Am nationalen Zukunftstag, dem 13. November, öffnet das Alterswohnheim Flaachtal seine Türen für 13 Schülerinnen und Schüler. Die Initiative soll dem wachsenden Fachkräftemangel in der Pflege entgegenwirken und jungen Menschen frühzeitig Einblicke in einen systemrelevanten Beruf ermöglichen.
Das Wichtigste in Kürze
- 13 Schüler der 5. bis 7. Klasse nehmen am Zukunftstag im Alterswohnheim Flaachtal teil.
- Jedes Kind wird von einem erfahrenen Mitarbeiter, einem «Götti», durch den Tag begleitet.
- Die Initiative soll das Interesse an Pflegeberufen wecken und dem Fachkräftemangel entgegenwirken.
- Der Tag bietet praktische Einblicke in verschiedene Bereiche der Alterspflege, von der Betreuung bis zur Alltagsgestaltung.
Ein Tag, der Perspektiven verändert
Während viele Gleichaltrige an diesem Tag die Büros ihrer Eltern erkunden, haben sich 13 Jugendliche aus dem Flaachtal für einen anderen Weg entschieden. Sie werden den 13. November im Alterswohnheim an der Tuechstrasse in Flaach verbringen. Ziel ist es, den Berufswahlhorizont zu erweitern und die oft stereotypen Vorstellungen von der Arbeit in der Alterspflege zu hinterfragen.
Der Tag ist von 8:30 Uhr bis 16:00 Uhr straff durchorganisiert. Nach einer kurzen Begrüssung werden die Kinder ihren persönlichen Mentoren, den sogenannten «Göttis», zugeteilt. Diese erfahrenen Mitarbeitenden aus verschiedenen Abteilungen des Heims werden die Schüler durch den gesamten Tag begleiten.
Mehr als nur ein Schnuppertag
Das Konzept des Zukunftstags geht weit über eine einfache Besichtigung hinaus. Die Schüler sollen aktiv in den Alltag eingebunden werden. Sie lernen nicht nur die pflegerischen Tätigkeiten kennen, sondern auch die sozialen und organisatorischen Aspekte, die für den Betrieb eines Alterswohnheims entscheidend sind.
Dazu gehören Aufgaben in der Küche, die Teilnahme an Aktivierungsangeboten für die Bewohner oder die Begleitung bei Spaziergängen. Diese praktischen Erfahrungen sind entscheidend, um ein authentisches Bild des Berufs zu vermitteln und Empathie zu fördern.
Der Nationale Zukunftstag
Der Nationale Zukunftstag ist ein schweizweites Projekt zur Förderung der beruflichen Gleichstellung von Frauen und Männern. Schülerinnen und Schüler der 5. bis 7. Klasse begleiten eine Bezugsperson an deren Arbeitsplatz oder nehmen an speziellen Projekten teil. Das Ziel ist es, geschlechteruntypische Berufsfelder und Lebensbereiche kennenzulernen und den eigenen Horizont für die Berufswahl zu erweitern.
Dem Fachkräftemangel aktiv begegnen
Die Pflegebranche in der Schweiz steht vor enormen Herausforderungen. Der demografische Wandel führt zu einer steigenden Zahl pflegebedürftiger Menschen, während gleichzeitig qualifiziertes Personal fehlt. Initiativen wie der Zukunftstag im Alterswohnheim Flaachtal sind daher von grosser Bedeutung.
Sie bieten eine seltene Gelegenheit, junge Menschen für einen Sektor zu begeistern, der oft unter einem Imageproblem leidet. Die direkte Begegnung mit den Bewohnern und dem Personal kann Vorurteile abbauen und die soziale Relevanz des Berufs greifbar machen.
Zahlen zur Pflege in der Schweiz
Laut Schätzungen des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums (Obsan) werden bis 2030 in der Schweiz rund 65'000 zusätzliche Pflegefachkräfte benötigt. Solche Projekte sind ein wichtiger Baustein, um diesem Mangel frühzeitig entgegenzuwirken und die nächste Generation für diese essenziellen Berufe zu gewinnen.
Das «Götti»-Prinzip als Erfolgsfaktor
Ein zentrales Element des Tages ist die persönliche Betreuung durch einen «Götti». Dieses Mentoring-System stellt sicher, dass die Jugendlichen nicht nur passive Beobachter bleiben. Sie haben eine feste Ansprechperson, die ihnen Abläufe erklärt, Fragen beantwortet und sie in einfache Aufgaben einweist.
«Die persönliche Begleitung ist entscheidend. Sie schafft Vertrauen und ermöglicht einen echten Dialog zwischen den Generationen und den potenziellen zukünftigen Fachkräften», erklärt ein Mitarbeiter, der bereits in den Vorjahren als Mentor tätig war.
Für die Mitarbeitenden selbst ist dieser Tag ebenfalls eine willkommene Abwechslung. Sie haben die Möglichkeit, ihre Begeisterung für den Beruf weiterzugeben und die eigene Tätigkeit aus einer neuen Perspektive zu reflektieren.
Ein typischer Tag im Alterswohnheim
Was erwartet die 13 Schülerinnen und Schüler konkret? Der Tagesablauf ist vielfältig und soll einen umfassenden Einblick gewähren.
- Morgenrunde und Planung: Die Jugendlichen nehmen an der morgendlichen Teambesprechung teil, um den Tagesablauf und besondere Bedürfnisse der Bewohner kennenzulernen.
- Unterstützung bei Alltagsaktivitäten: Sie helfen bei der Vorbereitung des Frühstücks, begleiten Bewohner zu Terminen im Haus oder lesen aus der Zeitung vor.
- Gemeinsames Mittagessen: Um 12:00 Uhr essen die Schüler gemeinsam mit den Bewohnern und den Mitarbeitenden. Dies fördert den Austausch und das soziale Miteinander.
- Aktivierung und Freizeit: Am Nachmittag stehen oft kreative oder bewegungsfördernde Aktivitäten auf dem Programm, bei denen die Jugendlichen mitwirken können.
- Abschluss und Reflexion: Der Tag endet um 16:00 Uhr mit einer gemeinsamen Evaluationsrunde, in der die Erlebnisse besprochen und offene Fragen geklärt werden.
Die Anmeldefrist für die begrenzten Plätze lief bis zum 6. November. Aufgrund der hohen Nachfrage ist davon auszugehen, dass alle 13 Plätze schnell vergeben waren. Die ausgewählten Teilnehmer werden schriftlich benachrichtigt und müssen ihre Absenz in der Schule selbstständig organisieren.
Eine Investition in die Zukunft
Auch wenn an diesem einen Tag keine fertigen Pflegefachkräfte ausgebildet werden, ist der Wert solcher Initiativen nicht zu unterschätzen. Sie säen ein Samenkorn des Interesses und der Wertschätzung für einen Beruf, der das Fundament unserer Gesellschaft bildet.
Für die 13 Jugendlichen wird es ein Tag voller neuer Eindrücke sein – eine Erfahrung, die ihre Sicht auf das Alter, auf Krankheit und auf die Bedeutung von Fürsorge nachhaltig prägen könnte. Und vielleicht entscheidet sich der eine oder andere von ihnen in ein paar Jahren tatsächlich für eine Karriere in der Pflege, inspiriert durch die Erlebnisse im Alterswohnheim Flaachtal.





