Winterthur plant eine umfassende Sanierung der Tösstalstrasse. Im Zuge dieser Arbeiten soll auf einer Strecke von zwei Kilometern eine durchgehende Tempo-30-Zone eingeführt werden. Die Massnahme, die ab 2029 gelten soll, stösst auf Widerstand der SVP, wird aber von der Stadt als notwendig für den Lärmschutz und die Verkehrssicherheit betrachtet.
Wichtige Punkte
- Ab 2029 gilt auf zwei Kilometern der Tösstalstrasse Tempo 30.
- Die Sanierung der Strasse kostet rund 20 Millionen Franken.
- Über 3500 Anwohner profitieren vom reduzierten Lärmpegel.
- Die SVP kritisiert die Massnahme als «undemokratisch» und «Millionenverschwendung».
- Die Reisezeit für Autos soll sich kaum verändern, Busse benötigen einen zusätzlichen Takt.
Umfassende Sanierung und neue Verkehrsregelung
Die Tösstalstrasse, eine der Hauptverkehrsachsen Winterthurs, steht vor einer weitreichenden Veränderung. Zwischen dem Deutweg und der Oberseenerstrasse, einschliesslich des Dorfkerns von Seen, wird ab 2029 eine durchgehende Tempo-30-Zone eingeführt. Diese Massnahme ist Teil einer umfassenden Sanierung, die voraussichtlich 20 Millionen Franken kosten wird und bereits im Jahr 2027 beginnt.
Die Strasse ist täglich von 13'000 bis 16'000 Autos befahren. Der Belag ist beschädigt, und die Werkleitungen müssen erneuert werden. Neben der Geschwindigkeitsreduktion sind weitere Aufwertungen geplant: breitere Gehwege, durchgängige Velostreifen, Fussgängerstreifen mit Mittelschutzinseln und ein Mehrzweckstreifen an viel befahrenen Kreuzungen. Zudem soll mehr Platz für Bäume und Flächen zur Regenwasserversickerung entstehen.
Fakten zur Sanierung
- Kosten: Rund 20 Millionen Franken
- Dauer: Etwa zwei Jahre Bauzeit
- Start: Frühestens 2027
- Verkehrsaufkommen: 13'000–16'000 Fahrzeuge pro Tag
Lärmschutz als zentrales Argument
Die Ausdehnung der Tempo-30-Zone auf zwei Kilometer ist primär eine Massnahme zum Lärmschutz. Ein obligatorisches Gutachten hat gezeigt, dass bei 3555 Anwohnenden der gesetzliche Lärmgrenzwert von 60 Dezibel überschritten wird. Stadträtin Christa Meier (SP) betont die Verpflichtung der Stadt, die Betroffenen zu schützen.
«Da sind wir verpflichtet, die Betroffenen zu schützen», erklärt Stadträtin Christa Meier.
Zusätzlich zum Tempolimit soll ein sogenannter Flüsterbelag den Verkehrslärm weiter senken. Lärmschutzwände wurden als unverhältnismässig beurteilt. Durch die Kombination dieser Massnahmen wird eine Senkung des Lärmpegels um 4,2 Dezibel erwartet. Der grösste Teil dieser Reduktion resultiert aus der Geschwindigkeitsbegrenzung.
Hintergrund Lärmschutz
Lärmemissionen im Strassenverkehr können erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit der Anwohner haben. Langfristige Belastung kann zu Schlafstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Stress führen. Die Reduktion des Tempos ist eine effektive Methode, um den Lärmpegel zu senken, da die Rollgeräusche der Reifen bei höheren Geschwindigkeiten exponentiell zunehmen.
Kritik der SVP und die städtische Antwort
Die SVP Altstadt-Mattenbach und Seen äussert scharfe Kritik an den Plänen. Sie spricht von einer «klammenheimlichen, undemokratischen Verschlimmerung» und «Millionenverschwendung von Steuergeldern». Bereits im letzten Jahr hatte die SVP mit 1500 gesammelten Unterschriften gegen das Projekt protestiert, insbesondere wegen der befürchteten langen Bauzeit und langfristigen Verkehrsbehinderungen für Autofahrer.
Stadträtin Meier entgegnet, dass das Tiefbauamt auf verschiedene Einwände eingegangen sei. So wurden beispielsweise velofreundliche Trottoirüberfahrten mit flachen Randsteinen und eine bessere Erschliessung privater Zufahrten berücksichtigt. Von 50 Änderungsanträgen wurden 22 teilweise oder komplett umgesetzt, während 28 abgelehnt wurden. Die Kritik der SVP bezüglich Fahrbahnhaltestellen und Mehrzweckstreifen konnte jedoch nicht berücksichtigt werden, da eine klare Buspriorisierung notwendig sei.
Busverkehr und Reisezeiten
Die geplante Tempo-30-Zone hat auch Auswirkungen auf den öffentlichen Verkehr. Die Buslinien 2 und 22, sowie zukünftig auch die Linie 3, verkehren über die Tösstalstrasse. Die Stadt rechnet mit einem Zeitverlust von etwa einer halben Minute pro Bus zwischen den Haltestellen Deutweg und Waser. Um den Fahrplantakt aufrechtzuerhalten, wird ein zusätzlicher Bus benötigt, was jährliche Kosten von 428'000 Franken verursacht.
Für Autofahrer hingegen sollen sich die Reisezeiten kaum verlängern. Eine Simulation ergab, dass es in den Randzeiten nur zu wenigen Minuten mehr kommt, während sich in den Hauptverkehrszeiten die Reisezeit nicht ändert. In den Abendstunden soll sich die Reisezeit sogar verkürzen, da der Verkehr flüssiger wird und weniger Stop-and-Go-Bewegungen auftreten.
Weitere Tempo-30-Zonen in Planung
Das Projekt Tösstalstrasse liegt noch bis Mitte November öffentlich auf. Parallel dazu plant die Stadt Winterthur die Einführung weiterer Tempo-30-Zonen. Dazu gehören Abschnitte der Wülflingerstrasse zwischen dem Knoten Schloss und der Wendeschleife in der Härti. Auch auf der Tösstalstrasse selbst, direkt im Anschluss an den zu sanierenden Abschnitt von der Landvogt-Waser-Strasse bis zur Oberseenerstrasse, soll Tempo 30 gelten.
Dies würde die Tösstalstrasse zum ersten längeren Abschnitt auf einer Hauptverkehrsachse in Winterthur machen, auf dem durchgehend Tempo 30 gilt. Die Verschiebung des Sanierungsstarts von 2026 auf 2027 ist darauf zurückzuführen, dass die Busflotte erst ab 2029 erweitert werden kann, um die Anpassungen im Fahrplan zu gewährleisten.
Die Stadt Winterthur setzt damit ihren Plan fort, schrittweise Tempo 30 auf einem Grossteil der Hauptverkehrsachsen einzuführen. Dies dient nicht nur dem Lärmschutz, sondern auch der Erhöhung der Verkehrssicherheit und der Aufwertung des städtischen Raums für alle Verkehrsteilnehmer.





