In Illnau-Effretikon ist eine intensive politische Debatte über den Zustand der öffentlichen Spielplätze entbrannt. Das Stadtparlament hat nach einer kontroversen Sitzung den Stadtrat beauftragt, sowohl ein umfassendes Sanierungskonzept zu erstellen als auch ein konkretes Projekt in Kyburg voranzutreiben. Die Diskussion zeigte grundlegend verschiedene Ansichten darüber, wie die Stadt in die Zukunft ihrer jüngsten Einwohner investieren soll.
Die wichtigsten Ergebnisse
- Das Parlament hat einen Antrag für ein stadtweites Spielplatzkonzept nach einem Stichentscheid angenommen.
- Ein zweiter Antrag, der die Sanierung des Spielplatzes in Kyburg fordert, wurde ebenfalls angenommen.
- Die Debatte offenbarte einen Konflikt zwischen dem Wunsch nach strategischer Planung und der Forderung nach sofortigen, konkreten Investitionen.
- Der Stadtrat bestätigte, dass die Sanierung des Spielplatzes Kyburg bereits für das kommende Budget vorgesehen ist.
Unzureichende Spielmöglichkeiten als Dauerthema
Die Qualität und Verfügbarkeit von Spielplätzen in Illnau-Effretikon ist seit Längerem ein wiederkehrendes Thema in der Lokalpolitik. Viele Anlagen gelten als veraltet, spärlich ausgestattet oder sind in manchen Quartieren gar nicht erst vorhanden. Dieser Umstand sorgt bei Familien und Politikern zunehmend für Unmut.
Während der Parlamentssitzung am Donnerstagabend wurde deutlich, dass der Handlungsbedarf über Parteigrenzen hinweg anerkannt wird. Annina Annaheim von der SP fasste die Situation zusammen: „In den letzten fünf Jahren hatten wir verschiedene Vorstösse zu Spielplätzen.“ Sie betonte, dass die aktuelle Vorgehensweise einem „Flickenteppich“ gleiche und eine koordinierte Strategie fehle.
Hintergrund: Die Bedeutung von Spielplätzen
Öffentliche Spielplätze sind mehr als nur Orte zum Spielen. Sie sind wichtige soziale Treffpunkte für Kinder und Eltern, fördern die motorische Entwicklung und tragen zur Lebensqualität in Wohnquartieren bei. Eine gute Infrastruktur für Familien ist zudem ein wichtiger Standortfaktor für eine wachsende Stadt wie Illnau-Effretikon.
Ein umfassendes Konzept gegen gezielte Investitionen
Um das Problem systematisch anzugehen, reichte Annina Annaheim einen Vorstoss ein. Ihr Ziel war es, den Stadtrat zu verpflichten, eine Gesamtübersicht aller Spielplätze zu erstellen. Dieser Plan sollte aufzeigen, wo Verbesserungsbedarf besteht, welche Massnahmen geplant sind und bis wann diese umgesetzt werden sollen.
Widerstand gegen Planungsaufwand
Dieser Vorschlag stiess jedoch auf Widerstand von SVP und FDP. Deren Vertreter befürchteten, dass ein solches Konzept zu viel administrativen Aufwand verursachen würde, ohne dass schnelle, sichtbare Ergebnisse erzielt werden. Simon Binder von der SVP kritisierte den Ansatz scharf und nannte ihn ein „Um-den-heissen-Brei-Herumplanen“.
Auch Lukas Morf (JLIE) äusserte Bedenken: „Wieso sollen wir beispielsweise externe Berater hinzuziehen?“ Er argumentierte, dass die finanziellen Mittel besser direkt in die Aufwertung der Spielgeräte investiert werden sollten, anstatt in die Planung zu fliessen.
„Lieber investieren wir in die Spielplätze selbst.“
- Lukas Morf, JLIE
Unterstützung für eine klare Strategie
Befürworter des Antrags sahen darin hingegen die Chance für eine nachhaltige Lösung. „Wir unterstützen den Vorstoss, weil er klar aufzeigt, bis wann man mit Verbesserungen rechnen kann“, erklärte Kilian Meier von Die Mitte. Eine strategische Planung würde sicherstellen, dass die Mittel gerecht und sinnvoll über die ganze Gemeinde verteilt werden.
Knappe Entscheidung im Parlament
Die Abstimmung über den Antrag von Annina Annaheim endete mit einem Patt von 16 zu 16 Stimmen. Gemäss Reglement musste Parlamentspräsident Urs Gut (Grüne) den Stichentscheid fällen. Er stimmte für den Antrag und überwies ihn damit an den Stadtrat zur Bearbeitung.
Sonderfall Spielplatz Kyburg
Parallel zur Debatte über das Gesamtkonzept brachte Simon Binder (SVP) einen zweiten, sehr spezifischen Vorstoss ein. Dieser konzentrierte sich ausschliesslich auf den Spielplatz bei der Primarschule Kyburg. Binder beschrieb den Zustand der dortigen Anlage als ungenügend und betonte, dass es in der näheren Umgebung keine Alternativen für Kinder gäbe.
Sein Antrag forderte den Stadtrat auf, den Spielplatz in Zusammenarbeit mit dem lokalen Familienverein Kyburg zu sanieren und zu erweitern. Er wies darauf hin, dass sowohl der Verein als auch die Primarschule bereits konkrete Vorschläge ausgearbeitet hätten, bisher aber wenig passiert sei.
Stadtrat bestätigt Budgetplanung
In der Diskussion meldete sich der Stadtrat zu Wort und sorgte für eine überraschende Wendung. Es wurde klargestellt, dass die Sanierung des Spielplatzes Kyburg bereits für das kommende Budget vorgesehen ist. Zudem sei geplant, den Familienverein aktiv in die Planung einzubeziehen.
Diese Information liess den Antrag von Simon Binder für einige Parlamentarier überflüssig erscheinen. Trotzdem argumentierte Binder, dass die Überweisung seines Vorstosses den politischen Willen unterstreichen würde. Das Parlament folgte seiner Argumentation und nahm den Antrag mit grosser Mehrheit an.
Fazit: Ein doppelter Auftrag an die Stadtregierung
Der Stadtrat von Illnau-Effretikon steht nun vor einer doppelten Aufgabe. Einerseits muss er ein umfassendes Konzept für alle Spielplätze der Stadt ausarbeiten, das eine langfristige und koordinierte Entwicklung sicherstellt. Andererseits soll er die bereits geplante Sanierung des Spielplatzes in Kyburg zügig umsetzen.
Die Parlamentssitzung hat gezeigt, dass die Verbesserung der Infrastruktur für Kinder eine hohe Priorität geniesst. Die Herausforderung für die Stadt wird nun darin bestehen, die strategische Planung mit dem Wunsch nach schnellen und sichtbaren Ergebnissen in Einklang zu bringen, um den Bedürfnissen der Familien in Illnau-Effretikon gerecht zu werden.





