Die geplante Erweiterung eines Seniorenzentrums in Winterthur hätte beinahe zum Abriss der historischen Französischen Kirche geführt. Doch in letzter Sekunde hat der Zürcher Heimatschutz (ZVH) einen Rekurs eingereicht, der die Pläne der Stiftung Hülfsgesellschaft Winterthur durchkreuzte. Nun ist klar: Die Eglise française wird vorerst nicht angetastet.
Wichtige Punkte
- Der Zürcher Heimatschutz (ZVH) reichte in letzter Minute Rekurs gegen den Abriss der Französischen Kirche Winterthur ein.
- Die Stiftung Hülfsgesellschaft Winterthur verzichtet auf den Rechtsweg und will eine einvernehmliche Lösung finden.
- Die Eglise française bleibt vorerst unberührt; ihre zukünftige Nutzung ist noch offen.
- Im Kirchengebäude befinden sich wertvolle Glasmalereien von Robert Wehrlin und eine alte Orgel.
- Die französischsprachige reformierte Kirchgemeinde zählt rund 1550 Mitglieder.
Heimatschutz verhindert Abriss in letzter Minute
Der Beschluss, die Französische Kirche in Winterthur vorerst zu erhalten, markiert einen wichtigen Erfolg für den Denkmalschutz. Die Stiftung Hülfsgesellschaft Winterthur hatte ursprünglich vorgehabt, das Gebäude abzureissen, um Platz für eine Erweiterung ihres angrenzenden Seniorenzentrums zu schaffen. Dieser Plan stieß jedoch auf Widerstand.
Der Zürcher Heimatschutz (ZVH) reichte kurz vor Ablauf der Frist einen Rekurs ein. Gleichzeitig beantragte er die Unterschutzstellung der Kirche. Diese Massnahme zwang die Stiftung, ihre ursprünglichen Pläne zu überdenken und eine andere Lösung zu suchen.
Wichtige Fakten zur Eglise française
- Glasmalereien: Enthält Werke des Winterthurer Künstlers Robert Wehrlin (verstorben 1964).
- Orgel: Eine alte Kirchenorgel ist Teil der Ausstattung.
- Gemeindegrösse: Die französischsprachige evangelisch-reformierte Kirchgemeinde zählt etwa 1550 Mitglieder.
Stiftung sucht einvernehmliche Lösung
Nach dem Rekurs des Zürcher Heimatschutzes hat der Rat der Stiftung Hülfsgesellschaft Winterthur schnell reagiert. Er erklärte, auf den Rechtsweg zu verzichten. Stattdessen strebt die Stiftung eine einvernehmliche Lösung an, die sowohl den Denkmalschutz als auch ihre eigenen Bedürfnisse berücksichtigt.
Diese Woche wurde offiziell entschieden, die Eglise française «vorerst unberührt» zu lassen. Dies bedeutet, dass die Kirche nicht abgerissen wird und auch keine baulichen Veränderungen vorgenommen werden, bis eine definitive Lösung gefunden ist. Der Stiftungsrat geht von einem «hohen Schutzumfang» für das Gebäude aus, was die Komplexität der zukünftigen Nutzung unterstreicht.
"Wir sind uns noch unsicher, wie die Hülfsgesellschaft das Gebäude künftig nutzen soll, aber wir respektieren den hohen Schutzumfang."
Ein Sprecher der Stiftung Hülfsgesellschaft Winterthur
Kunst und Geschichte unter Denkmalschutz
Die Eglise française ist nicht nur ein Ort der Andacht, sondern auch ein Kulturdenkmal. Im Inneren beherbergt sie neben einer alten Kirchenorgel auch beeindruckende Glasmalereien. Diese stammen vom Winterthurer Künstler Robert Wehrlin, der 1964 verstarb. Wehrlin hatte zwar einen überschaubaren internationalen Erfolg, seine Werke sind jedoch für die lokale Kunstgeschichte von Bedeutung.
Der Wert dieser Kunstwerke und der historischen Bausubstanz spielten eine entscheidende Rolle bei der Forderung des Heimatschutzes. Die Erhaltung solcher Gebäude bewahrt nicht nur Architektur, sondern auch das kulturelle Gedächtnis einer Stadt.
Herausforderungen für kirchliche Immobilien
Der Fall der Französischen Kirche in Winterthur ist kein Einzelfall. Viele Kirchen und kirchliche Immobilien stehen vor der Herausforderung, ihre Nutzung an die veränderten gesellschaftlichen Bedürfnisse anzupassen. Gemeinden müssen Wege finden, diese oft grossen und kostenintensiven Gebäude sinnvoll zu erhalten.
Umnutzungen sind dabei eine häufig diskutierte Option. Michael Hauser, Immobilien-Verantwortlicher der Kirchgemeinde Zürich, betonte bereits, dass sich «Indoor-Spielplatz und Gottesdienst nicht ausschliessen». Er sieht kaum Grenzen für die Fantasie, solange Kirchen öffentliche Räume bleiben.
Hintergrund: Umnutzung von Kirchen
In der Schweiz gibt es eine wachsende Diskussion über die Zukunft kirchlicher Immobilien. Sinkende Mitgliederzahlen und hohe Unterhaltskosten zwingen Kirchgemeinden, neue Konzepte zu entwickeln. Beispiele reichen von Kulturzentren über Wohnungen bis hin zu Sportstätten. Das Ziel ist oft, die Gebäude zu erhalten und gleichzeitig einen gesellschaftlichen Nutzen zu stiften.
Die Zukunft der Eglise française
Für die Eglise française in Winterthur bleibt die langfristige Zukunft ungewiss. Die Stiftung Hülfsgesellschaft muss nun zusammen mit dem Zürcher Heimatschutz und möglicherweise weiteren Parteien eine Lösung erarbeiten. Diese Lösung muss den Denkmalschutz respektieren und gleichzeitig eine nachhaltige Nutzung ermöglichen.
Die französischsprachige evangelisch-reformierte Kirchgemeinde, der rund 1550 Mitglieder angehören, wird ebenfalls ein Mitspracherecht haben. Ihre Bedürfnisse und die Bedeutung der Kirche als spirituelles Zentrum sind wichtige Faktoren in diesem Prozess. Es ist ein Beispiel dafür, wie Denkmalschutz und soziale Bedürfnisse in Einklang gebracht werden müssen.
Die Entscheidung, die Kirche vorerst zu erhalten, gibt allen Beteiligten Zeit, eine durchdachte und zukunftsfähige Strategie zu entwickeln. Es zeigt auch, dass bürgerschaftliches Engagement und die Arbeit von Schutzorganisationen einen direkten Einfluss auf die Stadtentwicklung haben können.





