Die Brauerei Locher AG, seit Frühling 2024 Mehrheitseigentümerin der Chopfab-Brauerei in Winterthur, hat eine umfassende Restrukturierung angekündigt. Am Standort Winterthur werden sechs von 35 Stellen abgebaut. Die Produktion wird verkleinert, die Abfüllung nach Appenzell verlagert.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Chopfab-Standort in Winterthur werden 6 von 35 Stellen abgebaut.
- Die Brauerei bleibt bestehen, wird jedoch um zwei Drittel der Produktionsfläche verkleinert.
- Die Abfüllung des Bieres findet künftig nicht mehr in Winterthur statt.
- Der Standort wird zu einem Kompetenzzentrum für die Entalkoholisierung ausgebaut.
- Grund für die Massnahmen ist der schweizweit rückläufige Bierkonsum.
Entscheidung nach wochenlanger Unsicherheit
Nachdem in den letzten Wochen Gerüchte über eine mögliche Schliessung der bekannten Winterthurer Brauerei kursierten, hat die neue Eigentümerin, die Brauerei Locher AG aus Appenzell, nun für Klarheit gesorgt. An einer Medienkonferenz bestätigte die Unternehmensleitung, dass der Standort Winterthur erhalten bleibt, jedoch tiefgreifende Veränderungen bevorstehen.
Die einschneidendste Massnahme ist der Abbau von sechs Stellen, was fast 20 Prozent der Belegschaft betrifft. Die betroffenen Mitarbeitenden wurden bereits im Mai über die Pläne informiert. Laut Unternehmensangaben haben vier der sechs entlassenen Personen bereits eine neue Anstellung gefunden, während zwei weitere noch auf der Suche sind.
„Wir stehen vor wirtschaftlichen Herausforderungen“, erklärte Aurèle Meyer, CEO der Brauerei Locher. Er betonte jedoch gleichzeitig: „Mit dem heutigen Tag wollen wir klar symbolisieren, dass wir nach wie vor an die Marke Chopfab glauben.“
Die Kommunikation der letzten Tage hatte für Verwirrung gesorgt. Zunächst wollte das Unternehmen die Gerüchte weder bestätigen noch dementieren. Erst auf Druck von Kunden und Lieferanten wurde vergangene Woche bekannt gegeben, dass der Standort nicht geschlossen wird, die Zukunft der Arbeitsplätze blieb jedoch ungewiss.
Umbau am Standort Winterthur
Die Restrukturierung in Winterthur ist umfassend. Die Produktionsflächen werden um zwei Drittel reduziert. Aurèle Meyer begründete diesen Schritt damit, dass der Standort „überdimensioniert gewesen“ sei. Eine Redimensionierung sei daher eine logische Konsequenz.
Eine wesentliche Änderung betrifft die Logistik: Das Chopfab-Bier wird künftig nicht mehr in Winterthur abgefüllt. Die dafür notwendigen Maschinen seien veraltet, und eine Verlagerung nach Appenzell sei wirtschaftlich sinnvoller. Die Brauerei Locher zentralisiert ihre gesamte Logistik und wird künftig nur noch ein Lager in Appenzell für alle ihre Marken betreiben.
Neue Ausrichtung für Winterthur
Trotz der Verkleinerung soll der Standort Winterthur eine wichtige Rolle in der Unternehmensstrategie spielen. Er wird zu einem Kompetenzzentrum für die Entalkoholisierung von Getränken mittels Osmose ausgebaut. Damit reagiert das Unternehmen auf den wachsenden Markt für alkoholfreie Biere. Die Produktion von Fleischersatzprodukten aus Biertreber wird ebenfalls fortgesetzt.
Was ändert sich für Konsumenten?
Für die Liebhaber des Chopfab-Bieres gibt es eine gute Nachricht: Das Biersortiment bleibt unverändert. Die Marke soll weiterhin für Craft-Bier aus Winterthur stehen, auch wenn die Abfüllung an einem anderen Ort stattfindet. Das Brauen selbst wird weiterhin in den verkleinerten Anlagen in Winterthur durchgeführt.
Strategische Anpassungen im Biermarkt
Die Massnahmen bei Chopfab sind Teil einer grösseren strategischen Neuausrichtung der Brauerei Locher, die insgesamt rund 6 Millionen Franken investiert. Zu der Gruppe gehören neben Chopfab auch die Marken Boxer und Egger Bier. Auch am Standort der Egger-Brauerei in Worb BE wird eine neue Produktionsstätte gebaut.
Sinkender Bierkonsum als Treiber
Der Hauptgrund für die Umstrukturierungen liegt im veränderten Konsumverhalten. „Der Bierkonsum geht immer mehr zurück – jedes Jahr um rund 3 Prozent“, so CEO Meyer. Die Zahlen bestätigen diesen Trend eindrücklich:
- 1990: Der durchschnittliche Pro-Kopf-Konsum in der Schweiz lag bei 71 Litern Bier.
- 2023: Im vergangenen Jahr waren es nur noch 49,3 Liter.
Dieser langfristige Rückgang zwingt die Brauereien, ihre Strukturen anzupassen und neue Geschäftsfelder zu erschliessen. Die Investition in die Entalkoholisierung in Winterthur ist eine direkte Antwort auf diesen Wandel.
Die Zentralisierung der Logistik und die Modernisierung der Produktionsstätten sollen die Effizienz der gesamten Gruppe steigern und sie für die Zukunft rüsten. Der Umbau bei Chopfab ist somit ein schmerzhafter, aber aus Sicht des Unternehmens notwendiger Schritt, um die Marke langfristig zu sichern.





