Die Doppelleu Brauwerkstatt AG aus Winterthur hat sich innerhalb kürzester Zeit zu einem dominanten Akteur auf dem Schweizer Biermarkt entwickelt. Mit ihrer Marke „Chopfab“ eroberten die Gründer Jörg Schönberg und Philip Bucher nicht nur ihre Heimatstadt, sondern auch den Grossraum Zürich. Ihr rasanter Aufstieg, angetrieben durch professionelles Marketing und eine klare Nischenstrategie, sorgt in der Branche für Aufsehen und stellt etablierte Brauereien vor neue Herausforderungen.
Seit der Gründung im Jahr 2012 im Grüze-Quartier verzeichnet das Unternehmen ein Wachstum im dreistelligen Prozentbereich. Die Produktionskapazität wurde bereits mehrfach erweitert, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Dieser Erfolg wirft jedoch auch Fragen auf und zwingt die Konkurrenz, ihre eigenen Strategien zu überdenken.
Das Wichtigste in Kürze
- Rasantes Wachstum: Doppelleu hat sich seit 2012 zum Marktführer im Segment obergäriger Biere in der Schweiz entwickelt.
- Professionelles Marketing: Die Marke "Chopfab" nutzt eine starke lokale Identität und ein modernes Design, um sich von der Konkurrenz abzuheben.
- Marktpräsenz: Das Bier ist landesweit in fast 400 Gastronomiebetrieben und bei Grossverteilern wie Coop erhältlich.
- Branchenreaktionen: Während einige Konkurrenten die Belebung des Marktes begrüssen, äussern andere Bedenken über die aggressive Wachstumsstrategie.
Ein Aufstieg in Rekordzeit
Als Jörg Schönberg (43) und Philip Bucher (40) im Jahr 2012 die Doppelleu Brauwerkstatt gründeten, war das Ziel klar: Sie wollten den Schweizer Biermarkt mit hochwertigen, obergärigen Bieren aufmischen. Was folgte, übertraf selbst ihre kühnsten Erwartungen. Innerhalb von nur zwei Jahren stieg das Unternehmen zur grössten Brauerei in Winterthur auf und etablierte sich als landesweiter Marktführer in seiner Nische.
Die Wachstumszahlen sind beeindruckend. Der Bierausstoss, der 2013 noch bei 2.000 Hektolitern lag, wurde im Folgejahr bereits vervielfacht. Um mit der Nachfrage Schritt zu halten, musste die Brauerei ihre Anlagen bereits zweimal erweitern. Die Kapazität wurde von ursprünglich 5.000 auf 15.000 Hektoliter verdreifacht. Eine neue, leistungsfähigere Fassabfüllanlage war eine der jüngsten Investitionen, um die Lieferfähigkeit sicherzustellen.
Wachstum in Zahlen
- Gründung: 2012 in Winterthur
- Anfängliche Kapazität: 5.000 Hektoliter
- Aktuelle Kapazität: 15.000 Hektoliter
- Wachstum: Dreistelliger Prozentbereich seit Start
Die Marke als Erfolgsfaktor
Ein wesentlicher Treiber des Erfolgs ist die durchdachte Markenstrategie. Der Name „Chopfab“ hat sich schnell in den Köpfen der Konsumenten verankert. Er spielt auf die enthaupteten Stadtheiligen von Zürich (Felix und Regula) und Winterthur (Albanus) an und schafft so eine starke regionale Identität.
Lokale Wurzeln, moderner Auftritt
Auch der Name der Brauerei selbst, „Doppelleu“, ist kein Zufall. Er symbolisiert die Wappentiere von Winterthur und Zürich und unterstreicht den Anspruch, ein Bier für den gesamten Kanton zu sein. „Wir verstehen uns als kantonales Bier mit Heimat Winterthur“, erklärt Mitgründer Philip Bucher. Dieser lokale Bezug wird mit einem modernen und hochwertigen Erscheinungsbild kombiniert. Die mattschwarze Dose mit schlichtem Design hebt sich deutlich von traditionelleren Etiketten ab.
Die Qualität der mittlerweile zehn Biersorten überzeugt bei Degustationen regelmässig sowohl Fachleute als auch Laien. Doch es ist die Kombination aus gutem Produkt und professionellem Marketing, die den entscheidenden Unterschied macht.
Aggressive Expansion in Handel und Gastronomie
Doppelleu hat von Anfang an auf eine breite Verfügbarkeit gesetzt. Das Bier ist nicht nur in fast 400 Restaurants und Bars in der ganzen Schweiz gelistet, sondern auch prominent in den Regalen von Grossverteilern wie Coop platziert. Allein in der Region Winterthur wird Chopfab in rund 70 Lokalen ausgeschenkt.
Die Brauerei sicherte sich zudem wichtige Ausschankrechte bei Grossveranstaltungen. Für die nächsten drei Jahre ist Chopfab das offizielle Bier der Afro-Pfingsten und der Winterthurer Musikfestwochen. Bei letzteren setzte sich das Unternehmen gegen fünf Konkurrenten durch, darunter etablierte Namen wie Turbinenbräu und ein gemeinsames Angebot von Euelbräu und Stadtguet.
„Noch wichtiger war aber der Lokalbonus“, sagt Jane Wakefield, Geschäftsführerin der Musikfestwochen, über die Entscheidung. Nach einem Sieg in der Blinddegustation sei dem OK der Entscheid noch leichter gefallen.
Auch in der Zürcher Szene hat sich die Marke etabliert. Während der Fussball-Weltmeisterschaft wurde Chopfab exklusiv in der beliebten Public-Viewing-Bar „Zum glatte Köbi“ im Kreis 5 ausgeschenkt, was die Bekanntheit weiter steigerte.
Wie die Konkurrenz auf den neuen Player reagiert
Der Schweizer Biermarkt ist hart umkämpft. Er wird von den Grosskonzernen Carlsberg und Heineken dominiert, die zusammen einen Marktanteil von rund 70 Prozent halten. Der Anteil von Import- und Billigbieren hat sich in den letzten Jahren verdoppelt, während der inländische Bierausstoss insgesamt stagniert. In diesem Umfeld sorgt der Erfolg von Doppelleu für gemischte Reaktionen.
Der Schweizer Biermarkt
Der Markt wächst kaum, obwohl die Bevölkerung zunimmt. Grosse Konzerne dominieren, während sich rund 13 mittelgrosse Brauereien etwa 8,4 Prozent des Marktes teilen. Kleinere, lokale Brauereien müssen sich in Nischen behaupten.
Einige Konkurrenten sehen die Entwicklung positiv. Adrien Weber, Verkaufsleiter von Turbinenbräu, äussert sich sogar überschwänglich: „Etwas Besseres konnte uns nicht passieren.“ Er argumentiert, dass professionelle Akteure wie Doppelleu helfen, das angestaubte Image von Lokal- und Craft-Bieren aufzupolieren. Dies schaffe Rückenwind für alle kleineren Brauereien im „Kampf um den Hahnen“ in der Gastronomie.
Skepsis und kritische Fragen
Andere Marktteilnehmer sind skeptischer. Hinter vorgehaltener Hand wird gemunkelt, dass das Wachstum mit viel Geld und aggressiven Preisen erkauft sei. Philip Eigenheer vom Zürcher Konkurrenten Amboss spricht offen aus, was viele denken: „Wer zahlt das? Und wie lange geht das noch gut?“
Diese Bedenken werden von Philip Bucher vehement zurückgewiesen. Er betont, dass man früh einen Trend erkannt und konsequent investiert habe. Der Markt für obergärige „Craft Beers“ wachse international stark, und man sei überzeugt, dass sich diese Entwicklung in der Schweiz fortsetzen werde. „Wir verzerren den Wettbewerb nicht mit Geld und Tiefpreisen“, stellt Bucher klar. Die Finanzierung stamme zu über 50 Prozent aus Fremdkapital, wobei mit der UBS und der Bank Linth starke Partner im Rücken stünden – eine Seltenheit für ein Start-up.
Bucher rechnet damit, dass Sponsoring-Engagements wie bei den Musikfestwochen nach drei Jahren kostendeckend sind. Der Businessplan sieht vor, bereits 2015 schwarze Zahlen zu schreiben. Auch wenn das Wachstum beeindruckend ist, bleibt der Marktanteil vorerst bescheiden. Bis die Ein-Prozent-Marke erreicht ist, werden noch einige Jahre vergehen. Vorerst bleibt Doppelleu ein agiler Herausforderer in einem von Giganten dominierten Markt.





