In den Gemeinden Dietlikon, Bülach und Kloten setzt man zunehmend auf automatische Kamerasysteme zur Überwachung des Verkehrs. Diese Technologie erfasst Regelverstösse wie die Missachtung von Einbahnstrassen oder Fahrverboten und löst entsprechende Bussen aus. Seit Oktober ist in Dietlikon ein solches System vollständig in Betrieb und hat bereits in den ersten Wochen zu zahlreichen Bussen geführt.
Wichtigste Erkenntnisse
- In Dietlikon ist seit Oktober 2024 ein automatisches Kamerasystem zur Verkehrsüberwachung aktiv.
- Das System, bekannt als «Catch-Ken», erkennt Fahrzeuge und liest Kennzeichen.
- Kloten nutzt solche Kameras bereits seit 2017, Wallisellen und Bülach ebenfalls.
- Die Systeme tragen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit und zur Entlastung der Polizei bei.
Kameraüberwachung in Dietlikon gestartet
Seit Anfang Oktober 2024 überwacht eine automatische Bussenkamera eine Einbahnstrasse auf der Einkaufsmeile in Dietlikon. Diese Massnahme wurde ergriffen, um die Verkehrssituation nach einer Umstellung im Jahr 2019 zu verbessern. Damals führte die neue Einbahnregelung zu erheblichem Chaos, da viele Autofahrer die korrekte Zufahrt zum Einkaufsgebiet nicht beachteten.
Die Kamera befindet sich an einem Kandelaber nahe der Abzweigung vom Jumbo-Kreisel in die Industriestrasse. Ein zweites Gerät ist am anderen Ende der Einkaufsmeile bei Ikea installiert. Beide Kameras filmen den betreffenden Abschnitt und nutzen eine Software zur Kennzeichenerkennung. Bei festgestellten Übertretungen wird automatisch eine Busse veranlasst.
Zahlen aus Dietlikon
- In den ersten beiden Oktober-Wochenenden wurden über 100 Missachtungen pro Wochenende registriert.
- Insgesamt resultierten daraus 215 Bussen.
- Jede Busse beträgt 100 Franken.
- Die zusätzlichen Einnahmen für Dietlikon belaufen sich auf 21’500 Franken.
Gründe für die Einführung der Kameras
Die Einführung der Kameras in Dietlikon erfolgte, weil die Umstellung auf eine Einbahnstrasse Ende 2019 zu grossen Schwierigkeiten führte. Der Abzweiger vom Jumbo-Kreisel in die Industriestrasse war zuvor eine häufig genutzte Zufahrt zum Coop Megastore und anderen Geschäften. Trotz klarer Beschilderung hielten sich viele Verkehrsteilnehmer nicht an die neue Regelung.
Die automatische Überwachung soll nun für eine konsequentere Einhaltung der Verkehrsregeln sorgen. Dies entlastet den Ordnungsdienst und die Polizei, die zuvor regelmässige Kontrollen vor Ort durchführen mussten. Die Technologie ermöglicht eine kontinuierliche und objektive Überwachung.
«Die automatisierten Systeme machen immer mehr Schule. Sie entlasten den Ordnungsdienst und sorgen für eine konsequente Einhaltung der Verkehrsregeln.»
Das «Catch-Ken»-System im Überblick
Das eingesetzte System, bekannt als «Catch-Ken», ist eine fortschrittliche Technologie zur Verkehrsüberwachung. Es kann jedes vorbeifahrende Fahrzeug erkennen und dessen Kennzeichen automatisch erfassen. Bei Verstössen gegen die geltenden Verkehrsregeln wird der Vorfall dokumentiert und eine Busse ausgelöst.
Die Effizienz des Systems zeigt sich auch daran, dass selbst das Google-Auto, das für Street View Aufnahmen machte, fälschlicherweise auf der Busspur durch die Einbahn im Einkaufsgebiet von Dietlikon fuhr. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit einer klaren Regelung und deren Überwachung.
Hintergrund: Verkehrsumstellung 2019
Die Einkaufsmeile in Dietlikon erlebte 2019 eine signifikante Verkehrsumstellung. Ziel war es, den Verkehrsfluss zu optimieren und die Sicherheit zu erhöhen. Die Einführung einer Einbahnstrasse sollte den Verkehr besser lenken, führte aber anfänglich zu Verwirrung und vielen Regelmissachtungen. Die Kameras sind eine direkte Reaktion auf diese anhaltenden Probleme.
Einsatz in anderen Gemeinden der Region
Das «Catch-Ken»-System wird nicht nur in Dietlikon, sondern auch in anderen Gemeinden der Flughafenregion und im Kanton Zürich erfolgreich eingesetzt. Es hat sich als effektives Werkzeug zur Durchsetzung von Verkehrsregeln erwiesen.
Kloten: Langjährige Erfahrung mit Kameras
Kloten setzt bereits seit 2017 auf automatische Bussenkameras. Zwei Systeme überwachen im Eigental bei Oberembrach und Nürensdorf ein temporäres Fahrverbot. Dieses Verbot gilt zum Schutz des Gebiets während Schonzeiten.
- Anschaffungskosten des Systems: rund 200’000 Franken.
- Amortisation: Bereits im ersten Betriebsjahr durch über 100 Übertretungen pro Tag (Busse à 100 Franken).
- Aktuelle Situation: Die Zahl der Bussen hat sich dank zusätzlicher Barrieren stark reduziert.
- Neues System: Seit Dezember 2024 überwacht eine weitere «Catch-Ken» ein Sonntagsfahrverbot im Hardwald Richtung Wallisellen.
Wallisellen: Sicherheit für Velofahrer und Fussgänger
In Wallisellen wurde im April 2024 ebenfalls eine «Catch-Ken»-Kamera im Hardwald installiert. Hier liegt der Fokus auf der Erhöhung der Verkehrssicherheit für Velofahrer und Fussgänger. Das System hat seit seiner Inbetriebnahme 388 verbotene Sonntagsfahrten registriert.
- Einnahmen: Gegen 39’000 Franken an Bussgeldern.
- Anschaffungskosten: 83’000 Franken.
- Ziel: Verbesserung der Verkehrssicherheit, nicht primär Einnahmen.
- Erfolg: Das Fahrverbot wird besser beachtet, die Bussenzahl ist rückläufig (derzeit 10 bis 12 Übertretungen pro Sonntag).
Marcel Amhof, stellvertretender Stadtschreiber von Wallisellen, betont: «Ein möglichst hoher Bussenertrag war auch nicht das Ziel der Einführung dieses Systems, sondern die Erhöhung der Verkehrssicherheit von Velofahrern und Fussgängerinnen.»
Bülach: Bewährtes System für Einbahnregelung
Bülach nutzt seit 2018 eine baugleiche Bussenkamera an der Feldstrasse vor dem Einkaufscenter Bülach Süd. Auch hier geht es um die Einhaltung einer Einbahnregelung, ähnlich wie in Dietlikon.
- Erstes Betriebsjahr (2019): 7146 Bussen à 100 Franken.
- Investition: 20’000 Franken, die sich laut Roland Engeler, Bereichsleiter der Stadt Bülach, längst amortisiert haben.
- Aktuelle Entwicklung: Die Zahl der Übertretungen geht kontinuierlich zurück. Im vergangenen Jahr wurden 4912 Bussen verschickt.
- Vorteil: Geringerer Aufwand für die Polizei bei der Verkehrskontrolle.
Zürich: Kontroverse und Anpassungen
Auch in Zürich kamen «Catch-Ken»-Kameras zum Einsatz, sorgten jedoch für eine grössere öffentliche Debatte. Zwei Kameras an der Langstrasse überwachten ein Fahrverbot und generierten allein im Januar 2024 17’310 Bussen, was der Stadtpolizei 1,7 Millionen Franken einbrachte.
Aufgrund des hohen Niveaus der Übertretungen schaltete die Stadt das System ab. Der 60 Meter lange Abschnitt wird seither nur noch sporadisch kontrolliert. Bis Ende September dieses Jahres wurden 2877 Bussen wegen Missachtung des Fahrverbots registriert.
Katharina Schorer vom städtischen Sicherheitsdepartement bestätigte, dass die Zahlen auf einem «zu hohen Niveau» geblieben seien und ein geplantes Wechselsignal Abhilfe schaffen soll.
Neben der Langstrasse gibt es in Zürich sechs weitere «Catch-Kens», die Nachtfahrverbote in verschiedenen Quartieren überwachen. Diese Verbote sind im Gegensatz zur Langstrasse, wo das Verbot tagsüber gilt, oft auf die Nachtstunden beschränkt.
Fazit: Effiziente Überwachung, aber mit Lerneffekt
Der Einsatz automatischer Bussenkameras hat sich in vielen Gemeinden als effektives Mittel zur Durchsetzung von Verkehrsregeln erwiesen. Sie tragen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit bei und entlasten die Polizei. Die Zahlen zeigen jedoch auch, dass es nach der Einführung neuer Verbote einen Lerneffekt braucht. Während in Bülach und Wallisellen die Bussenzahlen rückläufig sind, deutete die Situation an der Zürcher Langstrasse auf anhaltende Probleme hin, die eine Anpassung der Strategie erforderten.
Die Technologie bietet eine objektive und kontinuierliche Überwachung, die menschliche Fehler minimiert und eine gerechte Ahndung von Verstössen ermöglicht. Gemeinden wie Dietlikon, Kloten, Wallisellen und Bülach setzen weiterhin auf diese Systeme, um die Verkehrssituation für alle Beteiligten sicherer und effizienter zu gestalten.





