Eine Igel-Exkursion in Bassersdorf hat Mitte September wichtige Erkenntnisse über den Lebensraum und den Schutz dieser Stacheltiere vermittelt. Die Veranstaltung, organisiert vom Naturschutz Bassersdorf Nürensdorf Brütten (NBN), zeigte auf, wie Menschen im Alltag zur Erhaltung der Igelpopulation beitragen können. Tierärztin Annekäthi Frei vom Igelzentrum führte die Teilnehmenden durch verschiedene Stationen und erklärte die Bedürfnisse der Tiere.
Die Exkursion startete an einem Samstagnachmittag im Schulhaus Ebnet. Fünfzehn Personen nahmen teil, um mehr über die stacheligen Nachbarn zu erfahren. Annekäthi Frei präsentierte zunächst grundlegende Fakten über Igel, die vielen Anwesenden neu waren.
Wichtige Erkenntnisse
- Igel benötigen naturnahe Gärten mit vielfältigen Nahrungsquellen.
- Chemische Schädlingsbekämpfung und Mähroboter sind schädlich für Igel.
- Menschliche Fütterung kann negative Folgen für die Tiere haben.
- Kleine Wasserstellen und Unterschlüpfe wie Laub- oder Asthaufen helfen Igeln.
Grundlagen der Igelbiologie
Annekäthi Frei begann die Exkursion mit einer Einführung in die Biologie der Igel. Sie erklärte, dass ein Igel zwischen 6.000 und 8.000 Stacheln besitzt. Das Gewicht eines erwachsenen Igels liegt typischerweise zwischen 900 Gramm und 1,5 Kilogramm. Trotz ihrer biologischen Fähigkeit, länger zu leben, erreichen Igel in freier Wildbahn selten ein Alter von mehr als zwei bis drei Jahren. Dies liegt oft an den Herausforderungen in ihrem Lebensraum.
Eine überraschende Information für die Teilnehmenden war die ausgeprägte Geruchsfähigkeit der Igel. Obwohl sie nur eine geringe Hirnaktivität zeigen, verfügen sie über eine der besten Nasen im Säugetierreich. Diese Fähigkeit ist entscheidend für die Nahrungssuche. Igel sind Insektenfresser und auf eine reichhaltige Umgebung angewiesen, um genügend Nahrung zu finden.
Igel-Fakten
- Stachelanzahl: 6.000 bis 8.000
- Gewicht: 900 g bis 1,5 kg (erwachsen)
- Lebenserwartung: Selten über 2-3 Jahre in freier Wildbahn
- Besonderheit: Ausgezeichneter Geruchssinn
Lebensraum und Nahrungsquellen
Im Anschluss führte Annekäthi Frei die Gruppe zu über zehn Stationen rund um das Schulhaus Ebnet. Anhand konkreter Beispiele erläuterte sie die Bedürfnisse der Igel. Es wurde schnell deutlich, dass Nahrungsquellen ein entscheidender Faktor für die Aufenthaltsorte der Igel sind. Wildwiesen mit einer vielfältigen Insektenpopulation bieten ein „reichhaltiges Buffet“ für die Tiere.
Im Gegensatz dazu meiden Igel sterile Gärten. Rasenflächen, Steinbeete und fehlendes Gebüsch bieten ihnen weder Nahrung noch Schutz. Igel benötigen Strukturen, an denen sie sich entlangbewegen können, um sicher von einem Ort zum anderen zu gelangen. Dies unterstreicht die Bedeutung naturnaher Gartengestaltung.
Gefahren im modernen Garten
Die Tierärztin wies auf mehrere Gefahren im modernen Garten hin. Sie riet dringend von der Verwendung von Schneckenkorn ab. Obwohl Igel eine erstaunliche Resistenz gegen einige Gifte aufweisen – sie können bei Medikamenten teilweise die fünffache Menge einer Katze vertragen – schadet der Einsatz von Pestiziden der gesamten Nahrungskette und somit auch den Igeln indirekt.
Auch Rasenmähroboter stellen eine ernsthafte Bedrohung dar. Diese Geräte können Igel schwer verletzen oder töten, insbesondere wenn sie nachts aktiv sind. Igel reagieren auf Gefahren, indem sie sich zusammenrollen, was sie anfällig für die rotierenden Messer der Roboter macht.
«Der Igel wird zum Gartenhaustier gemacht, aber wir sollten ihm zwar eine futterreiche Umgebung bieten, ihn jedoch sonst auf natürliche Weise machen lassen.»
Fehlgeleitete Hilfe und richtige Unterstützung
Annekäthi Frei betonte, dass Igelhäuser und menschliche Fütterung oft mehr Schaden als Nutzen anrichten. Die Fütterung durch Menschen kann zu Stress im Revier führen, da mehrere Igel um die gleiche Futterquelle konkurrieren. Dies kann die Übertragung von Krankheiten und Infektionen erleichtern. Zudem kann eine unnatürliche Ernährung zu gesundheitlichen Problemen führen.
Igel, die regelmässig gefüttert werden, verlieren oft ihre natürliche Scheu und ihre Fähigkeit, selbstständig Nahrung zu suchen. Sie werden abhängiger vom Menschen, was ihre Überlebenschancen in der Wildnis mindert. Der Begriff «Gartenhaustier» verdeutlicht die Problematik einer zu starken menschlichen Intervention.
Hintergrund: Igelzentrum
Das Igelzentrum ist eine wichtige Anlaufstelle für kranke, verletzte oder verwaiste Igel. Es bietet medizinische Versorgung, Rehabilitation und Beratung für die Bevölkerung. Ziel ist es, Igel wieder in die Natur zu entlassen und das Bewusstsein für ihren Schutz zu stärken. Die Arbeit des Zentrums ist entscheidend für den Erhalt der Igelpopulation in der Schweiz.
Praktische Tipps für Igel im Garten
Wer Igeln wirklich helfen möchte, kann dies auf einfache und natürliche Weise tun. Hier sind einige Empfehlungen:
- Wasserstellen: Kleine Schalen mit frischem Wasser, die eine sichere Ausstiegsmöglichkeit bieten, sind besonders in trockenen Perioden hilfreich.
- Laub- und Asthaufen: Diese bieten Igeln sichere Unterschlüpfe zum Schlafen, Brüten und Überwintern. Sie sind auch ein wichtiger Lebensraum für Insekten, die den Igeln als Nahrung dienen.
- Insektenfreundliche Pflanzen: Eine vielfältige Bepflanzung mit einheimischen Blumen und Sträuchern zieht Insekten an. Dies schafft eine natürliche Nahrungsquelle für Igel.
- Durchlässige Zäune: Offene Gartenzäune oder kleine Durchgänge ermöglichen es Igeln, sich frei zwischen Gärten zu bewegen, um Nahrung und Partner zu finden. Ein Igel benötigt ein grosses Revier.
- Verzicht auf Pestizide: Der Einsatz von chemischen Schädlingsbekämpfungsmitteln sollte vermieden werden, um die Nahrungskette der Igel nicht zu stören.
- Vorsicht beim Mähen: Rasenflächen sollten vor dem Mähen auf Igel kontrolliert werden, insbesondere in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden.
Diese Massnahmen tragen dazu bei, einen natürlichen und sicheren Lebensraum für Igel zu schaffen, ohne sie unnötig an den Menschen zu gewöhnen. Der Fokus sollte darauf liegen, die Natur im eigenen Garten zu fördern und dem Igel die Möglichkeit zu geben, seine natürlichen Verhaltensweisen beizubehalten.
Die Igel-Exkursion des NBN hat gezeigt, dass jeder Einzelne durch bewusste Entscheidungen im eigenen Garten einen wertvollen Beitrag zum Igelschutz leisten kann. Es geht darum, eine Umgebung zu schaffen, die den natürlichen Bedürfnissen der Tiere entspricht.





