Fahrgäste des Zürcher Verkehrsverbunds (ZVV) müssen sich auf höhere Kosten einstellen. Ab dem kommenden Fahrplanwechsel werden die Ticketpreise um durchschnittlich 2,1 Prozent angehoben. Dieser Schritt sei notwendig, um die gesetzlichen Vorgaben zur Kostendeckung zu erfüllen, wie die Zürcher Regierung am Donnerstag mitteilte.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Preise für ZVV-Tickets steigen zum nächsten Fahrplanwechsel um durchschnittlich 2,1 Prozent.
- Grund für die Erhöhung ist die gesetzliche Vorgabe, einen Kostendeckungsgrad von über 60 Prozent zu sichern.
- Zuvor blieben die Preise sieben Jahre lang stabil, während das Angebot ausgebaut und die Konsumentenpreise um 7,8 Prozent stiegen.
- Die letzte Preisanpassung im Dezember 2023 lag mit 3,4 Prozent unter dem nationalen Durchschnitt.
Notwendige Anpassung der Tarife
Die Entscheidung zur Preiserhöhung wurde vom Zürcher Regierungsrat getroffen, um eine wichtige finanzielle Zielvorgabe zu erreichen. Der öffentliche Verkehr im Kanton Zürich muss sich zu einem bestimmten Grad selbst finanzieren, was durch den sogenannten Kostendeckungsgrad gemessen wird.
Der Kantonsrat hat festgelegt, dass dieser Wert über 60 Prozent liegen muss. Das bedeutet, dass mindestens 60 Prozent aller Betriebskosten durch die Einnahmen aus dem Ticketverkauf gedeckt werden müssen. Die verbleibenden Kosten werden durch Subventionen von Kanton und Gemeinden getragen.
Was ist der Kostendeckungsgrad?
Der Kostendeckungsgrad ist eine wichtige Kennzahl für den öffentlichen Verkehr. Er gibt an, welcher Anteil der Gesamtkosten (z.B. für Personal, Fahrzeuge, Energie und Unterhalt) durch die Einnahmen aus Ticketverkäufen gedeckt wird. Ein hoher Kostendeckungsgrad bedeutet eine geringere Abhängigkeit von Steuergeldern.
Ohne die nun beschlossene Tarifanpassung von 2,1 Prozent wäre diese gesetzliche Vorgabe nicht mehr zu halten gewesen. Steigende Betriebs- und Personalkosten sowie Investitionen in den Angebotsausbau haben den finanziellen Druck auf den ZVV erhöht.
Ein Blick auf die Preisentwicklung der letzten Jahre
Die bevorstehende Preiserhöhung ist die zweite innerhalb kurzer Zeit. Erst im Dezember 2023 wurden die Tarife um 3,4 Prozent angepasst. Laut der Mitteilung der Regierung lag diese Erhöhung jedoch unter dem damaligen nationalen Durchschnitt der ÖV-Preisanpassungen.
Davor erlebten die Fahrgäste im ZVV eine lange Phase der Preisstabilität. Sieben Jahre lang blieben die Ticketpreise unverändert. In diesem Zeitraum wurde das Angebot des öffentlichen Verkehrs jedoch kontinuierlich ausgebaut und verbessert, was zu höheren Betriebskosten führte.
Preise im Vergleich zur Teuerung
Während die ZVV-Tarife sieben Jahre lang stabil blieben, stieg der Landesindex der Konsumentenpreise im gleichen Zeitraum um 7,8 Prozent. Das zeigt, dass die Kosten für den öffentlichen Verkehr für die Konsumenten deutlich langsamer gestiegen sind als die allgemeine Teuerung.
Die aktuelle Anpassung soll nun dazu beitragen, die Lücke zwischen Einnahmen und Ausgaben zu schliessen und die finanzielle Stabilität des Verkehrsverbunds langfristig zu sichern.
Ausbau des Angebots als Kostentreiber
Ein wesentlicher Grund für den steigenden Finanzbedarf ist der kontinuierliche Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes im Kanton Zürich. In den letzten Jahren wurden zahlreiche Verbesserungen umgesetzt, um der wachsenden Bevölkerung und den steigenden Mobilitätsbedürfnissen gerecht zu werden.
Zu den Verbesserungen gehören unter anderem:
- Taktverdichtungen auf wichtigen S-Bahn- und Buslinien
- Einführung neuer Linien zur Erschliessung von Wohn- und Arbeitsgebieten
- Modernisierung der Fahrzeugflotte für mehr Komfort und Kapazität
- Verlängerung der Betriebszeiten am Abend und am Wochenende
Diese Massnahmen erhöhen die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs, führen aber zwangsläufig auch zu höheren Betriebskosten. Die Finanzierung dieses ausgebauten Angebots erfordert eine regelmässige Überprüfung der Einnahmenstruktur, wozu auch die Ticketpreise gehören.
"Die Tarifanpassung ist notwendig, um den vom Kantonsrat vorgegebenen Kostendeckungsgrad des öffentlichen Verkehrs im Kanton Zürich über 60 Prozent zu halten", heisst es in der offiziellen Mitteilung der Zürcher Regierung.
Was bedeutet die Erhöhung für Fahrgäste?
Die angekündigte Erhöhung von 2,1 Prozent ist ein Durchschnittswert. Das bedeutet, dass nicht alle Tickets und Abonnemente um genau diesen Prozentsatz teurer werden. Die genauen Preisanpassungen für einzelne Billette, Mehrfahrtenkarten und Abonnemente werden vom ZVV zu einem späteren Zeitpunkt kommuniziert.
In der Regel werden Preisanpassungen so gestaltet, dass sie für die verschiedenen Nutzergruppen fair verteilt sind. Pendler mit Jahresabonnementen könnten ebenso betroffen sein wie Gelegenheitsfahrer, die Einzelbillette lösen.
Die neuen Tarife treten mit dem Fahrplanwechsel im Dezember in Kraft. Fahrgäste haben also noch Zeit, sich auf die neuen Preise einzustellen und beispielsweise bestehende Mehrfahrtenkarten aufzubrauchen oder Jahresabonnemente vor der Umstellung zu erneuern, sofern dies möglich ist.
Trotz der Erhöhung bleibt der öffentliche Verkehr eine wichtige Säule der Mobilität im Kanton Zürich. Die Investitionen in das Netz sollen sicherstellen, dass der ZVV auch in Zukunft eine zuverlässige und attraktive Alternative zum Individualverkehr darstellt.





