Die Schweizer Traditionsmarke Switcher, bekannt für ihr gelbes Wal-Logo, kehrt in den stationären Handel zurück. Am 1. Dezember wird im Einkaufszentrum Shopping Seen in Winterthur die erste neue Filiale seit der Wiederbelebung der Marke im Jahr 2020 eröffnet. Dieser Schritt markiert den Beginn einer landesweiten Expansion.
Das Wichtigste in Kürze
- Eröffnung in Winterthur: Die erste neue Switcher-Filiale öffnet am 1. Dezember im Shopping Seen ihre Türen.
- Schweizweite Expansion: CEO Marc Joss plant, innerhalb von zwei Jahren ein Netz von zehn Geschäften in der Schweiz aufzubauen.
- Strategischer Standort: Winterthur wurde aufgrund hoher Mietpreise in Zürich als strategischer Standort im Grossraum Zürich gewählt.
- Nachhaltigkeitsfokus: Die Marke positioniert sich als bezahlbare und nachhaltige Alternative zu internationalen Fast-Fashion-Anbietern.
Ein neues Kapitel für die Marke mit dem Wal
Nach dem Konkurs im Jahr 2016 schien die Geschichte von Switcher beendet. Doch 2020 übernahm der ehemalige Marketingleiter Marc Joss das Ruder und startete einen Neuanfang, der sich zunächst auf den Online-Handel konzentrierte. Der Grossteil des Umsatzes wird aktuell über den eigenen Webshop sowie über Partner wie Brack, Digitec Galaxus und Zalando generiert.
Nun folgt der nächste logische Schritt: die Rückkehr in die Einkaufsstrassen. Die neue Filiale in Winterthur erstreckt sich über eine Fläche von rund 90 Quadratmetern und soll das gesamte Sortiment der Marke präsentieren. Dies ist eine direkte Antwort auf die Nachfrage der Kunden, die Produkte vor dem Kauf anprobieren und erleben möchten.
Hintergrund: Der Weg von Switcher
Die Marke Switcher wurde 1981 gegründet und etablierte sich mit ihrem Fokus auf Freizeitkleidung und dem ikonischen Wal-Logo als feste Grösse in der Schweiz. Nach finanziellen Schwierigkeiten folgte 2016 der Konkurs. Die Wiederbelebung im Jahr 2020 durch Marc Joss bewahrte die Marke vor dem endgültigen Verschwinden und leitete eine Modernisierung der Geschäftsstrategie ein.
Warum Winterthur den Vorzug erhielt
Die Entscheidung für Winterthur als ersten Standort war strategischer Natur. Laut CEO Marc Joss war eine Präsenz im Grossraum Zürich von Anfang an das Ziel. Die Mietpreise in der Zürcher Innenstadt erwiesen sich jedoch als zu hohes finanzielles Risiko für ein Unternehmen im Wiederaufbau.
«Zürich selber liegt von den Mieten her noch ausserhalb unserer Reichweite», erklärte Joss. «Das Risiko wäre zu gross gewesen.» Winterthur, als stark wachsende Stadt, bot die ideale Alternative. «Mit dem Shopping Seen haben wir einen Ort gefunden, an dem Fläche, Preis und Lage gestimmt haben», fügte er hinzu.
Joss beobachtet, dass die Mietkosten in städtischen Toplagen oft nicht mehr durch den reinen Ladenverkauf zu decken sind, was die Standortwahl für viele Detailhändler erschwert.
Expansionspläne für die ganze Schweiz
Die Filiale in Winterthur ist nur der Anfang einer grösseren Vision. Bereits im März 2025 soll das zweite Geschäft im aargauischen Rheinfelden eröffnet werden. Das ambitionierte Ziel ist es, innerhalb von zwei Jahren zehn Filialen in der gesamten Schweiz zu betreiben.
Mögliche weitere Standorte, die geprüft werden, sind Städte wie Genf, St. Gallen und Luzern. Mit dieser Expansion strebt Switcher ein Umsatzpotenzial von fünf bis zehn Millionen Franken an. Zum Vergleich: Vor dem Konkurs lag der Jahresumsatz bei rund 35 Millionen Franken.
«Obwohl der Onlinehandel zugenommen hat, kaufen noch immer rund 70 Prozent der Konsumenten stationär ein. Da die meisten Händler nur ein ganz kleines Switcher-Sortiment anbieten, kann das für die Kunden frustrierend sein.» - Marc Joss, CEO Switcher
Die Zukunft des Einkaufens: Online und Offline verbinden
Das neue Ladenkonzept von Switcher soll das Beste aus beiden Welten vereinen. Kunden können weiterhin online bestellen und die Ware entweder nach Hause oder direkt in die Filiale liefern lassen. Dort können sie die Artikel anprobieren und bei Bedarf unkompliziert umtauschen.
«Ein Ersatzartikel trifft innert 24 Stunden im Laden ein. Das ist die Zukunft des Detailhandels», ist Joss überzeugt. Diese Flexibilität soll das Einkaufserlebnis verbessern und die Kundenbindung stärken.
Ein Klassiker bleibt: Das T-Shirt «Bob»
Seit 1984 ist das T-Shirt-Modell «Bob» der unangefochtene Bestseller der Marke. Laut Marc Joss wurde es unzählige Male überarbeitet und oft für veraltet erklärt, erfreut sich aber nach wie vor grosser Beliebtheit. Es kostet aktuell 21 Franken.
Positionierung im umkämpften Modemarkt
Der Bekleidungsmarkt ist hart umkämpft, insbesondere durch den Aufstieg von Ultra-Fast-Fashion-Anbietern aus China wie Shein und Temu. Diese erzielen in der Schweiz geschätzte Umsätze von rund einer Milliarde Franken pro Jahr. Joss kritisiert deren Geschäftsmodell scharf: «Was diese von der Qualität her liefern, ist oft unterirdisch.»
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Umweltbelastung. Jeder Artikel werde einzeln per Luftfracht versandt, was ökologisch bedenklich sei. Switcher setzt bewusst auf einen Gegenentwurf. Die Produktion findet ausschliesslich in Indien statt, wobei alle Arbeitsschritte in einem Umkreis von nur 20 Kilometern erfolgen. Der Transport nach Europa geschieht per Seefracht.
Nachhaltigkeit als Kernbotschaft
Switcher hat sich klare Nachhaltigkeitsziele gesetzt. Bis 2030 will das Unternehmen weitestgehend auf Polyester verzichten und vollständig auf Biobaumwolle umstellen. Diese Strategie soll auch im Preis sichtbar sein, ohne unerschwinglich zu werden.
- Das günstigste T-Shirt aus Biobaumwolle kostet bei Switcher 17 Franken.
- Joss bezeichnet dies als «Kampfpreis», der deutlich über den 2 bis 4 Franken chinesischer Massenware liegt.
- Gleichzeitig ist es günstiger als viele als «nachhaltig» vermarktete Shirts von Mitbewerbern, die oft 29 oder 39 Franken kosten.
Das Credo des Unternehmens lautet: «Nachhaltigkeit muss bezahlbar sein.» Mit dieser Positionierung hofft Switcher, eine bewusste Käuferschaft anzusprechen und sich langfristig im Schweizer Markt zu behaupten.





