Die Gastronomieszene in Winterthur hat sich deutlich belebt: Zwei Restaurants, das Menoir und das National, sind neu im renommierten Gastroführer «Gault Millau 2026» gelistet. Diese Entwicklung signalisiert eine positive Veränderung für die Stadt, die 2019 noch als «Gastrowüste» galt. Insgesamt sind nun fünf Winterthurer Restaurants im Guide vertreten, die zusammen 72 Punkte erreichen.
Wichtige Punkte
- Das Menoir in Oberwinterthur erhält als Neueinsteiger 14 «Gault Millau»-Punkte.
- Das Traditionshaus National am Bahnhof Winterthur steigt mit 13 Punkten in den Gastroführer ein.
- Drei Restaurants in der Region Winterthur erreichen jeweils 15 «Gault Millau»-Punkte.
- Die Gesamtpunktzahl der Winterthurer Restaurants im Guide ist seit 2019 um ein Drittel gestiegen.
Menoir: Ein erfolgreicher Neueinstieg
Das Menoir im historischen Dorfkern von Oberwinterthur feiert einen bemerkenswerten Einstand. Erst im Frühling dieses Jahres eröffnet, wurde es direkt mit 14 «Gault Millau»-Punkten ausgezeichnet. Dies ist keine Überraschung, da die Köpfe hinter dem Menoir, Markus Burkhard und Flavia Hiestand, bereits im Jakob in Rapperswil mit 16 Punkten und einem Michelin-Stern Erfolg hatten.
Für die gebürtige Winterthurerin Flavia Hiestand bedeutet der Umzug in das ehemalige Sunegg eine Rückkehr in ihre Heimatstadt. Ihr Partner, Küchenchef Markus Burkhard, zeigte sich vor der Eröffnung überzeugt vom Potenzial Winterthurs. Er betonte, dass mehr herausragende Gastronomieangebote die Stadt als Essensdestination attraktiver machen würden. Obwohl es im Quartier anfängliche Skepsis gab, da die traditionelle Dorfbeiz einem Fine-Dining-Konzept wich, hat das Menoir kulinarisch überzeugt.
Faktencheck
- Menoir: 14 «Gault Millau»-Punkte.
- Vorherige Wirkungsstätte: Jakob in Rapperswil (16 Punkte, Michelin-Stern).
- Eröffnung: Frühling dieses Jahres.
National: Tradition trifft auf Auszeichnung
Gleichzeitig findet das National am Bahnhof Winterthur, ein Traditionshaus seit 1884, zum ersten Mal seit der Übernahme durch die Gastrogruppe Bindella im Jahr 2012 Eingang in den «Gault Millau»-Guide. Es wurde mit 13 Punkten prämiert. Rudi Bindella, der Chef der Bindella-Gruppe, äussert sich erfreut über diese Anerkennung für das gesamte Team.
«Wir freuen uns sehr über die 13 Punkte – eine schöne Anerkennung für das ganze Team im National», sagt Rudi Bindella.
Der Fokus des National bleibt auf einer «ehrlichen, einfachen Küche mit besten Zutaten». Klassische Gerichte wie ein Zürcher Geschnetzeltes sind weiterhin ein fester Bestandteil der Speisekarte. Obwohl der Geschäftsführer im Sommer wechselte, nachdem die «Gault Millau»-Tester das Restaurant besucht hatten, bleibt Küchenchef Daniel Käser weiterhin im Team. Das Ziel ist es, das erreichte Niveau zu halten und das National als Topadresse in Winterthur zu etablieren.
Historischer Vergleich
Im Jahr 2019 waren lediglich vier Winterthurer Restaurants im «Gault Millau» vertreten, mit insgesamt 54 Punkten. Im aktuellen Guide 2026 sind es fünf Restaurants mit einer Gesamtpunktzahl von 72 Punkten. Dies entspricht einem Anstieg von einem Drittel der Punkte und durchschnittlich einem Punkt mehr pro Restaurant.
Etablierte Restaurants und regionale Aufsteiger
Neben den Neueinsteigern behaupten sich auch etablierte Namen in Winterthur. Das Trübli bleibt mit 16 Punkten der Spitzenreiter, wird aber im März des kommenden Jahres schliessen. Die Zukunftspläne des Teams um Alexander Bindig sind noch unklar. Das Rosa Pulver von Marco Nisoli hält seine 15 Punkte, ebenso wie das Taggenberg seine 14 Punkte.
Regionale Erfolge und Veränderungen
Die Region um Winterthur verzeichnet ebenfalls Erfolge. Drei Restaurants erhielten jeweils 15 Punkte: die Traube in Ottikon bei Kemptthal (Bestätigung der Vorjahresbewertung), der Munotblick in Feuerthalen und der Sternen in Pfungen.
- Der Munotblick in Feuerthalen steigerte sich um einen Punkt auf 15. Geschäftsführer und Chefkoch Daniel Riedener äussert sich dazu gelassen: «Ich koche Tag für Tag und weiss daher genau, wo wir in etwa mit unserer Qualität liegen. Das ist das Niveau, das wir halten können und wollen.»
- Der Sternen in Pfungen behält 15 Punkte, trotz eines Generationswechsels. Raphael Gut hat das Geschäft von seinem Vater Max Gut übernommen. Raphael Gut ist stolz auf den Einstieg mit 15 Punkten und strebt an, die Bewertung auf 16 Punkte zu steigern.
Regionale Aufsteiger
- Munotblick, Feuerthalen: Neu 15 Punkte (Steigerung um 1 Punkt).
- Sternen, Pfungen: 15 Punkte (Bestätigung nach Übernahme).
- Rössli, Illnau: Neu 14 Punkte (Steigerung um 1 Punkt).
Unerwarteter Aufstieg in Illnau
Das Rössli in Illnau zählt ebenfalls zu den Aufsteigern und erreicht neu 14 Punkte. Wirt Rainer Hoffer zeigte sich überrascht von der Nachricht. Er hatte nicht damit gerechnet und wäre bereits glücklich gewesen, die bisherigen 13 Punkte zu halten. Der Landgasthof hatte erst 2024 unter dem neuen Pächter sein Comeback im Gastroführer gefeiert.
Hoffer betont, dass diese Ehre seinem Küchenchef Stefan Wälte und dessen Team gebühre. Er selbst schaffe lediglich die Rahmenbedingungen. Normalerweise sei eine längere Konstanz erforderlich, um eine weitere Punktevergabe zu rechtfertigen. Der unerwartete Erfolg unterstreicht die Qualität der Küche im Rössli.
Stabilität und Verlust
Das First in Illnau-Effretikon behält seine 14 Punkte, ebenso wie der Hirschen in Stammheim mit 13 Punkten. Nicht mehr im «Gault Millau» gelistet ist die Sonne in Seuzach, die zuvor 15 Punkte hatte. Das Restaurant schloss Ende Oktober 2024 abrupt, nachdem das gesamte Küchenteam den Betrieb verlassen hatte. Dort wird nun thailändische Küche angeboten.
Die aktuellen «Gault Millau»-Bewertungen zeigen eine klare Aufwärtsentwicklung für die Gastronomieszene in Winterthur und der umliegenden Region. Die Stadt, die einst als kulinarisch eher schwach galt, entwickelt sich zu einem wichtigen Ziel für Feinschmecker. Neue Konzepte und etablierte Häuser tragen gemeinsam zu dieser positiven Dynamik bei.
Die Anerkennung durch den renommierten Gastroführer kann auch zu einem verstärkten Besucherstrom führen, was wiederum die lokale Wirtschaft stärkt. Die Vielfalt der ausgezeichneten Restaurants, von traditionell bis hin zu Fine Dining, spricht ein breites Publikum an und bestätigt die Qualität der kulinarischen Angebote in der Region.
Mit der Schliessung des Trübli im kommenden März steht jedoch auch eine Veränderung an der Spitze der Winterthurer Gastronomie bevor. Es bleibt spannend zu sehen, welche neuen Talente und Konzepte in den nächsten Jahren die Lücke füllen und die kulinarische Landschaft weiter prägen werden.





