Ein verstärkter Zustrom junger Menschen in die Wälder zum Pilzesammeln sorgt in der Schweiz für Bedenken. Pilzkontrolleur Ferdinand Uehli beobachtet, dass insbesondere Social-Media-Trends zu einem rücksichtslosen Umgang mit der Natur führen. Dies hat Auswirkungen auf das Ökosystem Wald, da unerfahrene Sammler oft junge oder ungeeignete Pilze entnehmen.
Die Natur leidet unter diesem Hype, so Uehli. Er erstellt derzeit ein Merkblatt mit zehn wichtigen Verhaltensregeln, um die jungen Sammler aufzuklären und den Schutz der Wälder zu gewährleisten. Dieses Phänomen betrifft Regionen wie Zürich und Winterthur, wo die Altersstruktur der Pilzsammler sich deutlich verändert hat.
Wichtigste Erkenntnisse
- Junge Social-Media-Nutzer sammeln unkontrolliert Pilze in Schweizer Wäldern.
- Rücksichtsloses Sammelverhalten schadet dem sensiblen Ökosystem des Waldes.
- Pilzkontrolleur Ferdinand Uehli erstellt Merkblatt mit Verhaltensregeln.
- Der Trend betrifft vor allem Grossstädte wie Zürich, aber auch Winterthur ist betroffen.
- Asiatische Sammler werden in Zürich und im Aargau vermehrt beobachtet.
Der Einfluss von Social Media auf das Pilzesammeln
Der Trend des Pilzesammelns hat sich in den letzten Jahren stark gewandelt. Was früher oft ein Hobby älterer Generationen war, begeistert heute vermehrt junge Menschen. Dies ist nicht zuletzt auf die Verbreitung von Social-Media-Plattformen wie TikTok und Instagram zurückzuführen.
Unter Hashtags wie «pilzaddicted» zeigen sogenannte «Pilzfluencer» ihre Funde. Sie inszenieren sich als Experten und stellen das Pilzesammeln als eine Form des Digital Detox dar. Diese Beiträge erreichen oft Millionen von Likes und generieren eine grosse Reichweite. Pilzkontrolleur Ferdinand Uehli stellt fest: «Die Massen und der rücksichtslose Umgang mit der Natur sind neu.»
Faktencheck
- Beiträge unter dem Hashtag «pilzaddicted» haben teilweise mehrere Millionen Likes.
- Der Trend des Pilzesammelns bei jungen Menschen nahm während der Pandemie zu.
- In Winterthur sind nun jüngere Pilzsammler unterwegs als früher.
Unwissenheit und ihre Folgen
Laut Ferdinand Uehli mangelt es vielen jungen Sammlern an grundlegendem Wissen. Sie informieren sich oft bei den «Pilzfluencern», die primär die ästhetische Seite des Sammelns beleuchten. Der Schutz der Pilze und des Waldes wird dabei oft vernachlässigt.
Uehli, der in Zürich und Winterthur tätig ist, berichtet: «Junge Pilze, alte, halb verfaulte – sie sammeln, was ihnen gerade begegnet. Und dann haben sie das Gefühl, wir sortieren das.» Dieses Verhalten gefährdet das Gleichgewicht im Wald. Pilze spielen eine wichtige Rolle für die Baumernährung und die Bodengesundheit.
«Das Resultat sehen wir dann im Wald. Es sind nette Menschen, aber vom Pilzeln haben sie keine Ahnung.» – Ferdinand Uehli, Pilzkontrolleur
Veränderungen in den Wäldern
Der demografische Wandel unter den Pilzsammlern ist deutlich sichtbar. In Winterthur haben Jugendliche die Rolle der traditionellen italienischen Rentner als Pilzsammler übernommen. In Zürich und im Aargau beobachten Experten einen Anstieg asiatischer Sammler.
Diese Gruppen organisieren sich oft über Social Media. Sie kommen in grossen Zahlen und entleeren die Wälder. Beat Kunz von Stadtgrün Winterthur bestätigt den Trend. Er sagt: «Unsere Förster beobachten seit Corona mehr und jüngere Pilzler in den Wäldern.»
Hintergrundinformationen
Die kantonale Pilzschutzverordnung regelt das Sammeln von Pilzen. Sie legt unter anderem Schonzeiten fest und untersagt das Sammeln in Naturschutzgebieten. Viele unerfahrene Sammler kennen diese Regeln nicht. Das rücksichtslose Sammeln schadet der Fortpflanzung der Pilze, da junge Pilze noch keine Sporen freisetzen können.
Regionale Beobachtungen und internationale Einflüsse
Während die Natur in und um Winterthur bisher weitestgehend verschont geblieben ist, betrifft der zerstörerische Boom derzeit vor allem die Metropole Zürich. Dennoch sind auch in Winterthur jüngere Leute unterwegs als früher.
Das Problem der unwissenden Pilzsammler ist nicht auf den Kanton Zürich beschränkt. Auch in Schaffhausen und im Aargau gibt es ähnliche Beobachtungen. Peter Buser, Pilzkontrolleur aus Magden, äussert sich besorgt gegenüber SRF: «Die Asiaten fegen den Wald leer.» Uehli bestätigt dies für Zürich: «Auch in Zürich beobachte ich neben jungen Schweizern zunehmend Menschen aus dem asiatischen Raum.»
Massnahmen zum Schutz des Waldes
Angesichts der Situation hat Ferdinand Uehli beschlossen, aktiv zu werden. Er erstellt ein Merkblatt mit den zehn wichtigsten Verhaltensregeln für Pilzsammler. Dieses Merkblatt soll den jungen Leuten übergeben werden, um sie aufzuklären.
Uehli hofft, dass sein Merkblatt für mehr Wissen sorgt. Darin erklärt er die wichtigsten Do's and Don'ts beim Pilzesammeln. Eine zentrale Regel ist die Information über Schonzeiten und das Meiden von Naturschutzgebieten.
Wichtige Regeln für Pilzsammler
- Informieren Sie sich über kantonale Schonzeiten.
- Meiden Sie Naturschutzgebiete.
- Sammeln Sie keine Pilze, die Sie nicht kennen.
- Decken Sie nur Ihren Eigenbedarf ab, hamstern Sie nicht.
- Drehen Sie Pilze vorsichtig aus dem Boden, statt sie abzuschneiden oder herauszureissen.
- Legen Sie Ihre Beute einem Pilzexperten zur Kontrolle vor.
- Bewahren Sie gekochte Pilzreste immer im Kühlschrank auf, da sie verderben und giftig werden können.
Unerfahrene Sammler, die sich abseits der Wege bewegen, verursachen Schäden am Ökosystem. Pilze sind durch ihre symbiotische Verbindung massgeblich an der Baumernährung beteiligt. Wer junge Pilze erntet, verhindert deren Fortpflanzung, da diese noch keine Sporen freisetzen konnten. Der Schutz dieser wichtigen Lebewesen ist entscheidend für einen gesunden Wald.
Die Aufklärungsarbeit ist daher von grosser Bedeutung, um das Bewusstsein für einen nachhaltigen Umgang mit der Natur zu schärfen. Ferdinand Uehli betont die Notwendigkeit, die Pilzschutzverordnung zu kennen und zu respektieren, um die Wälder für zukünftige Generationen zu erhalten.





