Die Bayard-Filiale am Untertor 32 in der Winterthurer Altstadt wird Ende des Jahres geschlossen. Als Hauptgrund nennt Geschäftsführerin Silvia Bayard die unzureichende Rentabilität des Geschäfts. Zudem konnte keine Einigung über eine Mietzinsreduktion erzielt werden, was die Entscheidung massgeblich beeinflusste.
Die Schliessung betrifft einen Standort, der erst im Februar 2022 unter dem Namen Bayard Co. Ltd. eröffnet wurde. Zuvor war an gleicher Stelle ein Globus-Modehaus angesiedelt. Für die Mitarbeitenden bedeutet die Schliessung Veränderungen. Drei der acht Beschäftigten müssen mit einer Entlassung rechnen.
Wichtige Punkte
- Bayard-Filiale am Untertor schliesst Ende Jahr.
- Unzureichende Rentabilität war der Hauptgrund für die Schliessung.
- Keine Einigung über Mietzinsreduktion möglich.
- Drei von acht Mitarbeitenden könnten entlassen werden.
- Gemischte Nutzung für die Liegenschaft geplant.
Hintergrund der Übernahme und Expansion
Im Februar 2021 übernahmen der ehemalige Globus-Chef Thomas Herbert und das Ehepaar Silvia und Fredy Bayard, Inhaber der Bayard Co. Modekette, insgesamt 31 Filialen. Dazu gehörten die ehemaligen Schild- und Herren-Globus-Geschäfte sowie alle Navyboot-Filialen. Diese Geschäfte gehörten zuvor der Signa-Gruppe des österreichischen Milliardärs René Benko. Benko galt damals noch als Retter, doch die Signa-Gruppe wurde 2023 zahlungsunfähig, und Benko meldete 2024 Insolvenz an.
Die Namen Herren-Globus und Schild sollten im Zuge der Übernahme verschwinden. Stattdessen sollten in der Schweiz mehr Geschäfte unter den Marken Bayard Co. Ltd. und Navyboot entstehen. Dies traf auch auf den Standort Untertor 32 in Winterthur zu. Das ehemalige Globus-Modehaus schloss Mitte November 2021 seine Türen. Nur wenige Monate später, im Februar 2022, eröffnete an derselben Stelle ein Bayard-Modehaus.
"Es wäre naiv, zu sagen, wir müssten keine Filialen schliessen."
Bereits bei der Übernahme der 31 Filialen äusserte Thomas Herbert die Erwartung, dass nicht alle Standorte erhalten bleiben würden. Er bezeichnete den Betrieb von 20 bis 25 Standorten als realistisch. Jede einzelne Filiale sollte analysiert werden. Im Jahr 2019 erzielten die 31 Geschäfte einen Umsatz von 90 Millionen Franken, erwirtschafteten dabei aber Verluste.
Faktencheck
- 31 Filialen wurden 2021 von Bayard übernommen.
- Der Umsatz dieser Filialen betrug 2019 90 Millionen Franken.
- Diese Filialen waren zu diesem Zeitpunkt verlustbringend.
- Eine realistische Anzahl an Standorten wurde auf 20 bis 25 geschätzt.
Gründe für die Schliessung am Untertor
Die Filiale am Untertor 32 in Winterthur galt trotz ihrer zentralen Lage in der Altstadt als nicht zukunftsfähig. Auf Anfrage bestätigte Geschäftsführerin Silvia Bayard die Gründe für die bevorstehende Schliessung. Der Mietvertrag läuft Ende Dezember dieses Jahres aus. Entscheidend waren das zu tiefe EBITDA (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen) und die fehlende Möglichkeit, eine Mietzinsreduktion zu verhandeln.
Diese Faktoren führten dazu, dass der Betrieb der Filiale als nicht mehr rentabel angesehen wurde. Die wirtschaftliche Lage des Standorts liess keine andere Entscheidung zu. Die Bayard-Filiale am Untertor war somit eine der Filialen, die die kritische Analyse nicht bestanden hat.
Die Schliessung hat auch Auswirkungen auf das Personal. Von den acht Mitarbeitenden müssen drei mit einer Entlassung rechnen. Diese Zahl ist jedoch noch nicht endgültig. Bis zur endgültigen Schliessung Ende des Jahres findet ein Räumungsverkauf statt. Dies teilte das Unternehmen der Stammkundschaft mit.
Wirtschaftlicher Kontext
Das EBITDA ist eine wichtige Kennzahl für die Profitabilität eines Unternehmens. Ein niedriges EBITDA deutet darauf hin, dass die operativen Einnahmen nicht ausreichen, um die Betriebskosten zu decken, bevor Zinsen, Steuern und Abschreibungen berücksichtigt werden. Dies ist oft ein entscheidender Faktor für die Fortführung oder Schliessung eines Geschäftsstandortes.
Das Bayard-Geschäft an der Stadthausstrasse, das ein Damen-Sortiment führt, bleibt hingegen erhalten. Dies zeigt, dass Bayard weiterhin an anderen Standorten in Winterthur präsent sein wird. Die Entscheidung betrifft spezifisch den Standort am Untertor.
Zukunft der Liegenschaft und städtische Entwicklung
Die Liegenschaft Untertor 32 gehört der Hardturm AG in Zürich, einem Immobilienunternehmen. Dieses Unternehmen konzentriert sich auf Investitionen in hochwertige Wohn- und Geschäftsräume sowie auf die Entwicklung von Immobilienprojekten. Auf Anfrage äusserte sich die Firma nicht zu möglichen Nachmietern.
Es wurde jedoch bekannt gegeben, dass für die Liegenschaft eine gemischte Nutzung geplant ist. Dies umfasst Ladenflächen im Erdgeschoss, ergänzt durch Gewerbe- und Büroflächen in den oberen Stockwerken. Diese Art der Nutzung spiegelt einen breiteren Trend in Innenstädten wider.
Herausforderungen für grosse Flächen in Innenstädten
Bea Linder, Geschäftsführerin der City-Vereinigung Junge Altstadt, zeigte sich nicht überrascht von der Schliessung. Sie betonte, dass Geschäfte mit grossen Flächen über mehrere Etagen in Innenstädten zunehmend Schwierigkeiten haben. Die hohen Mieten sind oft kaum noch zu finanzieren. Dies stellt eine grosse Herausforderung für den Detailhandel dar.
Linder fordert, dass Eigentümer von Liegenschaften flexibler werden müssen. Es sei wichtig, nicht einfach dieselben grossen Flächen erneut zur Miete anzubieten. Stattdessen seien kleinere Flächen gefragt, auch für Zwischennutzungen oder Pop-up-Stores. Diese Flexibilität kann dazu beitragen, Leerstände zu vermeiden und die Attraktivität der Innenstädte zu erhalten.
Als positives Beispiel nannte Linder die Liegenschaft, in der früher das Möbelhaus Pfister über mehrere Etagen untergebracht war. Dort sind heute ein Kleidergeschäft und ein Café im Erdgeschoss zu finden. Die oberen Stockwerke werden als Büroräumlichkeiten genutzt. Dies zeigt, wie eine Anpassung der Nutzung erfolgreich sein kann.
- Grosse Ladenflächen über mehrere Etagen sind in Innenstädten wirtschaftlich schwer zu halten.
- Hohe Mieten tragen zur Problematik bei.
- Gefordert sind kleinere, flexiblere Flächen.
- Zwischennutzungen und Pop-up-Stores können eine Lösung sein.
Wohnraum und Dienstleistungen in oberen Etagen
In der Winterthurer Altstadt könnten Ladengeschäfte künftig hauptsächlich im Erdgeschoss und allenfalls im Untergeschoss zu finden sein. Die Etagen darüber eignen sich laut Expertenmeinung besser für Dienstleistungen und Wohnungen. Diese Entwicklung kann gleich zwei Vorteile mit sich bringen.
Einerseits kann die Umnutzung von oberen Etagen zu Wohnraum dazu beitragen, den bestehenden Wohnungsnotstand zu lindern. Andererseits zieht neuer Wohnraum auch neue Kundschaft für die verbleibenden Geschäfte in der Altstadt an. Dies schafft eine Win-Win-Situation für Bewohner und lokale Unternehmen.
Die Umstrukturierung der Nutzung von Innenstadtimmobilien ist ein langfristiger Trend. Er reagiert auf veränderte Einkaufsgewohnheiten und den Bedarf an zentralem Wohnraum. Flexible Konzepte sind entscheidend, um die Vitalität der Stadtzentren zu sichern.





