In Eglisau ZH steht ein Logistikunternehmen, das für den Online-Händler Temu Retouren abwickelt, im Zentrum einer Untersuchung. Es besteht der Verdacht auf Schwarzarbeit, unzureichende Löhne und überlange Arbeitszeiten. Das Zürcher Amt für Wirtschaft hat eine offizielle Untersuchung eingeleitet, um die gemeldeten Missstände zu klären.
Wichtige Erkenntnisse
- Logistikfirma Clevy Links in Eglisau wickelt Temu-Retouren ab.
- Verdacht auf Schwarzarbeit, zu tiefe Löhne und lange Arbeitszeiten.
- Zürcher Amt für Wirtschaft hat eine Untersuchung eingeleitet.
- Ein indischer Mitarbeiter soll monatelang ohne gültige Papiere gearbeitet haben.
- Das Unternehmen ist nicht bei der Sozialversicherung registriert.
- Clevy Links und Temu weisen die Verantwortung von sich.
Verdacht auf illegale Beschäftigung
Der Bericht von SRF Investigativ brachte die Vorwürfe gegen die Logistikfirma Clevy Links ans Licht. Diese ist für die Bearbeitung von Retouren des chinesischen Online-Riesen Temu in der Schweiz zuständig. Ein zentraler Punkt der Anschuldigungen ist die mutmassliche Beschäftigung von Personen ohne gültige Arbeits- oder Aufenthaltsbewilligung.
Ein ehemaliger Mitarbeiter aus Indien gab an, über mehrere Monate hinweg schwarzgearbeitet zu haben. Er konnte laut SRF Investigativ keine gültigen Dokumente für einen legalen Aufenthalt in der Schweiz vorweisen. Seine Aussage ist ein Kernstück der laufenden Untersuchung.
Faktencheck
- Ein ehemaliger Mitarbeiter erhielt im Mai 1740 Euro für 187,5 Arbeitsstunden.
- Dies entspricht einem Stundenlohn von lediglich 9.30 Euro.
- Die Gewerkschaft Unia sieht dies als typisch für Schwarzarbeit, wenn der Lohn über eine Personalvermittlung gezahlt wird.
Niedrige Löhne und fehlende Sozialversicherungen
Neben dem Verdacht der Schwarzarbeit stehen auch die Lohnbedingungen im Fokus. Kontoauszüge des indischen Mitarbeiters für den Monat Mai zeigen eine Auszahlung von 1740 Euro für 187,5 Stunden Arbeit. Dies ergibt einen Stundenlohn von nur 9.30 Euro. Die Auszahlung erfolgte über den Personalvermittler Wherhouse Eleni aus Baar ZG, der den Mitarbeiter an Clevy Links vermittelt hatte.
Die Gewerkschaft Unia betont, dass es bei Schwarzarbeit oft üblich ist, dass nicht der direkte Arbeitgeber, sondern eine zwischengeschaltete Personalvermittlungsfirma die Löhne auszahlt. Dies erschwert die Nachverfolgung und die Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen. Die Diskrepanz zwischen dem an den Vermittler gezahlten und dem an den Arbeiter ausgezahlten Betrag ist dabei auffällig.
«Es ist für Schwarzarbeit typisch, dass nicht das Unternehmen selbst, sondern eben die Personalfirma den Lohn auszahlt.»
Fehlende Registrierung bei der Ausgleichskasse
Ein weiterer schwerwiegender Vorwurf betrifft die fehlende Registrierung von Clevy Links bei der Zürcher Ausgleichskasse. Gemäss Angaben der Kasse ist das Unternehmen in Eglisau nicht bei der Sozialversicherung angemeldet. Dies stellt einen klaren Verstoss gegen Schweizer Gesetze dar, die eine obligatorische Sozialversicherung für Arbeitnehmer vorschreiben.
Ehemalige Angestellte berichten, dass bis zu einem Dutzend Arbeiter unter ähnlichen Bedingungen illegal beschäftigt worden sein sollen. Diese Zahlen unterstreichen die Notwendigkeit einer umfassenden Prüfung durch die Behörden.
Hintergrund der Untersuchung
Das Zürcher Amt für Wirtschaft hat die Untersuchung aufgrund der SRF Investigativ-Recherchen eingeleitet. Es geht nicht nur um fehlende Aufenthaltsbewilligungen, sondern auch um die Einhaltung von Mindestlöhnen und gesetzlichen Arbeitszeiten. Die Schweiz hat strenge Vorschriften zum Schutz von Arbeitnehmern.
Verantwortung wird abgewiesen
Das beschuldigte Logistikunternehmen Clevy Links weist die Verantwortung für die mutmasslichen Missstände von sich. Frédéric Campagnac, der Gründer von Clevy Links, erklärte, dass der Personalvermittler Wherhouse Eleni für die korrekten Arbeitsverträge und die Einhaltung angemessener Löhne zuständig gewesen sei. Clevy Links habe sich inzwischen von Wherhouse Eleni getrennt.
Campagnac begründete die fehlende Registrierung bei den Sozialversicherungen mit einem angeblich langwierigen Anmeldeprozess. Diese Erklärung wird jedoch von der Zürcher Ausgleichskasse widerlegt. Laut der Kasse dauert eine Registrierung höchstens vier Wochen. Dies lässt Fragen über die tatsächliche Ursache der fehlenden Anmeldung aufkommen.
Temu distanziert sich
Auch der Online-Händler Temu, für den Clevy Links die Retouren abwickelt, distanziert sich von den Vorwürfen. Gegenüber SRF erklärte Temu:
«Temu hält sich an alle geltenden Gesetze und Vorschriften in jedem Land, in dem wir tätig sind. Wir verlangen dasselbe von unseren Partnern und ihren Lieferanten.»Diese Aussage betont die Erwartungshaltung von Temu an seine Geschäftspartner, entbindet den Online-Händler aber nicht von der Verantwortung, die Einhaltung dieser Standards zu überprüfen.
Die Untersuchung wird zeigen, inwieweit die beteiligten Parteien ihren Verpflichtungen nachgekommen sind und welche Konsequenzen die festgestellten Verstösse nach sich ziehen werden. Die Ergebnisse sind wichtig für den Schutz von Arbeitnehmern und die Integrität des Schweizer Arbeitsmarktes.
Wichtige Termine und Fristen
- Die Zürcher Ausgleichskasse gibt an, dass eine Registrierung maximal vier Wochen dauert.
- Der Vorwurf der Schwarzarbeit betrifft mutmasslich rund ein Dutzend Beschäftigte.
Auswirkungen auf den Schweizer Markt
Dieser Fall wirft erneut ein Schlaglicht auf die Arbeitsbedingungen in der Logistikbranche, insbesondere bei Unternehmen, die für grosse internationale Online-Händler tätig sind. Solche Vorfälle können das Vertrauen der Konsumenten beeinträchtigen und den Druck auf Unternehmen erhöhen, ihre Lieferketten und Partner genauer zu prüfen.
Die Schweiz ist bekannt für ihre hohen Arbeitsstandards. Die Untersuchung in Eglisau ist daher auch ein wichtiges Signal dafür, dass Verstösse gegen diese Standards konsequent verfolgt werden. Es bleibt abzuwarten, welche Massnahmen das Zürcher Amt für Wirtschaft ergreifen wird und welche Auswirkungen dies auf die Geschäftspraktiken von Temu und seinen Logistikpartnern haben wird.
Die Öffentlichkeit verfolgt solche Fälle genau, da sie direkte Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft und die sozialen Bedingungen haben können. Der Schutz der Arbeitnehmerrechte ist ein zentrales Anliegen in der Schweiz und wird von den Behörden ernst genommen. Die Transparenz in der gesamten Lieferkette wird zunehmend wichtiger.





