Hanspeter Maier, vielen als «Frauenfelder Chilbikönig» bekannt, prägt seit Jahrzehnten die Schweizer Volksfeste. Mit 70 Jahren denkt der Schausteller in vierter Generation nicht ans Aufhören. Sein Leben ist untrennbar mit Riesenrädern, Karussells und dem Trubel der Chilbis verbunden, auch wenn sich die Branche verändert hat.
Wichtige Punkte
- Hanspeter Maier ist Schausteller in vierter Generation und 70 Jahre alt.
- Er betreibt mehrere Fahrgeschäfte, darunter zwei Riesenräder und eine Achterbahn.
- Maier ist bekannt als «Frauenfelder Chilbikönig», ein Titel, auf den er stolz ist.
- Die Branche ist heute anspruchsvoller, insbesondere durch Personalmangel und höhere Betriebskosten.
- Trotz Herausforderungen bleibt Maier seiner Leidenschaft treu und plant für die Zukunft.
Ein Leben im Zeichen der Chilbi
Der Herbst ist traditionell die Hochsaison für Chilbis und Messen in der Schweiz. Hanspeter Maier ist in dieser Zeit an vorderster Front dabei. Der Thurgauer Schausteller ist stolz auf seine Bezeichnung als «Frauenfelder Chilbikönig». Er sieht darin eine Anerkennung für seine kontinuierlichen Investitionen in neue Fahrgeschäfte und sein Engagement für die Volksfeste.
Maier ist Inhaber einer Vielzahl von Attraktionen. Dazu gehören zwei Riesenräder, eine Rutschbahn, ein Kinderkarussell und eine kürzlich erworbene Achterbahn. Seine Frau ist ebenfalls in der Branche tätig und reist mit einem Laufgeschäft. Mit diesen Attraktionen ist er auf Veranstaltungen in der gesamten Schweiz präsent.
Fakten zu Hanspeter Maier
- Alter: 70 Jahre
- Generation: 4. Generation Schausteller
- Fahrgeschäfte: 2 Riesenräder, 1 Rutschbahn, 1 Kinderkarussell, 1 Achterbahn
- Mitarbeiter: 12 Angestellte (2 ganzjährig, 10 saisonal)
- Fuhrpark: 7 LKWs, 7 Schlepper, 28 Transportanhänger, 3 Kräne
Die Faszination des Trubels
Hanspeter Maier liebt das geschäftige Treiben auf den Festplätzen. Seine Familie bezeichnet ihn als «Herdentier». Die stressigste Phase einer Chilbi ist für ihn nicht der laufende Betrieb, sondern der Auf- und Abbau der Fahrgeschäfte. Sobald die Chilbi in vollem Gange ist, findet er auch Zeit für einen Kaffee im Kassenhäuschen.
Anders verhält es sich, wenn er die gesamte Veranstaltung organisiert. Dies war beispielsweise bei der diesjährigen Herbstmesse Wega in Weinfelden TG der Fall. Dort war Maier in einem leuchtend roten Pullunder und einer neongelben Brille kaum zu übersehen. Er kümmerte sich um die Schausteller und sorgte für den reibungslosen Ablauf. Sein Telefon klingelte ständig, oft musste er Anrufer vertrösten.
Tradition und Herausforderungen
Obwohl Hanspeter Maier das Pensionsalter längst erreicht hat, denkt er nicht ans Aufhören. Er plant, weiterzumachen, solange es seine Gesundheit zulässt. Für ihn gibt es kein anderes Leben. Er wurde in die Schaustellerbranche hineingeboren. Schon sein Urgrossvater reiste mit einem Kasperli-Theater, dessen Wagen noch von Ochsen gezogen wurden.
Für Maier stand fest, dass er die Familientradition fortsetzen würde. Nach einer zweijährigen Anlehre als Schlosser begann er mit 18 Jahren seine Karriere als Schausteller. Zunächst arbeitete er im Betrieb seines Vaters. Seine erste eigene Attraktion war ein Kraftautomat, bei dem man für 20 Rappen die Hörner eines Stiers zusammendrücken musste.
Hintergrund der Schaustellerfamilie
Die Familie Maier ist seit vier Generationen im Schaustellergewerbe tätig. Diese lange Tradition prägt das Leben von Hanspeter Maier. Der Beruf wurde von Generation zu Generation weitergegeben, was eine tiefe Verbundenheit mit der Branche schafft.
Der Schritt in die Selbständigkeit erfolgte mit dem Verkauf von Zuckerwatte. Es folgten eine Schiessbude und ein Karussell. So baute er sich Schritt für Schritt sein eigenes Unternehmen auf. «Ich habe immer noch ein bisschen mehr gewollt», sagt er. Heute beschäftigt Maier zwölf Mitarbeiter, zwei davon das ganze Jahr über, die übrigen als Saisonniers. Bei Bedarf kann er zusätzlich auf Aushilfen zählen.
«Man muss schon eine Schraube locker haben, um ein Leben lang auf der Chilbi zu bestehen.»
Veränderungen in der Branche
Das Dasein als Schausteller ist heute nicht mehr so unbeschwert wie zu Beginn seiner Karriere. Viele seiner alten Weggefährten sind nicht mehr dabei, jüngere Schausteller, oft aus Deutschland und den Niederlanden, haben ihre Plätze eingenommen. Die Suche nach Personal ist ebenfalls schwieriger geworden. Die körperlich anstrengende Arbeit, besonders der Auf- und Abbau in grosser Höhe, schreckt viele potenzielle Mitarbeiter ab. «Die meisten Menschen wollen ihr Geld heute auf leichtere Weise verdienen», bemerkt Maier.
Zusätzlich sind die Verkehrsabgaben gestiegen und die Strassenverkehrsgesetze strenger geworden. Dies wirkt sich stark auf einen reisenden Schausteller aus, der einen grossen Fuhrpark besitzt. Dazu gehören sieben LKWs, sieben Schlepper, 28 Transportanhänger und drei Kräne. Die gestiegenen Kosten und Auflagen machen den Beruf finanziell anspruchsvoller. «Es ist nicht mehr so leicht verdientes Geld wie früher», erklärt Maier.
Blick in die Zukunft
Trotz der vielen Energie, die seine Arbeit fordert, kann Hanspeter Maier nicht ohne sie leben. «Die Chilbi ist mein Leben.» Er geniesst heute jedoch mehr Komfort. Er wohnt nicht mehr im Wohnmobil, sondern in einer Wohnung in Frauenfeld. Ausserdem reist er jeden Januar für einen Monat nach Thailand, der Heimat seiner Frau. Dort wird er regelmässig daran erinnert, das Telefon beiseitezulegen und wirklich Ferien zu machen.
Maier denkt auch an die Zukunft. Er ist momentan topfit, aber die Gesundheit kann sich ändern. Bei der Anschaffung neuer Fahrgeschäfte achtet er daher darauf, dass diese sich gut verkaufen lassen. Dies für den Fall, dass er eines Tages kürzertreten muss.
Die nächste Generation
Seine beiden Töchter sind ebenfalls im Schaustellerwesen tätig. Eine arbeitet als seine Sekretärin und wird bald selbst mit einer Rutschbahn unterwegs sein. Die andere betreibt bereits selbständig ein Kinderfliegerkarussell. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass sie in die grossen Fussstapfen ihres Vaters treten werden.
Die Freude am Beruf haben sie zweifellos geerbt, aber den unermüdlichen Ehrgeiz ihres Vaters weniger. Maier wünscht sich, dass sich seine Töchter noch stärker als Schaustellerinnen engagieren. Die Familientradition soll weitergeführt werden, auch wenn sich die Bedingungen ändern.
Zukunftspläne
- Maier plant weiterhin aktiv zu bleiben.
- Neue Fahrgeschäfte werden unter Berücksichtigung der Wiederverkaufbarkeit ausgewählt.
- Beide Töchter sind im Schaustellerwesen tätig.
- Wunsch nach stärkerem Engagement der Töchter in der Branche.





