Die Jungfernrebe, auch als Wilder Wein bekannt, zeigt sich im Herbst mit leuchtenden Farben. Doch diese Schönheit birgt eine ernsthafte Bedrohung für die einheimische Pflanzen- und Tierwelt im Kanton Zürich. Experten raten zur sofortigen Entfernung dieser invasiven Pflanze, um die lokale Biodiversität zu schützen.
Die leuchtend gelben, roten und violetten Blätter der Jungfernrebe sind aktuell besonders auffällig. Dies macht den Herbst zum idealen Zeitpunkt, um die Pflanze zu identifizieren und zu bekämpfen. Seit dem 1. September 2024 ist der Verkauf der Jungfernrebe in der Schweiz verboten, ein wichtiger Schritt im Kampf gegen invasive Neophyten.
Wichtige Erkenntnisse
- Die Jungfernrebe ist eine invasive Pflanze, die heimische Arten verdrängt.
- Ihre Herbstfärbung erleichtert das Erkennen und Entfernen.
- Im Kanton Zürich bieten viele Gemeinden kostenlose Neophytensäcke zur Entsorgung an.
- Eine effektive Bekämpfung erfordert das Entfernen der gesamten Pflanze inklusive Wurzeln.
- Einheimische Pflanzen sind eine gute Alternative zu invasiven Arten.
Jungfernrebe: Eine attraktive, aber gefährliche Art
Die Gewöhnliche und die Fünffingrige Jungfernrebe, beides Weinrebengewächse, stammen ursprünglich aus Nordamerika. Während des Jahres sind sie unauffällig grün, doch im Herbst verwandeln sich ihre Blätter in ein auffälliges Farbspektakel. Sie sind an Hauswänden, Hecken, Baumkronen und auch an Waldrändern zu finden.
Diese visuelle Auffälligkeit ist entscheidend für ihre Bekämpfung. Die botanischen Namen Parthenocissus inserta und Parthenocissus quinquefolia bezeichnen invasive Arten. Ihre unkontrollierte Ausbreitung führt zur Verdrängung einheimischer Pflanzen. Dies hat direkte Folgen für die lokale Tierwelt, da die Jungfernrebe den heimischen Tieren keine Nahrung bietet.
«Aktuell sind die Früchte der Jungfernrebe reif und werden durch die Vögel verbreitet. Deswegen ist der Zeitpunkt günstig, um auf die Bekämpfung hinzuweisen», erklärt Beat Kunz, Bereichsleiter bei Stadtgrün Winterthur.
Das schweizweite Verbot des Verkaufs von Jungfernreben, das seit dem 1. September 2024 in Kraft ist, umfasst auch andere invasive Arten wie Sommerflieder, Kirschlorbeer und Tessiner Palme. Dies zeigt die Dringlichkeit des Problems auf nationaler Ebene.
Faktencheck
- Die Jungfernrebe kann bis zu zwanzig Meter lange Lianen bilden.
- Ihre blauschwarzen Beeren sind etwa fünf bis sieben Millimeter gross.
- Der Verkauf der Jungfernrebe ist seit dem 1. September 2024 schweizweit verboten.
Kostenlose Entsorgung im Kanton Zürich
Im Kanton Zürich erleichtern zahlreiche Gemeinden die Entsorgung invasiver Neophyten. Die Stadt Winterthur bietet zusammen mit rund 50 weiteren Gemeinden spezielle, kostenlose Neophytensäcke an. Diese Säcke können gratis bezogen und zur Entsorgung abgegeben werden.
Die Einführung dieser Säcke ist ein wichtiger Schritt. Zuvor mussten invasive Neophyten über den Hauskehricht entsorgt werden, was mit Gebühren verbunden war. Die kostenlose Entsorgung motiviert nun mehr Gartenbesitzer, aktiv gegen die Ausbreitung vorzugehen.
Effektive Bekämpfungsmethoden
Beat Kunz von Stadtgrün Winterthur empfiehlt, die Jungfernrebe mindestens zweimal jährlich zu entfernen. Dabei ist es wichtig, die Pflanze mitsamt Wurzeln und kriechenden Ausläufern auszureissen. Dies erfordert oft Ausdauer und Kraft.
Die richtige Bodenfeuchte kann die Arbeit erleichtern. Feuchter Boden macht das Ausreissen der langen Lianen weniger mühsam. Bei sehr trockenem Boden sind oft Schaufel und Pickel notwendig. Im Frühjahr auftretende neue Triebe sollten laufend abgeschnitten werden. Dies schwächt die Pflanze kontinuierlich, bis sie schliesslich abstirbt.
Hintergrund: Invasive Neophyten
Invasive Neophyten sind gebietsfremde Pflanzenarten, die sich stark ausbreiten und einheimische Ökosysteme verdrängen. Sie können die Artenvielfalt reduzieren, die Funktionsweise von Ökosystemen stören und auch wirtschaftliche Schäden verursachen. Die Schweiz hat verschiedene Massnahmen ergriffen, um ihre Ausbreitung einzudämmen.
Beeren entfernen und korrekt entsorgen
Wer die Jungfernrebe nicht vollständig entfernen möchte, sollte zumindest die blauen Beeren beseitigen. Diese Beeren sind etwa fünf bis sieben Millimeter gross und werden von Vögeln gefressen, die so zur Verbreitung der Samen beitragen. Das Entfernen der Beeren ist eine Mindestmassnahme, um die weitere Ausbreitung zu verhindern.
Alle Pflanzenteile der Jungfernrebe, einschliesslich der Beeren, gehören in den Neophytensack und damit in den Kehricht. Eine Entsorgung auf dem Kompost oder in der Grünabfuhr ist nicht ratsam. Dies birgt die Gefahr, dass Früchte, Samen oder Wurzelstücke überleben und sich beim Ausbringen des Komposts weiterverbreiten.
Einheimische Alternativen für den Garten
Beat Kunz rät generell dazu, auf das Anpflanzen und Pflegen potenziell invasiver, fremdländischer Pflanzen zu verzichten. Stattdessen sollten Gartenbesitzer auf einheimische Arten setzen, die die lokale Biodiversität unterstützen.
Als Ersatz für die amerikanische Jungfernrebe empfiehlt er beispielsweise die Europäische Weinrebe (Vitis vinifera L.). Diese Pflanze bietet ebenfalls eine schöne Herbstfärbung, und ihre Früchte sind im Gegensatz zur Jungfernrebe essbar.
Efeu als ökologisch wertvolle Kletterpflanze
Eine weitere Option ist der immergrüne Efeu. Obwohl er optisch weniger auffällig ist, bietet er einen grossen ökologischen Nutzen. Seine späte Blüte liefert Pollen und Nektar, die vielen Insekten vor dem Winter das Überleben sichern. Im Spätwinter trägt der Efeu Früchte, die eine wichtige Nahrungsquelle für Vögel darstellen, wenn andere Nahrungsangebote knapp sind.
Oft wird fälschlicherweise angenommen, Efeu sei ein Parasit, der Bäumen schadet. Dies ist jedoch nicht der Fall. Efeu nutzt Bäume lediglich als Stütze und schadet ihnen nicht. Daher sollte Efeu, der an Bäumen wächst, nicht entfernt werden.
Eine aktuelle Liste der Gemeinden, die Neophytensäcke anbieten, sowie die Bezugsorte sind auf der Website der Stadt Winterthur unter dem Stichwort «Gebietsfremde Pflanzen» verfügbar.





