagen. Diese Vorschläge sehen vor, Südstarts auch bei Nebel und Bise zu ermöglichen, was in den betroffenen Gemeinden im Süden des Flughafens auf grossen Widerstand stösst. Die Stadt Zürich lehnt die Pläne ebenfalls ab, während die Gemeinden im Norden des Flughafens die Anpassungen grundsätzlich begrüssen, aber Vorbehalte zum Nachtflugverkehr äussern.
Wichtige Punkte
- Das BAZL plant Südstarts bei Nebel und Bise am Flughafen Zürich.
- Betroffene südliche Gemeinden und die Stadt Zürich lehnen diese Pläne ab.
- Das Fluglärmforum Süd fordert eine öffentliche Beteiligung der Bevölkerung.
- Die IG Nord begrüsst die Anpassungen des Sachplans Infrastruktur Luftfahrt (SIL) mit Vorbehalten.
- Südstarts sollen laut BAZL die Betriebssicherheit erhöhen und Verspätungen reduzieren, nicht die Kapazität steigern.
Geplante Südstarts lösen Widerstand aus
Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) hat kürzlich seine Vorstellungen zur zukünftigen Betriebsweise des Flughafens Zürich präsentiert. Ein zentraler und umstrittener Punkt ist die geplante Einführung von Südstarts geradeaus bei Nebel und Bise. Das BAZL argumentiert, dass diese Massnahme die Betriebssicherheit verbessern und die Anzahl der Verspätungen verringern würde. Dies führe zu einer höheren Zuverlässigkeit des Flugbetriebs. Es wird betont, dass diese Südstarts nicht der Steigerung der Gesamtkapazität dienen sollen.
Die betroffenen Gebiete im Süden des Flughafens sehen die Situation jedoch anders. Die geplante Abflugroute für Südstarts geradeaus führt direkt über dicht besiedelte Quartiere wie Opfikon, Schwamendingen, Dübendorf, Witikon, bevor sie in einer Linkskurve über Uster und weiter nach Osten verläuft. Aktuell erfolgen Südstarts zwar auch über Opfikon, jedoch mit einer direkten Linkskurve in Richtung Wallisellen, was die Lärmbelastung anders verteilt.
Faktencheck
- Die aktuelle Südstartroute dreht direkt nach links Richtung Wallisellen.
- Die geplante Südstartroute führt über Opfikon, Schwamendingen, Dübendorf, Witikon und Uster.
- Das BAZL verspricht weniger Verspätungen und höhere Betriebssicherheit.
Forderungen nach Bürgerbeteiligung im Süden
Das Fluglärmforum Süd, eine Vereinigung von acht Gemeinden aus dem Bezirk Uster und neun aus dem Bezirk Meilen, zeigt sich enttäuscht über die neuen Vorschläge aus Bern. Das Forum prüft derzeit die vom Bundesrat in der Neuauflage des Sachplans Infrastruktur Luftfahrt (SIL) vorgenommenen Änderungen, insbesondere im Hinblick auf die Nachtruhe. Für die betroffenen Menschen im Süden des Flughafens ist es enttäuschend, dass die Südstarts geradeaus offensichtlich aus Sicht des Bundesrats genehmigungsfähig wären
, heisst es von Seiten des Fluglärmforums Süd.
Eine offene Frage für das Fluglärmforum Süd ist die genaue Definition einer Bisenlage. Es besteht die Sorge, dass zu schnell auf Südabflüge umgestellt werden könnte, was die Region zusätzlich belasten würde. Das primäre Ziel des Fluglärmforums bleibt es, Südstarts gänzlich zu verhindern. Man wartet nun auf die Anträge des Flughafens im Rahmen einer neuen Betriebsreglementsänderung, um das weitere Vorgehen festzulegen. Selbstverständlich wollen wir auch sicherstellen, dass die betroffene Bevölkerung sich zu Wort melden kann
, betont das Forum.
Hintergrundinformationen
Der Sachplan Infrastruktur Luftfahrt (SIL) ist ein Planungsinstrument des Bundes, das die Entwicklung der Luftfahrtinfrastruktur in der Schweiz regelt. Er legt die Rahmenbedingungen für den Betrieb von Flughäfen fest, einschliesslich der Start- und Landeverfahren sowie Lärmschutzmassnahmen. Anpassungen des SIL haben weitreichende Konsequenzen für die Anwohner.
Juristische Schritte und Unterstützung aus Zürich
Auch der Verein Flugschneise Süd – Nein (VFSN) wird sich intensiv mit dem SIL-Objektblatt auseinandersetzen und juristische Beratung in Anspruch nehmen. Obwohl juristische Schritte gegen das Objektblatt selbst nicht möglich sind, werden rechtliche Massnahmen gegen das Betriebskonzept erwogen. Dies zeigt die Entschlossenheit der südlichen Gemeinden, sich gegen die Pläne zu wehren.
Die Stadt Zürich signalisiert ebenfalls gewichtige Unterstützung für die Anliegen der südlichen Gemeinden. Stadtrat Andreas Hauri (GLP), Vorsteher des Gesundheits- und Umweltdepartements, äussert sich kritisch: Südstarts geradeaus über dicht bewohnte Stadtquartiere sind nicht tragbar.
Er kritisiert zudem scharf die Anzahl der Flüge nach 23 Uhr, was eine zusätzliche Belastung für die Bevölkerung darstellt.
- Fluglärmforum Süd: Vertritt 17 Gemeinden, fordert Bürgerbeteiligung.
- VFSN: Erwägt juristische Schritte gegen das Betriebskonzept.
- Stadtrat Hauri: Lehnt Südstarts über Stadtquartiere und späte Flüge ab.
Gemischte Reaktionen im Norden des Flughafens
Aus dem Norden des Flughafens kommen differenziertere Töne. Die IG Nord, ein Zusammenschluss von 13 Gemeinden aus den Kantonen Zürich, Schaffhausen und Aargau, hat eine Medienmitteilung veröffentlicht. Darin heisst es: Mit der Anpassung des SIL-Objektblatts hat der Bundesrat eine langjährige Forderung der IG Nord endlich erfüllt.
Die IG Nord begrüsst die Anpassung des SIL-Objektblatts grundsätzlich.
Das angepasste SIL-Objektblatt enthalte die Zusage, dass der Sachplan Infrastruktur Luftfahrt die raumplanerischen Bestrebungen der Gemeinden unterstütze. Dieser Zusage müssen nun Taten folgen
, fordert die IG Nord. Ein zentrales Anliegen der IG Nord ist die Entwicklung von Lösungen für die Siedlungsentwicklung der Gemeinden rund um den Flughafen. Hier sieht man sich im Norden einen wichtigen Schritt weiter.
Trotz der grundsätzlichen Zustimmung gibt es auch Kritikpunkte in der Mitteilung der IG Nord. Auch im neuen Objektblatt werden immer noch problematische Themen wie ein «gekrümmter Nordanflug» oder die Notwendigkeit eines Parallelpistensystems erwähnt
, heisst es. Daher behält sich die IG Nord vor, das SIL-Objektblatt anzufechten. Die IG Nord bleibt bei ihren Forderungen, das geltende Nachtflugverbot konsequent einzuhalten und den Lärm solidarisch auf alle Himmelsrichtungen zu verteilen.
Zahlen und Fakten
- Die IG Nord vertritt 13 Gemeinden aus drei Kantonen.
- Sie fordert die konsequente Einhaltung des Nachtflugverbots.
- Ein «gekrümmter Nordanflug» bleibt ein Kritikpunkt.
Ausblick auf die weiteren Schritte
Die Diskussion um die zukünftige Nutzung des Flughafens Zürich und die damit verbundenen Lärmemissionen bleibt weiterhin ein kontroverses Thema. Während das BAZL auf mehr Sicherheit und Pünktlichkeit setzt, befürchten die Anwohner im Süden eine deutliche Zunahme der Lärmbelastung. Die Gemeinden im Norden sehen zwar Fortschritte, pochen aber weiterhin auf ihre Anliegen, insbesondere das Nachtflugverbot und eine gerechte Lärmverteilung. Die kommenden Monate werden zeigen, welche konkreten Massnahmen ergriffen werden und wie die verschiedenen Akteure auf die finalen Entscheidungen reagieren.
Die Forderung nach einer umfassenden Bürgerbeteiligung und die angedrohten juristischen Schritte verdeutlichen die Komplexität der Situation. Es wird entscheidend sein, einen Ausgleich zwischen den betrieblichen Anforderungen des Flughafens und den Bedürfnissen der betroffenen Bevölkerung zu finden. Die Debatte um den Fluglärm am Flughafen Zürich ist ein Beispiel für die Herausforderungen, die sich ergeben, wenn Infrastrukturprojekte direkt das Lebensumfeld vieler Menschen beeinflussen.





