Der Regierungsrat des Kantons Zürich hat die geplante Verlängerung der Glattalbahn auf unbestimmte Zeit verschoben. Diese Entscheidung, die Teil eines kantonalen Sparprogramms ist, stösst in der Stadt Dübendorf auf grosses Unverständnis. Das Projekt ist entscheidend für die Verkehrsanbindung des Innovationsparks, der künftig über 10'000 Arbeitsplätze bieten soll.
Die Verzögerung gefährdet verbindliche Verkehrsziele und schürt Sorgen vor einem Verkehrskollaps. Die Stadt Dübendorf kündigt eine Reaktion auf den Beschluss an, während das letzte Wort beim Kantonsrat liegt.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Zürcher Regierungsrat hat die Planung für die Verlängerung der Glattalbahn aufgrund von Sparmassnahmen vorerst gestoppt.
- Das Projekt ist für die Anbindung des Innovationsparks Dübendorf mit über 10'000 zukünftigen Arbeitsplätzen unerlässlich.
- Die Stadt Dübendorf befürchtet, die vorgeschriebene Quote von 60 Prozent ÖV-Anteil für den Innovationspark nicht erreichen zu können.
- Stadtpräsident André Ingold bezeichnete die Glattalbahn als zentrales Argument gegen die Angst vor einem Verkehrskollaps.
- Die endgültige Entscheidung über das Budget und damit über das Projekt fällt im Dezember im Kantonsrat.
Sparmassnahmen des Kantons stoppen Schlüsselprojekt
Der Zürcher Regierungsrat hat im Rahmen seiner Entwicklungs- und Finanzplanung für die kommenden vier Jahre entschieden, mehrere grosse Infrastrukturprojekte zurückzustellen. Zu den betroffenen Vorhaben gehört auch die dringend erwartete Verlängerung der Glattalbahn.
Das Projekt wurde nicht in die aktuelle Planung aufgenommen, was einer Verschiebung auf unbestimmte Zeit gleichkommt. Als Hauptgrund für diesen Schritt werden notwendige Sparmassnahmen im kantonalen Haushalt genannt. Diverse andere Vorhaben in der Region sind ebenfalls von den Kürzungen betroffen.
Eine Entscheidung mit weitreichenden Folgen
Die Glattalbahn-Verlängerung ist mehr als nur ein lokales Tramprojekt. Sie gilt als Rückgrat für die zukünftige Erschliessung des Innovationsparks Zürich auf dem Flugplatzareal in Dübendorf. Ohne diese direkte Anbindung an die Bahnhöfe Dübendorf, Stettbach und Dietlikon steht die gesamte Verkehrsplanung für das Grossareal auf dem Spiel.
Hintergrund: Der Innovationspark Zürich
Der Innovationspark Zürich ist Teil des nationalen Netzwerks Switzerland Innovation. Auf dem Areal des Flugplatzes Dübendorf soll ein führendes Zentrum für Forschung und Entwicklung entstehen. Prognosen gehen davon aus, dass hier bis zum Jahr 2040 mehr als 10'000 hochqualifizierte Arbeitsplätze geschaffen werden. Die Verkehrsanbindung ist eine der grössten Herausforderungen des Projekts.
Verbindliche Verkehrsziele in Gefahr
Die Verschiebung des Projekts sorgt im Dübendorfer Stadthaus für grosses Kopfschütteln. Stadtpräsident André Ingold (SVP) äusserte sich besorgt über die Auswirkungen dieser Entscheidung. Er betonte, dass die Anbindung durch die Glattalbahn eine unverzichtbare Voraussetzung für die nachhaltige Entwicklung des Innovationsparks sei.
Ein zentrales Problem ist eine verbindliche Vorgabe: Sowohl die kantonalen Gestaltungspläne als auch die regionale Richtplanung schreiben vor, dass der Innovationspark zu mindestens 60 Prozent durch den öffentlichen Verkehr erschlossen werden muss. Ohne die Tramverlängerung scheint dieses Ziel unerreichbar.
«Die Verlängerung der Glattalbahn ist essenziell für die Entwicklung des Innovationsparks. Die Glattalbahn war auch für den Stadtrat immer ein beruhigendes Argument, wenn aus der Bevölkerung Ängste vor einem Verkehrskollaps geäussert wurden.» - André Ingold, Stadtpräsident Dübendorf
Die Stadtverwaltung hatte sich in Diskussionen mit der Bevölkerung stets auf die geplante Tramlinie berufen, um Bedenken hinsichtlich eines drohenden Verkehrsinfarkts zu zerstreuen. Diese Argumentationsgrundlage ist nun weggefallen.
Fakten zur Glattalbahn-Verlängerung
- Strecke: Die geplante Linie soll das heutige Netz von der Ringstrasse in Dübendorf bis zum Bahnhof Dietlikon verlängern.
- Anbindung: Sie würde den Innovationspark direkt an die S-Bahn-Knotenpunkte Dübendorf, Stettbach und Dietlikon anschliessen.
- Bedeutung: Das Projekt ist die Grundlage, um die vorgeschriebene ÖV-Quote von 60 % für den Innovationspark zu erfüllen.
- Zeithorizont: Die Inbetriebnahme war ursprünglich für die Zeit um das Jahr 2040 vorgesehen.
Politischer Widerstand formiert sich
Die Stadt Dübendorf will die Entscheidung des Regierungsrats nicht kommentarlos hinnehmen. Stadtpräsident Ingold kündigte an, dass der Stadtrat auf die Budgetplanung reagieren werde, auch wenn die genaue Form dieser Reaktion noch unklar sei. «Es wird eine Reaktion geben», bekräftigte er.
Die Hoffnung der Projektbefürworter liegt nun auf dem Kantonsrat. Das Kantonsparlament wird im Dezember über das Budget und die damit verbundenen Sparmassnahmen debattieren. Es wird eine hitzige Debatte erwartet, in der die Prioritäten der kantonalen Ausgaben neu verhandelt werden.
Unsichere Zukunft für die regionale Mobilität
Die Verschiebung der Glattalbahn-Verlängerung wirft einen Schatten auf die langfristige Verkehrs- und Standortentwicklung im Glattal. Während der Innovationspark weiter Gestalt annimmt, bleibt die Frage seiner Erreichbarkeit offen. Kritiker befürchten, dass ohne eine starke ÖV-Anbindung nicht nur die gesetzlichen Vorgaben verfehlt werden, sondern auch die Attraktivität des gesamten Standorts leidet.
Die kommenden Monate werden zeigen, ob der politische Druck aus den Gemeinden ausreicht, um den Regierungsrat zum Umdenken zu bewegen oder ob der Kantonsrat die Sparpläne korrigieren wird. Für Dübendorf und die Zukunft des Innovationsparks steht viel auf dem Spiel.





