Die Brauerei Locher hat nach anhaltenden Gerüchten erste Pläne für die Zukunft des Chopfab-Standorts in Winterthur bekannt gegeben. Entgegen der Befürchtungen einer vollständigen Schliessung wird die Produktion in kleinerem Umfang fortgesetzt. Allerdings wird die gesamte Logistik nach Appenzell verlagert, was die Unsicherheit über den Erhalt von Arbeitsplätzen weiter schürt.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Chopfab-Standort in Winterthur wird nicht geschlossen, aber deutlich verkleinert.
- Die gesamte Logistik der Chopfab Boxer AG wird ab Anfang Dezember nach Appenzell verlegt.
- Das Lager in Winterthur wird aufgelöst; Bestellungen werden künftig zentral aus Appenzell verwaltet.
- Die Bierproduktion in Winterthur soll in reduziertem Umfang weitergeführt werden.
- Informationen über einen möglichen Stellenabbau stehen noch aus, die Mitarbeiter bleiben im Ungewissen.
Unsicherheit nach Übernahme durch Brauerei Locher
Seit die Brauerei Locher aus Appenzell im Frühling 2024 die Mehrheit an der Winterthurer Chopfab Boxer AG übernommen hatte, herrschte unter den Mitarbeitenden eine spürbare Anspannung. Die Übernahme wurde damals als Rettung für die finanziell angeschlagene Brauerei gefeiert, doch schon bald machten Gerüchte über eine mögliche Schliessung und sogar einen Abriss des Standorts in Winterthur die Runde.
Diese Spekulationen, die vor allem in Branchenkreisen und Online-Medien kursierten, sorgten für grosse Nervosität bei der Belegschaft. Viele fürchteten um ihre Arbeitsplätze und die Zukunft der traditionsreichen Biermarke in ihrer Heimatstadt. Die Kommunikation seitens des neuen Eigentümers blieb zunächst zurückhaltend, was die Verunsicherung weiter verstärkte.
Hintergrund der Übernahme
Die Chopfab Boxer AG galt lange als aufstrebender Akteur auf dem Schweizer Biermarkt. Doch wie viele Unternehmen der Branche stand auch die Winterthurer Brauerei vor wirtschaftlichen Herausforderungen. Die Übernahme durch die etablierte Brauerei Locher, bekannt für ihr Appenzeller Bier, sollte im Frühling 2024 die Weichen für eine stabile Zukunft stellen. Die Integration zweier unterschiedlicher Unternehmenskulturen und Produktionsstandorte bringt jedoch komplexe strategische Entscheidungen mit sich.
Management reagiert auf wachsenden Druck
Ursprünglich hatte die Geschäftsführung der Brauerei Locher eine Pressekonferenz für die kommende Woche angekündigt. Dort wollten CEO Aurèle Meyer und Inhaber Karl Locher die "strategische Ausrichtung für die kommenden Jahre" vorstellen. Geplant waren Informationen über Investitionen und neue Impulse an den vier Standorten der Gruppe in Appenzell, Winterthur, Yverdon-les-Bains und Worb.
Aufgrund des zunehmenden medialen Drucks und der eskalierenden Gerüchte sah sich das Management jedoch gezwungen, vorzeitig zu handeln. In einer ersten Stellungnahme gegenüber lokalen Medien schaffte CEO Aurèle Meyer nun teilweise Klarheit, um die Spekulationen einzudämmen und Kunden sowie Lieferanten zu beruhigen.
"Der Standort wird nicht geschlossen, sondern deutlich verkleinert", erklärte Meyer gegenüber dem «Landboten». Er bestätigte, dass auch weiterhin Bier in Winterthur gebraut werde.
Was die Umstrukturierung für Winterthur bedeutet
Die angekündigten Massnahmen stellen für den Standort Winterthur einen tiefen Einschnitt dar. Obwohl die Brauerei nicht komplett aufgegeben wird, verliert sie zentrale Funktionen. Die Konsequenzen der Neuausrichtung sind weitreichend und betreffen mehrere Betriebsbereiche.
Verlagerung der Logistik nach Appenzell
Die bedeutendste Veränderung ist die vollständige Verlagerung der Logistik der Chopfab Boxer AG. Ab Anfang Dezember 2024 wird dieser Bereich komplett vom Hauptsitz der Brauerei Locher in Appenzell aus gesteuert. Dies betrifft die gesamte Lieferkette, von der Lagerung bis zur Auslieferung an Kunden.
Zentrale Fakten zur Umstrukturierung
- Zeitpunkt: Die Logistikverlagerung erfolgt per Anfang Dezember 2024.
- Betroffener Bereich: Die gesamte Logistik und das Lager in Winterthur.
- Neuer Standort: Appenzell wird zum zentralen Logistikhub der gesamten Gruppe.
- Produktion: Eine reduzierte Bierproduktion verbleibt am Standort Winterthur.
Schliessung des Lagers und Zentralisierung der Bestellungen
Mit der Verlagerung der Logistik wird auch das bisherige Lager in Winterthur aufgelöst. Bestellungen für Chopfab- und Boxer-Biere werden zukünftig nicht mehr vor Ort, sondern zentral in Appenzell bearbeitet. Dieser Schritt dient laut Unternehmen der Effizienzsteigerung und der Bündelung von Ressourcen innerhalb der Firmengruppe. Für Kunden und Lieferanten bedeutet dies eine Umstellung der bisherigen Abläufe.
Zukunft der Mitarbeiter bleibt ungewiss
Während die strategischen Entscheidungen zur Struktur des Unternehmens nun klarer sind, bleibt die wichtigste Frage für die Belegschaft unbeantwortet: Was geschieht mit den Arbeitsplätzen in Winterthur? CEO Aurèle Meyer hat sich bisher nicht dazu geäussert, ob und wie viele Stellen von der Umstrukturierung betroffen sind.
Die Verlagerung eines so zentralen Bereichs wie der Logistik legt jedoch die Vermutung nahe, dass es zu einem Stellenabbau kommen wird. Die Mitarbeitenden, die erst vor wenigen Monaten auf eine sichere Zukunft unter dem Dach von Locher gehofft hatten, müssen sich weiterhin gedulden. Es wird erwartet, dass die Geschäftsleitung spätestens bei der angekündigten Pressekonferenz detaillierte Informationen zum Personal bekannt geben wird.
Diese Situation ist für die Betroffenen besonders bitter. Nach einer Phase der wirtschaftlichen Unsicherheit, die zur Übernahme führte, stehen sie nun erneut vor einer ungewissen beruflichen Zukunft. Das Warten auf klare Aussagen belastet das Betriebsklima erheblich.
Marken Chopfab und Boxer bleiben erhalten
Eine positive Nachricht gibt es für die Liebhaber der Winterthurer Biere: Die Marken Chopfab und Boxer sollen bestehen bleiben und weiterhin Teil des Portfolios der Brauerei Locher sein. Die strategische Neuausrichtung zielt darauf ab, die Produktions- und Vertriebsstrukturen zu optimieren, nicht aber darauf, etablierte und beliebte Produkte vom Markt zu nehmen.
Die Brauerei Locher plant zudem, in den kommenden Jahren mehrere Millionen Franken in ihre vier Standorte zu investieren. Neben Appenzell und Winterthur gehören dazu auch Yverdon-les-Bains und Worb. Diese Investitionen sollen die Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Gruppe stärken und langfristiges Wachstum sichern. Wie genau der Standort Winterthur von diesen Investitionen profitieren wird, ist derzeit noch offen.





